Na, hier sind aber eine Menge Ideen nachzulesen und viele schöne Argumente noch dazu. Die Überschrift lautete ja: "Ein paar Motive..." und sie war nicht ohne Grund so gewählt. Beginnen wir doch mal mit der Analyse der Trümpfe. Ich denke, es werden alle ThomAss zustimmen, dass man das Spiel gegen 4 Atout auf einer Hand einsargen kann. Die Frage ist nun, rechnet man sich auch gegen eine 3/1 Sitzung eine Chance aus, oder stellt man von Hause aus auf 2/2, weil es anders sehr schwer wird.
In beiden Fällen ist m.E. die Lusche ein Pflichtzug. Bei 2/2 Sitzung hat ThomAss das entscheidende Argument gebracht, dass die 2 Augen unter Umständen spielentscheidend sein können. Bei Trumpf 3/1 kann ein Bube blankstehen, was bedeuten würde, dass anschließend nur ein Trumpf mit Ladung wegeht. Der Bube kann nur als Dummenzug ein Plus bringen, wenn nämlich MH mit drei Atout (und nur einem Buben) steigt. Das aber wäre sehr schlecht gespielt und damit konnte ich nicht rechnen (MH spielt 1. BuLi DSkV). Bei Trumpf 2/2 steht natürlich das Argument mit der möglichen HH dagegen, denn das ist bei dem Schrott in der Beikarte die deutlich schönere Position.
Ein Blick auf die Grotten-Beikarte führt uns zum 2. Motiv. Ich mochte mich nicht darauf verlassen, dass die Trümpfe symmetrisch stehen (standen sie auch nicht). Ist das der Fall, muss man damit rechnen, auf Trumpf 28 oder 27 Augen abzugeben. Ein Blick auf die Fehlkarte verrät jedoch, dass die Chancen, sie mit 31 oder 32 Augen loszuwerden nicht gerade rosig sind. Also dachte ich mir, ich brauche in diesem Fall die
als Hilfstrumpf. Deshalb hab ich die beiden Damen gedrückt.
Das Problem ist jedoch, dass es eine klare Mitreizung gab. Zwar nur 18, die aber dafür von MH. Wenn MH 18 sagt, ist das meist keine Balla Balla-Anreize. Es muss natürlich nicht bedeuten, dass er Karo meint, aber es sollte schon eine gewisse Stärke anzeigen. Da ich MH keine zwei schwarzen Buben gegeben habe, vermutete ich, dass er wenigstens eine Ass, 10 Farbe führt. Käme er an den Stich, würde er die aufmachen. Kommt HH ran, fürchtete ich, dass er auf die Reizung Karo aufmacht, was für mein Blatt einem Todesstoß gleichkäme.
Was bleibt also? Bravo, HomerJay! Nur die Flucht nach vorn. Keine Trumpf-Eröffnung, sondern:
. Ich will die Gegner gleich vor eine Entscheidung stellen (ein typisches EnDeux-Motiv), bevor sie anhand ausreichender Informationen schon wissen, wie sie spielen müssen, um gewinnen zu können. Der zweite Gedanke dabei war, dass viele Spieler diesen Spielzug mit der blankgedrückten Lusche machen, um die Gegner zum Schneiden zu animieren. Wenn das jemand im Kopf hat, wird er geneigt sein, diesem "Trickspieler" ein Schnippchen zu schlagen und das Ass rauszunehmen.
Dieser gewissermaßen doppelte "Trickshot" gelang übrigens dank eines Katastrophenfehlers von MH perfekt. MH führte in Herz
und sah sich veranlasst, nach kurzem Zögern den Tiefschnitt anzusetzen, was HH, der das Zögern dankenswerter Weise aufmerksam verfolgt hatte und somit sogar befürchten musste, dass MH die 10 zu dritt führt, natürlich veranlasste, das Ass rauszunehmen, so dass ich mein Spiel locker gewann, obwohl MH nur den blanken
in Trumpf hatte, den ich im weiteren Spielverlauf mit einer Trumpf-Lusche zog.
Womit wir gleich ein drittes Motiv im Spielverlauf hinzubekommen haben. Dieser an sich durchaus übliche Tiefschnitt ist natürlich im ersten Stich ein Gruselspielzug. Skat ohne Denken in seiner klassischsten Form. Hier wird einfach blind ein Standardspielzug angewendet, ohne sich auch nur im Ansatz zu überlegen, wann dieser Anwendung findet. Denn er bringt nur was, wenn der AS entweder von einer 10 zu dritt oder unter Ass zu dritt öffnet. Und wer, bitteschön, sollte das bei einem Farbspiel im allerersten Stich machen?
LG vom Monsieur