Dieses Thema ist zwar schon ein wenig älter, aber vielleicht interessieren euch meine Erlebnisse mit Manfred Quambusch und "Gläserne Karten".
Nachdem ich für mein Werk "Skat: Streitfälle vor Gericht" den Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff für einen Buchrückenkommentar gewinnen konnte, wollte ich für den Buchrücken auch noch einen großen Namen aus der Skatszene bemühen. Welcher Name lag näher als der von Manfred Quambusch, dem "Skat-Papst"?
Um meine Verhandlungschancen zu erhöhen, bestellte ich erst einmal sein Buch. Leider war das der größte skatliterarische Fehlkauf, den ich jemals getätigt habe. Viel zu viel Werbung, viel zu wenig Inhalt, zu viele platte Anekdoten, zu viele platte Weisheiten, die man in anderen Skatbüchern besser aufbereitet findet, zu viele abgekupferte Beispiele, die zum Teil fast 1:1 aus anderen Skatbüchern geklaut wurden...Nicht nur die 20,90 € schmerzten, auch die Fassade des "Skat-Papstes" begann zu bröckeln.
Trotzdem dachte ich mir: Er hat nach wie vor einen guten Namen, mit dem er dazu beitragen kann, dass "Skat: Streitfälle vor Gericht" eine neue Ära der Regelkenntnis und Fairness einläutet. Da ich zum Glück über eine lektorische Begabung verfüge, erstellte ich in kurzer Zeit eine Fehlerliste zur 3. Auflage der "Gläsernen Karten" - damit das Buch in der nächsten Auflage "noch besser" wird -, und schickte sie Manfred Quambusch zu. Für diejenigen, die der Inhalt der Fehlerliste interessiert:
Seite 6, Zeile 7: Überflüssiges Komma nach „Ursprung“
Seite 40: Die „Kreuz-8“ ist zweimal abgebildet (anstelle der zweiten „Kreuz-8“ müsste dem Spielverlauf nach wohl der „Pik-König“ abgebildet sein)
Seite 60, Zeile 5: „mit“ statt „mir“
Seite 65, Zeile 19 (10. Zeile von unten), letztes Wort: „dass“ statt „das“
Seite 76: Abbildung von „Herz-8“ statt von „Herz-7“ bei den Karten des Alleinspielers in Mittelhand
Seite 77: Abbildungsreihenfolge beim Alleinspieler in Hinterhand zwecks Einheitlichkeit „Pik-10, Pik-König“ anstatt andersherum
Seite 77, 2. Stich: „Pik-9, Pik-10, Herz-Ass“ statt „Pik-9, Herz-Ass, Pik-10“
Seite 77, 3. Stich: „Karo-Dame, Karo-König, Herz-König“ statt „Karo-Dame, Herz-König, Karo-König“
Seite 79: In der Zeile unter dem von Hinterhand abgebildeten Blatt muss es heißen, dass die „Pik-9“ gedrückt wird (und nicht die „Pik-7“), da die „Pik-9“ abgebildet ist.
Seite 80, 6. Stich: „Herz-9, Herz-König, Herz-10“ statt „Herz-10, Herz-König, Herz-9“
Seite 84, Spiel 2, 4. Stich: „Kreuz-König“ statt „Kreuz-10“ und „Kreuz-7“ statt „Kreuz-9“ („Kreuz-10“ und „Kreuz-9“ kommen im 5. Stich vor)
Wenn ihr mich fragt, sind das ganz schön viele Fehler für die 3. Auflage eines 100-Seiten-Buches...
Ein Dankeschön habe ich für meine Mühen übrigens nicht erhalten - vielleicht stellten sie ja eher eine Majestätsbeleidigung dar. Nichtsdestotrotz wagte ich mich nun an mein eigentliches Vorhaben, den Buchrückenkommentar. Manfred Quambusch schien zwar nicht sonderlich interessiert, aber auch nicht unbedingt abgeneigt, so dass ich ihm eine Leseprobe mit dem Konzept und den interessantesten und anspruchsvollsten Streitfällen zukommen ließ.
Der Witz an der Sache kommt jetzt: In einem Telefongespräch wenige Tage später lehnte er einen Buchrückenkommentar ab und bezeichnete anhand der Leseprobe mein Werk, das immerhin 104 Streitfälle auf ca. 256 Seiten enthalten und lediglich 12,90 € kosten wird, als "zu dünn" und "zu anspruchslos". Es ist hart, das ausgerechnet von jemandem zu hören, dessen Buch 100 Seiten dünn und von vorne bis hinten wirklich anspruchslos ist, dafür aber satte 20,90 € kostet. Vielleicht war ihm das alles auch bloß zu hoch, denn um z. B. meine 3-Seiten-Entscheidungsbesprechung zum berüchtigten 3-Karten-Skat-Fall vollständig (!) nachvollziehen zu können, muss man schon ein wenig Ahnung haben, und zwar richtige Ahnung, nicht Heiße-Luft-Ahnung.
Wenigstens hatte die Geschichte für mich noch ein glückliches Ende, da ich anschließend Thomas Kinback kontaktierte. Thomas hat sich ausgiebig mit dem Manuskript befasst und schließlich eingewilligt, einen Buchrückenkommentar beizusteuern. Dank dieser Erfahrung nehme ich die Legendenbildung im Skat nicht mehr ernst, sondern habe meine Lehren daraus gezogen: 1. Spitzenspieler können arrogante Kotzbrocken oder sympathische Zeitgenossen sein. 2. Die Qualitätsunterschiede zwischen Spitzenspielern sind in der Regel äußerst gering. 3. Nur weil jemand Spitzenspieler ist, sind die Skatbücher, die er schreibt, noch lange nicht gut. 4. Gerade im Skat, wo es so viele Leute mit Spitzenniveau gibt und der Glücksfaktor nach wie vor nicht zu leugnen ist, sollte man damit aufhören, einen Spieler über alle anderen zu erheben.
Ebenso, wie ich die Katholische Kirche für ein furchtbares Konstrukt halte, bin ich der Ansicht, dass man niemanden mehr zum "Skat-Papst" ernennen sollte. Spätestens die 3. Auflage von "Gläserne Karten" untermauert meine Ansicht. Bevor ich mir ein weiteres Skatbuch zulege, warte ich lieber darauf, dass Thomas Kinback endlich eins schreibt. Dann werden die letzten Geheimnisse der Spitzenspieler enthüllt - oder man sieht, dass auch die nur mit Wasser kochen.