von chris » 3. Dez 2015 18:56
Entscheidung SkG:
Ihre Anfrage:
AS in HH spielt mit folgender Karte Kreuz: Kreuz Bube, Pik Bube, Kreuz 8, 7; Herz As, 10, 8; Pik As, König,
Dame; gedrückt: Karo Dame, 9. Es entwickelte sich folgender Spielverlauf: Pik 8 - Pik 9 - Pik König; Pik Bube
- Kreuz Dame - Kreuz 9; Kreuz Bube - Karo Bube - Kreuz König; Kreuz 7 - Kreuz As - ... Nun sagt MH, der
das Kreuz As legte (bevor HH, der noch Trumpf 10 und Herz Bube auf der Hand hat, eine Karte bedient):
"Trümpfe stehen wieder mal drei zu drei". Der AS will nun sein Spiel wegen lauten Mitzählens von Trumpf
bzw. Kartenverrat als gewonnen wissen. Wie ist zu entscheiden? Würde sich an der Entscheidung etwas ändern,
wenn MH seine Aussage tätigt, nachdem HH mit Herz Bube übernommen hat (aber noch nicht zum nächsten
Stich die Kreuz 10 ausgespielt hat)?
Wird wie folgt entschieden:
In beiden Fällen liegt Kartenverrat vor.
Begründung:
Lautes Zählen der Trümpfe oder Augen ist nach ISkO 4.5.8 keinem Mitspieler erlaubt.
Nach ISkO 4.2.9 haben sich alle Mitspieler jeglicher Äußerungen und Gesten zu enthalten, die geeignet sind, die
Karten zu verraten oder den Spielverlauf zu beeinträchtigen.
Im vorliegenden Fall ist die Äußerung von Mittelhand als Kartenverrat zu werten, da sie Hinterhand einen
Hinweis auf die Verteilung der Trümpfe gibt; nur so erfährt Hinterhand, wo sich der 11. Trumpf befindet und
kann ihr Spiel darauf einstellen.
An der Entscheidung würde sich auch nichts ändern, wenn die Aussage erst erfolgt wäre, nachdem Hinterhand
den Stich mit dem Herz Buben übernommen hätte. Beide Äußerungen sind geeignet, den Spielverlauf zu
beeinträchtigen und stellen damit einen Regelverstoß zu Gunsten des Alleinspielers dar.
M.E. eine absolut richtige Entscheidung. In der Praxis werden verbale Äußerungen (der GS) nach meiner Erfahrung vom AS oft deshalb nicht moniert, weil meist ja ein (vermeintlicher) Fehler verbal moniert wird und der AS sein Spiel gewinnt (oder er gewinnt sowieso, weil das Spiel einfach "zu gut" ist oder entsprechend "gut sitzt"). Jedoch sollten bei "engen" Spielen die GS tunlichst keine verbalen oder sonstigen Äußerungen tätigen, denn nach der (strengen) Auslegung des SkG führt dies zum Spielgewinn des AS.
In der Praxis hatten wir neulich zwei Fälle, die hier gut passen:
1.
AS in VH spielt zur vorletzten Karte Pik Bube aus. MH (sehr schwacher Spieler) weiß nicht ob der Kreuz Bube noch "im Spiel" ist und überlegt was er zugeben soll. HH mit dem Kreuz Buben hebt mit dem Kreuz Buben in der Hand demonstrativ den Arm in die Höhe. AS verlangte Spielgewinn, den der SR auch gab. M.E. richtig, da diese nonverbale Geste eine offensichtliche Aufforderung zum Schmieren war.
2.
AS sieht im 2.Stich zu seinem Kreuzspiel, dass fünf Trümpfe gegen ihn stehen und er sein Spiel nicht gewinnen kann. Den 2.Stich übernahm der GS mit dem blanken Kreuz Buben. Nun warf dieser GS richtigerweise aus, woraufhin der AS sinngemäß sagte "den Kreuz Buben hatte doch der andere GS, er wäre raus gekommen". Es kam was kommen musste, der 2.GS (der in HH saß), bediente vom Gerede des AS irritiert, eine falsche Karte, woraufhin der AS triumphierend Spielgewinn einforderte. Der SR entschied, dass der AS durch sein (falsches) Gerede Verursacher der Verwirrung war und ließ den 2.GS die falsche Karte zurück nehmen.
Ich meine, dass der SR in beiden Fällen richtig entschieden hat.
Chris