Der Thread ist, was den roten Faden angeht, etwas "strange".
Dennoch möchte ich als "Basis-Funktionär" ein paar Gedanken zum Thema "Attraktivität des Skatsports" zum Besten geben.
So richtig Skat spiele ich erst seit 2004. Im betreffenden Jahr habe ich mir einige Spielabende diverser Clubs und Vereine in meinem Umkreis angetan und teils mit Erschrecken die Heimreise angetreten.
Was mir hier ganz übel aufstieß war das "Platzhirschverhalten" gerade der älteren "Cracks". Bei Spielfehlern wurde man hier sofort auf's Übelste beschimpft, obwohl den Betroffenen bekannt war, dass da ein potentielles Neumitglied am Tisch sitzt. Hilfestellungen gab es keine. Hierzu möchte ich noch sagen, dass es sich um renommierte Clubs handelt, die teilweise auch höherklassig aktiv sind und auch über sehr erfolgreiche Einzelspieler verfügen.
Ganz anders dann der Verein, bei dem ich dann schließlich gelandet bin und dem ich heute auch vorstehe. Hier lief der Skatabend in nahezu familiärer Atmosphäre ab. Kein Gemecker, auf Fehler wurde aufmerksam gemacht und man freute sich ganz einfach über einen Gastspieler in der Hoffnung, ein neues Mitglied gefunden zu haben.
Nachdem ich mich verwundert zeigte, dass man nicht in der Liga mitspielt, wurde dem Neuling sogleich der Auftrag erteilt sich um den Ligaspielbetrieb für die kommende Saison zu kümmern.
Wir sind dann auch gleich zweimal in Folge aufgestiegen, allerdings in diesem Jahr mangels Masse wieder aus der Landesliga abgestiegen, aber das ist hier gar nicht das Thema.
Als ich 2004 dem Verein beitrat, nahmen an den wöchentlichen Spielabenden ca. 12-13 Spieler teil. Durch die Einrichtung eines Internetauftritts und gezielte Pressearbeit haben wir das bis in diesem Jahr auf durchschnittlich knapp über 20 Spieler steigern können.
Über die Aufnahme von neuen Mitglieder entscheidet die Mitgliederversammlung und Dauernörgler, Selbstdarsteller und Profilneurotiker fallen hier allesamt durch, weil wir den familiären Charakter des Vereins erhalten wollen und zugunsten der Atmosphäre eher auf einen spielstarken Spieler verzichten, wenn er nicht ins Bild passt. Das mag sich arrogant anhören, aber aus diesem Grunde gab's noch nie größeren Stress in diesem Club.
Trotz der guten Beteiligung an den Spielabenden kann ich aber kaum Mitglieder mobilisieren, an Liga und Meisterschaften teilzunehmen und ich kann es ihnen mittlerweile ehrlich gesagt auch nicht verdenken:
Wenn ich sehe, in welchem Ton selbsterklärte "Meisterspieler" auf Meisterschaften, Preiskat-Veranstaltungen oder Liga-Spieltagen auftreten, Leute an ihren Tischen teils in Fäkalsprache runterputzen ohne hierfür Konsequenzen fürchten zu müssen kann ich Leute durchaus verstehen die sich sagen, dass man sich das nicht antun muss.
Seitens der Veranstalter und der Vereinsführung wird hier m.E. viel zu viel geduldet. Und wenn dann bei Groß-Veranstaltungen, welche man ja prima zu Werbezwecken nutzen könnte, die Leute besoffen an die Spieltische stürmen und auch während des Spiels en masse Spirituosen konsumieren, sich dauerhaft im Ton vergreifen und durch den ganzen Saal schreien, darf man sich über mangelnde Akzeptanz und Resonanz in der Öffentlichkeit nicht mehr wundern.
Wenn sich jemand der Verbandsoberen wünschen sollte, dass der Skatsport mehr Anerkennung erfährt und dann auch als ebensolcher anerkannt wird so sollte er dafür Sorge tragen, dass bei solchen Veranstaltungen der Alkoholkonsum zumindest am Spieltisch unterbleibt. Spieler, welche ganz offensichtlich Alkoholprobleme und damit einhergehende Defizite im zwischenmenschlichen Bereich haben und dies durch entsprechendes Auftreten dauerhaft manifestieren, gehören verbandsübergreifend gesperrt.
Erst wenn wir soweit sind, sollten wir uns Gedanken über die Attraktivität von Preisgeldern etc. machen.
Mir ist natürlich klar, dass meine Vorschläge nicht sonderlich populär sein dürften, zumal ich selbst gerne ein Bierchen am Skatabend trinke.
Ich persönlich sehe allerdings keine Alternativen und so werde ich mein Leben lang "Basisfunktionär" bleiben - und das ist auch gut so