Okay, fang ich mal an. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Faktoren sind entscheidend. Kernpunkt ist aber der Kartenstand, bei dem es zu einem Trumpfgleichstand zwischen AS und einem GS kommt. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte der AS immer Trumpf ziehen. Erster wichtiger Punkt ist also die Position des AS, in VH kann er nämlich sofort Trumpf ziehen, in Mittel- oder Hinterhand könnte er dafür schon einen Trumpf nutzen müssen, um überhaupt auszuspielen. Hat der AS jedoch in allen Fehlfarben Standkarten, sprich die Asse, dann müsste er wiederrum keinen Trumpf "verschwenden", um das Ausspielrecht zu erhalten.
Also die ersten wichtigen Punkte für diese Betrachtung sind: Spielposition, Standkarten in allen Fehlfarben: ja oder nein. Es muss aber erwähnt werden, dass bei drei Assen der Grand wohl vorgezogen wird. Hat der AS aber bereits eine fehlende Farbe, kann er gewiss sein, dass die Gegenpartei just diese hinlegt, um ihn trumpfschwach zu spielen. Für unseren etwas spezielleren Fall sitzt der AS in MH und hat nebst Trumpf nur noch eine weitere Farbe. Er muss zu Beginn also schon ein mal einstechen, um in VH zu kommen. Es steht also 5-4-1, im allerschlimmsten Fall sogar 5-5-0. Um das überhaupt festzustellen, ist also eine Trumpfrunde Pflicht, beim 5-5-0 sieht der AS sofort, dass ein Spielgewinn sehr schwierig sein wird, beim 5-4-1 spielt er einen Gegenspieler trumpflos, dieser wird im weiteren Verlauf des Spieles weniger entscheidend werden. Für unseren Fall sehen die Trumpf nach dieser Runde dann 4-3-0 aus. Wichtig ist jetzt natürlich, ob der AS weiterhin ausspielen darf oder ob die Gegenpartei am Zuge ist. AS in VH zieht sofort wieder Trumpf. Wichtig wird jetzt aber welchen Trumpf,
denn der Spielgewinn führt über die Standkarten in Trumpf. Diese zu erhalten, ist also sein Ziel, der Weg wird durch seine eigenen Trümpfe entschieden. Für diese Betrachtung sind nur die vier Buben interessant, eventuell noch das Ass, wenn der AS ohne fünf spielt. Der Algorhythmus für den AS lautet also:
1. Ans Spiel kommen über Standkarte/Trumpf
2.1. Wenn Trumpf (AS) > Trumpf (GS1 oder GS2) => Trumpf ziehen
2.2. Wenn Trumpf (AS) = Trumpf (GS1 oder GS2)
UND AS besitzt Standkarte in Trumpf => Trumpf ziehen
2.3. Wenn Trumpf (AS) = Trumpf (GS1 oder GS2) und AS besitzt keine Standkarte in Trumpf => Ersatztrumpf ziehen
Für 2.1 und 2.2 sollte der AS so den Trumpf wählen, um selbst Standkarten in der Trumpffarbe zu bekommen bzw. zu behalten
Als Beispiel kann die bereits bekannte Kartenkonstellation der oberen Aufgaben dienen. Nur die Trumpfkonstellation ändern wir, das Verhältnis von 6-4-1 behalten wir bei:
I.) Einfachstes Bsp: alle vier Buben beim AS
(Mit den vier Standkarten in Herz spielt der AS seine Gegner in VH schwarz, in MH und HH nur dann nicht, wenn die restliche Kartenverteilung zu extrem ist.)
Der AS sticht in MH/HH zunächst mit einem niederen Trumpf ein, um dann mit seinen vier Buben alle bei den GS verbliebenen Trumpfkarten zu ziehen; Resultat: schwarz
II.) Beispiel:
AS in MH mit
HH:
und VH:
Einstechen mit dem Trumpfass, dann Ziehen von Karo-Bube, eventuell fallen dann sogar beide Alten und der AS hat somit vier Standkarten in Trumpf, die restlichen Stiche gehören ihm. Resultat: Schneider
III.) Beispiel:
2. Kartenkonstellation mit
GS1 (VH):
AS (MH):
GS2 (HH):
Der AS braucht Trumpf-Ass zum ersten Einstechen, mit der Sieben zieht er zwar den Pik-Buben von GS2, aber GS1 hat mit seinen Alten immer noch drei Standkarten in Trumpf. Der AS sticht dann mit seiner Trumpf-10 wieder ein. Da er jetzt keine Möglichkeit mehr hat, überhaupt Standkarten in Trumpf zu bekommen bei 3-3-0, muss er auf Ersatztrumpf wechseln. Dadurch erhält er aber wieder ein Trumpfübergewicht und kann mit einer weiteren hohen Trumpfkarte (König) einstechen, um wieder mit Ersatztrumpf zu kommen. Dass sich das Ganze für den AS überhaupt lohnt, kann man durch die Zählweise für Zwangsbilder errechnen:
Bezogen immer noch auf das zweite Kartenbeispiel mit der Bedingung Trumpf steht 4-1 (oder besser):
Der AS gibt dann vier Trumpfstiche ab (7 ,9 ,Dame, König), die anderen sechs Stiche sind dann so gesehen seine. Bei fünf eigenen Luschen bekommt er also fünf Zählkarten. Die Buben bekommt er auf jeden Fall nicht, auch die eigene Trumpfdame gibt er ab, folglich bekommt er mindestens drei Damen und zwei Könige, folglich 17 Augen, dazu seine eigenen Vollen plus den Herz-König ergibt 63 Augen Minimum. Dass dabei seine Herzstandkarten gestochen werden spielt insofern ja keine Rolle, weil er dafür wieder eine andere Farbe mit vollen Augen zurückstechen kann!
Beim ersten Kartenbeispiel fällt es mir noch etwas schwer, genau zu sagen, wie viele Stiche die Gegenpartei über Trumpf bekommen. Wenn ich es richtig betrachte, dürften es aber eigentlich nur zwei sein: Kreuz-bube über Pik-bube und Karo-Bube über Kreuz-10, die restlichen acht Stiche müsste der AS bekommen. Voraussetzung dessen ist aber, dass der AS seine Trumpf-10 opfert. Dennoch acht sichere Stiche, ergibt 16 Karten von den Gegnern, AS hat selber vier Luschen, bekommt folglich acht Luschen von den Gegnern und dazu acht Zählkarten, darunter kein Bube. Also drei Damen, drei Könige, zwei Zehnen, ergibt 41 Augen, hinzu kommen die 25 Augen über Herz als Standkarten sowie Herz-Bube, Kreuz-Ass und Kreuz-Dame = 16 Augen, ergibt 82 Augen. Das Ganze sieht natürlich anders aus, wenn die GS den Pik-Buben nicht übernehmen bzw. der AS die Trumpf-10 zum Stechen nutzt. Aber auch für den Fall, dass der AS den Pik-Buben, die Kreuz-7 und die Kreuz-Dame abgibt, sind es nur drei Stiche für die Gegenpartei, drei Volle können geschmiert werden: Ass, Ass, 10. Also 32 Augen aus Schmierung, 8 Augen aus eigenem Trumpf der GS sowie 5 Augen vom AS, ergibt also 45 Augen, der AS dürfte gar nicht verlieren!
Jetzt raucht mir der Kopf... Aber falls ich es so richtig verstanden habe, dann dürften solche Spiele wirklich kein Problem mehr darstellen. Also die Frage: Habe ich etwas übersehen oder falsch betrachtet/berechnet?