@ Andner68
Erstmal danke für die positive Resonanz. Dein Denken ist übrigens nicht durchschnittlich, was Du mit der richtig begründeten Aussage, die
nicht zu spielen, trefflich beweist. Davon abgesehen gibt es bei motivierten Skatspielern, die daran arbeiten, ihr Spiel stetig zu verbessern, m.E. keine "Niederungen" der Skatwelt. Es gibt nur Zwischenstände auf Deiner persönlichen Skala des Beherrschens dieses hochkomplexen Spiels. Und die hängen von verschiedenen Faktoren ab: vom Talent, von der Zahl der Jahre, die Du spielst, von der Spielhäufigkeit und - ganz wichtig - von der Stärke der Leute, mit denen Du spielst (bist Du nur von Kartenlegern umgeben, kannst Du das Spiel nie vernünftig lernen!!!). Und diese Zwischenstände sind nichts als Wasserstandsmeldungen, sie schwanken ständig. Bei aufstrebenden Spielern mit ner klaren Tendenz nach oben, aber dabei kommen zwangsläufig auch Phasen vor, in denen es zwischenzeitlich abwärts geht, bis Du das nächste Level erreichst.
Zu Deinen Fragen: Standard ist gar nix. Was wir beschreiben, sind mögliche Denkprozesse, mehr nicht. Ob der Einzelne diese in einem bestimmten Moment auch so vollzieht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Eine solche Analyse macht man am warmen Schreibtisch, man hat Zeit, soviel man will, man steht nicht unter (oft selbstauferlegtem) Leistungsdruck, man läuft nicht Gefahr, einen Spielfehler teuer bezahlen zu müssen. Im Grunde ist es ein bisschen wie Kiebitz sein, die sehen auch fast immer mehr als die beteiligten Spieler. Wäre ich in der Lage, die Spiele, die in dieser Rubrik behandelt werden, am Tisch immer zu lösen, hätte ich schon manch großes Turnier gewonnen, selbst bei der spärlichen Zahl, die ich besuche. Kein Spitzenspieler löst solche Spiele immer, die Leistungsunterschiede machen sich nur daran fest, wie oft einer sie löst.
Die zweite Frage nach der auszuspielenden 10 bei einer langen Farbe, in der man beide Volle führt, kann ich nur doppelt mit Nein beantworten. Ich hab die Problematik im entsprechenden Kapitel der Skatschule ("Die 10 ist eine Plaudertasche") recht umfassend beschrieben. Lies es Dir doch mal durch, wenn Du magst. Die dafür notwendige Anmeldung bei Euroskat ist, wie schon öfter erwähnt, kostenlos und unverbindlich.
@ HelAu
Die Frage, wie ich weitergespielt hätte, ist insofern müßig, als ich die
nicht gespielt hätte. Aber es wäre auf jeden Fall kein absurder Gedankengang, jetzt die
nachzubringen. Denn dass ein Spieler mit ner blanken Lusche und Pik K zu dritt freiwillig Grand spielt, kann ich mir selbst bei dem größten Peitscher nicht vorstellen. Und wenn MH daraufhin
wimmelt, willst Du den Grand sicher nicht mehr gewinnen.
Ich finde übrigens ganz und gar nicht, dass es selbstverständlich ist, dass gute Gegenspieler den Siegweg finden, wenn Pik 4/0 steht. Nicht mal, wenn die Karte so steht wie in diesem Fall. Da sind schon ne Menge richtiger Gedanken nötig, um das Spiel zu legen. Und was ist denn, wenn MH die vier Pik hat? Da kann jedes Volle auf dem Tisch unter Umständen schon den Sieg des AS bedeuten.
Aber davon abgesehen sage ich ja nicht, dass Deine Drückung verkehrt ist. Es ist so oder so extrem schwierig, den Grand in HH zu widerlegen. Ansonsten bräuchten wir uns ja gar nicht darüber unterhalten, ob es vertretbar ist, ihn zu spielen. Schließlich hat HH einen theoretischen Kreuz mit sechs und der zählt auch nicht gerade wenig.
Grüßle vom Monsieur