Oh weh, nun ist er also doch wieder eine realistische Möglichkeit, der zweite Lockdown. Und dann droht auch noch das Forum zu schließen. Bei der Gelegenheit übrigens noch mal meinen großen Dank an Rainer und all die anderen, die dieses Forum aufgebaut und über so viele Jahre am Leben gehalten haben.
Ich hoffe sehr, dass dieses nicht schon als Abgesang aufgefasst wird und wünsche mir, dass es doch noch weiter geht. Auch wenn es vielleicht etwas abgespeckt wird.
Ist die allgemeine Situation also hoffnungslos? Natürlich nicht. Denn solange es immer wieder neue oder alte Musik zu entdecken gibt, ist ein altbekanntes Sprichwort treffender denn je: Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung. Und um euch einmal mehr ein paar Bekleidungstipps zu geben, sei hier mal wieder ein musikalischer Rundumschlag platziert.
Für die Freunde der Poesie:
https://www.youtube.com/watch?v=xr-k4u5BgVkThe Düsseldorf Düsterboys kommen, wie sollte es anders sein, natürlich aus Essen. Und sie haben mir den Glauben zurückgegeben, dass auch in der aktuellen Zeit die deutsche Sprache in der Popmusik noch eine Zukunft hat.
https://www.youtube.com/watch?v=F6DOxhnAQGoUnd willst du mir die Beichte sagen, hol ich uns nen Leichenwagen. Un der fährt uns dann nach Teneriffa. Reim dich oder ich fress dich.
Das Duo Pedro Gonzalves Crescenti und Peter Rubel lässt aber auch gar nichts aus. Und es gibt sie sogar doppelt. Verstärkt mit dem Schlagzeuger Joel Roters firmieren sie auch unter dem Namen
International Music. Und das nicht weniger eindrucksvoll.
https://www.youtube.com/watch?v=fBOXPz5qdi8Mama, warum bekomm ich es immer so, wie ich es bestellt hab? Eine Frage, die mich jetzt schon seit Jahrzehnten nicht mehr ruhig schlafen lässt. Und dann rauben sie mir auch noch den letzten Rest Ruhe durch einen Ausflug in den guten alten Punk.
https://www.youtube.com/watch?v=3J0-fQfqnM0Also was denn nun? Frauen müssen geil sein, Männer müssen Geld bringen? Oder doch umgekehrt? Ach egal, cool bleiben.
Für Freunde sanfter Folkklänge:
https://www.youtube.com/watch?v=lJJT00wqlOoSufjan Stevens ist ein zutiefst religiöser Mensch. Kein klerikaler Spinner und somit ganz und gar untypisch für die Bilder, die mir bei Amerika und Religion im Kopf rumschwirren. Und wenn Bibelgläubige so eine wunderschöne Musik machen, könnte ich fast ins Grübeln über meine Einstellung zur Religion kommen. Allerdings nur fast, ich bin halt nur ein bisschen bestechlich.
https://www.youtube.com/watch?v=TfEkDqP34xo Im Jahr 2003 kündigte der in Michigan ansässige Musiker ein ambitioniertes Projekt an. Er wollte über jeden der 50 Bundesstaten der USA ein Album machen. Den Anfang machte 2003 sein Heimatstaat, 2005 folgte das benachbarte Illinois, welches er bis dahin noch nie besucht hatte. Bei dem Tempo könnte eine Anti-Aging-Creme als lebensverlängernde Maßnahme unter Umständen zu wenig sein. Es scheint, dass er dies auch eingesehen hat, nach Illinois folgte kein weiteres Staaten-Monument. Es hätte die Illinois-Reminiszenz auch kaum toppen können.
https://www.youtube.com/watch?v=c_-cUdmdWgUFür Freunde gepflegter Popmusik:
https://www.youtube.com/watch?v=IMaY0A2deD8Unter dem Namen
Bright Eyes beglückt uns das Multitalent Conor Oberst mit zahlreichen buntschillernden Juwelen melancholischer Popmusik. Der Mann spielt über 20 Instrumente. ein Wunder, dass er sich nicht verzettelt und die instrumentelle Vielfalt immer streng seinen Songstrukturen unterordnet. Und das kombiniert mit seiner spröden Stimme, die die sich immer wieder vom nasalen Sprechgesang überraschend in unerwartete Singversuche hineinsteigert, ergibt einen perfekten Stimmungsaufheller an kalten Winterabenden.
https://www.youtube.com/watch?v=xUBYzpCNQ1I Folk mit einem dicken Countryeinschlag kann er auch. Und Chorgesang sowieso. Leider kann ich euch jedoch nicht den Namen seiner kongenialen Sangespartnerin im folgenden Song sagen.
https://www.youtube.com/watch?v=J0y_TZpAuJEFür Freunde starker Frauen:
https://www.youtube.com/watch?v=W0J0m5sU_YsUnd mal wieder eine der von mir heißgeliebten modernen Musikerinnen.
Angel Olsen entspricht teilweise eigentlich gar nicht so meinem Beuteschema. Denn zumindest in ihrem 2018er Album "All Mirrors" ist ein bombastisches Arrangement absolut dominant (hast du die Ohren gespitzt, Helmut?).
https://www.youtube.com/watch?v=wi3qx8cIu0gAber ihre düstere Stimmung macht sie für mich mehr als nur kompatibel. Und sie kann auch ganz anders. Angel hat nämlich ein sehr ungewöhnliches Experiment gewagt. Sie hat die gleiche Platte zwei mal veröffentlicht. Die ursprüngliche, sehr spartanische und persönliche Fassung von All Mirrors wurde 2019 unter dem Titel "Whole New Mess" nachgeschoben. Zu meiner Überraschung gefällt mir die üppige Version jedoch deutlich besser. Allerdings gibt es auf Whole New Mess zwei Stücke, die neu sind. Und eines davon "Waving Smiling" ist einfach umwerfend. Was für eine Stimme!
https://www.youtube.com/watch?v=l-Vl6_pSQWwFür Freunde des Hard Rock:
https://www.youtube.com/watch?v=ea9JT0kt3lwJa, ich mag auch manchmal Hard Rock. Zumindest wenn er so ausgefeilt und melodisch ist wie bei den Queens of the Stone Age oder eben bei
Tool. So ganz ist das Testosteron auch im fortgeschrittenen Alter bei mir noch nicht verlustig gegangen. Allerdings sind die langen Haare, die fürs Headbanging nun mal unumgänglich sind, bei mir schon seit über 35 Jahren Geschichte. So kann ich mich wenigstens nicht mehr blamieren.
https://www.youtube.com/watch?v=MM62wjLrgmAFür Leute, die glauben, Musik könne keine Angst machen:
https://www.youtube.com/watch?v=H553QC-S6UkEs gibt Musikkritiker, die meinen, Trent Raznor, der Mastermind der
Nine Inch Nails könne gar keine schlechten Songs schreiben. Ob das stimmt, mögen andere beurteilen. Aber das sein größter kommerzieller Erfolg "Hurt" musikalisches Potenzial hat, lässt sich schon daran ermessen, dass der Country-Übervater Johnny Cash den Song für würdig befand, von ihm gecovert zu werden. Unstrittig ist jedoch, dass der gute Trent eine ungeheure Wut in sich birgt, die sich dankenswerter Weise nur musikalisch Bahn bricht.
https://www.youtube.com/watch?v=fnw_UbJmmbYWenn diese Musik einem keine Albträume beschert, dann weiß ich auch nicht. Aber wer sich nicht mit seinen Teufeln auseinandersetzt, wird sich auch nicht gegen sie wappnen können. Ich gebe aber zu, dass ich diese Beschäftigung mit den Untiefen meiner Seele ziemlich faszinierend finde. Genau wie die Musik von Trent Raznor.
https://www.youtube.com/watch?v=f6-rwHc5MZYFür Leute, die partout keine Musik mögen:
https://www.youtube.com/watch?v=4KzFe50RQkQIst doch auch ganz schön.