Ich lege
und
.
Dabei sind folgende grundlegenden Gedankengänge am Werk:
1. Farbe blankdrücken.
Schwache Farben komplett wegzudrücken ist eins der Grundziele beim Drücken. Dies geschieht hier durch das Legen der blanken Karolusche.
2. Asse blank drücken.
Vorteile: 2. Runde der Farbe kann gestochen werden (Ausnahme: einer der GS hatte diese Farbe ebenfalls nur einmal, dann droht eventuell Überstich); Gegner können später keinen fetten Schmierstich auf die 10 machen.
Gefahren: Ist die betreffende Farbe bei einem der Gegner lang, droht Abstich des blanken Asses. Hierfür kann die Reizhöhe des Gegners untersucht werden; vor dem Hintergrund des eigenen Blattes können dann Vermutungen über das wahrscheinlich anvisierte Gegnerspiel und eventuelle Farblängen angestellt werden. Hierbei immer wichtig: Warum reizte der betreffende Spieler nur so hoch, wie er es tat, und nicht höher? So können bestimmte Gegnerverteilungen mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Bei einer Reizung, wie sie hier vorliegt, ist nicht eindeutig, ob Kreuz oder Null gereizt wurde; Null gereizt muss zudem nicht auf ein Nullblatt hinweisen, sondern kann auch eine vorsichtige Reizung ohne 4 sein o.ä. Deshalb denke ich bei vorliegendem Blatt beim Drücken auch nicht über eine Abstichgefahr in Kreuz nach; dazu sind mir die Indizien für eine Fünferlänge in Kreuz viel zu vage. Sitzt es trotzdem so: Pech gehabt.
Das Spiel ist ohnehin nicht unbedingt stark; Trumpf 4:1 und/oder Pik 3:1 werden schon gefährlich. Aus diesem Grund möchte ich das Blatt nicht noch schwächer drücken, nur um bei einer von vielen möglichen Kartenverteilungen besser dazustehen.
Alternativen:
1. Drückung von Kreuz As und Karoneun: Kann bei Kreuzaufschlag und Kreuzwiederholung im dritten Stich nach Übergabe in Pik der entscheidende, weil überraschende Schachzug gewesen sein; bei anderen Eröffnungen wird das Spiel mit dieser Drückung wohl auch gegen 3 Trumpf mit As:2 eng.
2. Drückung von Karoneun und Pikkönig: Löst das Abstich-Problem nur eventuell; wenn die GS nach Einstich auf Kreuz im ersten die Pikübergabe spielen (was in erster Linie davon abhängt, ob MH Herz oder Pik für die erfolgversprechendere Fortsetzung hält, also vom Kartensitz abhängig ist), ist das Kreuzas trotzdem weg.
Fazit: Um zu einer Entscheidung bzgl. des Drückens zu kommen. habe ich a) Grundregeln des Drückens berücksichtigt (z.B. "schwache Farbe wegdrücken"; dies habe ich zunächst OHNE Berücksichtigung des möglichen Kartensitzes und der Reizwerte getan) und
b) versucht, plausible Spieleröffnungen von VH vorauszusehen. Dies ist nur in Abhängigkeit von den Reizwerten möglich und daher im konkreten Beispiel schwierig, da gerade die Reizwerte "18" (MH) und "23" (VH) - auch in Verbindung mit dem eigenen Blatt - keine wichtigen Schlussfolgerungen zulassen. Vielleicht hat MH Karo ohne 2 angereizt und VH Null oder Kreuz, vielleicht aber auch nicht.
Ich drücke in einem unklaren Fall wie diesem konventionell und bin der Meinung, dass dies auf längere Sicht gesehen richtig ist. Und das bedeutet konkret: Dasjenige Spiel, das ich verliere, weil mir Kreuzas abgestochen wird, wiegt nicht diejenigen Spiele auf, die ich verliere, bloß weil ich mich gegen Kreuzangriff versichern wollte. Oder einfacher: Mit vorliegender Drückung erscheint mir der Erwartungswert am höchsten.
Gruß, Flo.
Nachtrag zur 1. Alternative: Wenn man Kreuzaufschlag von der Fünferlänge fest einkalkuliert, kann man natürlich auch gleich beide Kreuz drücken und dann bei Einstich entweder Karoneun abwerfen oder ein Trumpfvolles fangen. Ob das Spiel allerdings danach gewonnen wird, steht auf einem anderen Blatt.