Dass das Herzspiel durchaus mal verloren geht, ist unstrittig. Aber dass es bei 4 Gegentrumpf "ganz schnell über die Wupper geht", wage ich doch sehr stark zu bezweifeln. Du hast vier eigene Volle, an die die Gegner außer bei absoluten Extremständen nicht rankommen. Selbst wenn es ihnen gelingt, ihre Vollen heimzubekommen, was bei geschlossenen Karten schwer genug ist, läuft die Entscheidung über die Bilder. Und da hast du mit zwei schwarzen Buben und der Belle in Trumpf schon gewaltige Waffen in der Hand. Sitzen die 4 oder sogar 5 Trumpf vor dir, bist du ein sehr großer Favorit, sitzen sie hinter dir, immer noch deutlicher Favorit (ich tippe mal auf 60 % bei 5 Gegentrümpfen).
Bei diesem Spiel müssen die Gegner, so sie von der Verteilung her überhaupt eine Chance haben, schon sehr oft richtig raten, um einen Gewinnweg zu finden. Dass dieses Spiel so schwer zu lesen ist, ist übrigens auch der Grund, warum ich es für eindeutig stärker als den Karo halte.
Beim Grand hingegen verlagerst du die Schwierigkeiten bei der Spielgestaltung von den Gegnern zu dir. Jetzt musst du schwere Entscheidungen treffen. Das geht schon mit der Drückung los und mit dem Eröffnungszug gleich weiter. Oder willst du 20 Augen drücken und dich darauf verlassen, dass entweder die Buben kommen oder die Herz 10 blank steht?
Mir wäre das zu dünn, darauf zu spielen. Wenn ich den Grand brauche, und nur dann sage ich den an, drücke und spiele ich den anders. Wie ist übrigens abhängig von den Gegnern. Sind sie sehr stark, geht meine momentane Tendenz dazu, sieben Augen in Herz zu drücken und mit Kreuz Lusche zu starten. Eine schöne Alternative ist auch 13 Augen in Karo zu drücken und mit der Karo Lusche loszugehen.
Sind die Kontrahenten hingegen aus Pgallerts Schneidermanufaktur
, drücke ich 20 Augen und starte mit Kreuz Lusche.
Aber ob ich mich damit bei meinen Gegnern als Spekulant unbeliebt gemacht habe, was ich in diesem Fall ausnahmsweise mal hoffen würde, weiß ich immer erst hinterher.