Ja, es gibt natürlich noch viele mögliche Kartenverteilungen. Insofern ist die Fortführung auch ein wenig spekulativ. Niemand kann z.B. wissen, ob es überhaupt möglich ist, den Grand zu knacken. Aber die Karo D unseres Partners ist schon ausssagekräftig, denn nun wissen wir, dass der AS mindestens fünf Karo führt und mit annähernd 100% Sicherheit, dass er zwei Buben hat.
Viel spricht auch dafür, dass einer der beiden Buben der Pik B ist, der Grand also durch unsere 20er Reizung
erzwungen wurde. Warum? Wenn es sich nicht um einen unschlagbaren Monstergrand handelt, hätte der AS vermutlich den Karo gespielt, der mit beiden roten Buben ja nicht überreizt wäre. Von der Möglichkeit, dass der AS einen Monstergrand hat, sollte man sich aber nicht leiten lassen. Wer beim Gegenspiel nur darauf aus ist, Schaden zu minimieren, wird nie ein erfolgreicher Skatspieler. Ich verschenke gerne drei Schneider, wenn ich durch ein Risiko, was ich eingehe, ein Spiel umdrehen kann.
Für mich war es keine Frage, dass ich jetzt schmiere. Das hätte ich übrigens auch gemacht, wenn mein Partner im ersten Stich eine Karo Lusche bedient hätte. Die Option, jetzt den Pik K zu schmieren, wie es Prim vorgeschlagen hat, hatte ich nicht, da ich ja Kreuz statt Pik Lusche im ersten Stich abgeworfen hatte. So hübsch dein dargestellter Spielverlauf auch aussieht, er war nicht realistisch. Das kannst du nicht wissen, da ich nicht geschrieben habe, dass der AS ein Guter ist. Er hätte bei zutreffender Kartenverteilung und Pik Abwurf im ersten Stich garantiert im zweiten Stich das blanke Pik Ass abgespielt, statt sich mit Karo 10 selbst die Falle aufzubauen.
Aber was schmiert man nun, die Herz 10 oder das Kreuz Ass? Für mich war das auch keine Frage. Meine Herz-Stärke kannte mein Partner schon durch die 20er Reizung, also gehört hier Kreuz Ass rein. Ich gehe also voll mit carpe und zaccone.
Na wunderbar, das hat ja prima geklappt. Und es ging wunschgemäß weiter.
Nun war dem AS schon anzusehen, dass er sich nicht mehr wohlfühlte.
Ich könnte jetzt künstlich einen auf Spannung machen und fragen, was ihr nun macht. Aber das spare ich mir. Entschuldige bitte Uwe, wenn ich es für Anfänger jetzt etwas zu flott durchziehe. Ich hoffe, die ausführlichen Erläuterungen entschädigen dafür.
Stechen ist hier keine Option mehr. Hat der AS zu seinen sechs Karo und zwei Buben noch Pik Ass, können wir nicht mehr gewinnen, denn wir können auf die verbleibende Lusche keine 21 Augen machen. Hat er hingegen zwei Abgeberkarten, müssten wir womöglich alle unsere Vollen durchbringen, was fast nicht möglich ist.
Aber wenn wir abwerfen und für die letzten drei Stiche unsere maximalen Augen behalten, kann der AS nicht mehr gewinnen. Nicht mal, wenn er beide schwarzen 10en gedrückt hat. Dann kommt er nämlich nur auf 60 Augen.
Und genau das war der Fall!!!
Zum Schluss hatte er noch zwei Luschen und den Buben, ich hatte Pik K, Herz 10 und den Chef und mein Partner hatte Kr K, Pik Ass und He K.
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Ich gestehe, ich konnte mir ein sanftes Lächeln nicht verkneifen.
!!!
Okay, mein sanftes Lächeln gefror mir auf den Lippen. Es war erst das 5. Spiel in der Liste, aber ich hatte nullkommanull Bock, auch nur eine weitere Karte zu spielen. Ich wollte nur noch nach Hause und fragte mich, warum ich durch die ungemütliche Kälte zum Skat gefahren war. Es kam übrigens, wie es kommen musste. Direkt im Anschluss bekam der AS einen 168er und er gewann das Turnier. Hätte er diesen Grand verloren und wäre der Rest der Liste genauso weitergelaufen, hätte er gar keinen Preis gemacht.
Bin ich zu streng, wenn ich mich frage, ob ich mir sowas noch antun muss? Wohlgemerkt, mein Partner war kein Anfänger. Er ist auch keine 80 Jahre alt. Er ist ein ganz normaler Durchschnittsspieler, der schon seit Ewigkeiten dabei ist.