jayay hat geschrieben:Da zeigt sich mal wieder, dass man mit Ausdrücken wie falsch, richtig, immer, nie und müssen usw. nem Skat vorsichtig umgehen sollte.

Kleine Bemerkung, große Wirkung! Da hast du nämlich bei mir einen Knopf gedrückt.
Grundsätzlich stimmt das natürlich. Bei gar nicht so wenigen Spielen gibt es tatsächlich mehrere Wege, die erfolgversprechend sind. Und es ist sehr schwer, herauszubekommen, welcher vielleicht einen Tick stärker ist. Hier im Forum findest du dafür diverse Beispiele mit langen hitzige Diskussionen. Aber es ist ein Zeichen der heutigen Zeit, dass viele Leute meinen, dass es deswegen kein falsch und kein richtig mehr gebe. Dass alles Ansichtssache sei. Und das ist natürlich kompletter Blödsinn!!!
Selbstverständlich weiß ich nicht, ob du dich da angesprochen fühlst (oder fühlen solltest). Ich kenne dich (vermutlich) nicht und erlaube mir gewiiss kein Urteil über dich. Nimm die folgenden Bemerkungen also bitte als das, was sie sind: allgemeine Betrachtungen zum Skat.
Beim Skat sind Begriffe wie richtig oder falsch immer nur statistische Größen. Sie beschreiben Wahrscheinlichkeiten. Alle langjährigen Skatspieler kennen es, Spiele zu verlieren, weil ein Gegner schlecht spielte. Mein Paradebeispiel war folgender Grand in MH:
VH hatte ein Ass zu viert, eine 10, K-Viererlänge, die Pik Belle und war Karo frei, HH hatte 27 gereizt. Der Mann öffnete mit dem Pik K und nach drei Stichen war ich platt.
Brillant gespielt? Von HH in jedem Fall, keine Frage. Nach dem Abstich mit dem Ass der Fünferlänge fortzusetzen, ist schon ein meisterhafter Zug. Da ziehe ich auch gern alle meine nicht vorhandenen Hüte. Aber von VH? Wäre er einer der erwiesenen und bekannten Spitzenspieler, könnte man tatsächlich annehmen, dass er dieses mögliche Szenario im Kopf hatte und genau mit diesem Plan den Pik K gezogen hat. War er aber nicht. Ich kenne ihn viele Jahre und er ist von einem Spitzenspieler weiter weg als der Mond von der Erde. Der Mann hat einfach in den Kessel gegriffen und raus kam:
der Pik K. Er hat zwei starke Angriffsfarben komplett ignoriert, deren Eröffnung für viele Grands eine echte Bedrohung darstellt.
Wäre diese Partie im Internet gespielt worden, wäre ich bei der Spielstärke von VH hunderprozentig davon ausgegangen, dass die beiden telefoniert haben. Sie wurde aber live gespielt und ich weiß, wie man die Karten hält, so dass die Gegner sie nicht sehen können.
Was will ich damit sagen? Ganz einfach. Manchmal führt auch
nur eine falsche Karte zum Erfolg. Deshalb bleibt sie aber falsch. Und zwar richtig falsch. Nicht halb falsch oder ein bisschen falsch und schon gar nicht
ja, aber falsch. Das ist nämlich die Lieblingswortkombination aller Skatspieler, die das Spiel angeblich lernen wollen, aber aus unerfindlichen Gründen kaum und nur extrem schleppend Fortschritte machen.
Ja, aber ... Einer der derzeit erfolgreichsten Spieler (viele Jahre mein Mannschaftskamerad in der ISPA) hat sich mal ein T-Shirt mit diesen zwei Worten bedrucken lassen.
Es ist definitiv beim Skat nicht beliebig, wie man drückt und spielt. Wäre das so, würden die großen Turniergewinner ständig wechseln. Tun sie aber nicht. Es sind immer die Gleichen vorn. Weil sie eben die Besten sind. Hat einer dieser Elite mal schlechte Karten, ist eben ein anderer da. Dass mal jemand ein Turnier über viele Serien gewinnt, der "nur" gut spielt, kommt immerhin hin und wieder vor. Dass einer am Ende vorne ist, der weniger gut spielt, ist schon sehr selten. Glück ist ein Faktor beim Skat, aber auf Dauer einer, den man ziemlich vernachlässigen kann.