Dieses Blatt von dir hat gar nicht soo schlechte Chancen, als eines der schlechtesten aller Zeiten in die Hall of Fame aufgenommen zu werden.
Aber ich gehe mal davon aus, dass du es nicht deshalb eingestellt hast, sondern um deine Analysen zu hinterfragen. Der Ansatz ist schon mal gut oder anders gesagt, du stellst die richtige Frage.
Zu deinen Analysen:
Die erste machst du ja schon zu Beginn - also vor der Aufzählung.
MaRie19 hat geschrieben:Meinem Mitspieler wird signalisiert, dass dies meine höchste Pik-Lusche ist und dass ich Pik lang habe.
Okay, eine 9 ist logischerweise immer die höchste Lusche einer Farbe
insofern auch deine höchste. Ich nehme an, du wolltest etwas anderes damit sagen, weiß aber nicht genau was. Der Rest der Aussage stimmt leider nicht. Warum sollte es klar sein, dass du die Farbe lang hast? Das ist eine Möglichkeit von ganz vielen. Die 9 kann blank sein, sie kann von der eigenen 10 sein, sie kann unter Ass ausgespielt sein oder sie kann auch ganz banal von einer Zweierlänge der Versuch sein, dem Partner eine 10 frei zu spielen.
Klar, nach der Karte des AS in MH und anhand seiner eigenen Pik Karten kann dein Partner manche dieser Möglichkeiten ausschließen, aber längst nicht alle. Man sollte sich beim Skat davor hüten, sich zu früh auf bestimmte Verteilungen festzulegen.
Punkt 1 ist okay, aber bei 2 habe ich auch wieder einen Einwand.
MaRie19 hat geschrieben:Dann sollte mein Mitspieler mit der Pik 10 weiterspielen, um den AS zum Stechen zu provozieren. Ich lege die Pik 8.
Warum sollte dein Partner die 10 weiterspielen und warum provoziert er damit einen Abstich? Hat er nur Ass und 10, könnte er damit dem AS auch seine schwache Farbe stark spielen. Das genau würde nämlich passieren, wenn du blank ausgespielt hättest. Insofern musst du deinem Partner schon überlassen, wie er jetzt weiterspielt. Er hat vielleicht aufgrund seiner Karten eine andere Idee, die ihm erfolgversprechender erscheint. Schließlich kann er nicht wissen, dass du so eine Obergurke in der Hand hältst.
Und auch mit Punkt 4 bin ich nicht einverstanden.
MaRie19 hat geschrieben:Schlussfolgerung: Wahrscheinlich hat der Alleinspieler die Pik 10 gedrückt.
Wie kommst du jetzt darauf? Weil er das Ass statt der 10 gelegt hat? Der Mensch ist doch kein Hellseher. Mit drei Pik (A, 10, 7) geht er natürlich nicht von einem Abstich aus. Wenn er also nicht mehrere Trumpf von oben ziehen könnte, wird er immer das Ass legen, da ein Abstich im zweiten Pik-Durchgang viel wahrscheinlicher ist. Nur mit beiden schwarzen Buben und mindestens 6 Trumpf wird er vermutlich die 10 legen, weil er den späteren Abstich des Asses bei glatter Trumpfverteilung verhindern kann.
Davon abgesehen ist es ohnehin sehr selten, dass ein AS von A, 10, 7 ein Volles wegdrückt. Denn diese 10 ist ja eine Stehkarte, mit deren Drückung er sein Spiel schwächt. Diese Aussage ist übrigens bestens als Lehrsatz für Anfänger geeignet. Ein Drücken von Stehvollen sollte man nur dann ins Auge fassen, wenn die Zahl der Trümpfe sehr gering ist (vier oder weniger). Ich weiß, da gibt es ein paar Ausnahmen, aber die sollten die Anfänger erst mal noch nicht interessieren.
Soweit erst mal zu deinen Aussagen. Abschließend würde ich aber gern noch mal auf ein Grundprinzip des Ausspiels eingehen. Dein Titel lautet "Die lange Farbe bei kurzem Weg anspielen...". Diese Strategie ist leider auch nur bedingt richtig. Nämlich dann, wenn du drei oder mehr Trümpfe hältst. Bei kurzen Trümpfen setzt du nämlich sehr oft deinen trumpfstarken Partner auf "Schuss", wie der Skatspieler sagt (sprich du zwingst ihn zum Stechen). Damit aber schwächst du ihn. Das Ziel sollte genau das Gegenteil sein, nämlich den AS zu schwächen.
Oder - manchmal ist das noch besser - du löst ein Problem von deinem Partner. Ein solches Problem ist sehr oft eine bestellte 10, die ihm der AS im Endspiel womöglich rausschneiden kann. Mit zwei Trumpf spiele ich deshalb sehr gern von Lusche Lusche oder - wie bei deinem Blatt - von Lusche D aus. Wohlgemerkt, natürlich nur wenn der AS in MH sitzt.
So viel zum Prinzip. Wenn du Anfängerin bist, wie der Post im Anfängerthread nahelegt, würde ich dir diese Grundsätze fürs erste empfehlen.
Für alle, die schon etwas fortgeschrittener sind, würde ich bei diesem speziellen Blatt jedoch anders vorgehen. Aus einem ganz bestimmten Grund. Das Blatt ist so gruselig schecht, dass man sich die Frage stellen sollte, warum der AS hier eigentlich keinen Grand spielt, obwohl doch unser Partner auch nicht gereizt hat. Dafür gibt es eigentlich (fast) nur eine logische Erklärung. Der AS hat mindestens drei Buben. Hätte der Partner selbst zwei oder gar mehr Buben plus einige Volle (die muss er haben, sonst spielt der AS Grand) sollte man doch erwarten, dass er auch reizt. Deshalb spiele ich in diesem besonderen Fall den Pik K in der Hoffnung aus, dass mein Partner sich ein Trumpfvolles nach Hause stechen kann. Wird zwar selbst im Falle des Gelingens nur in den allerseltensten Fällen das AS zum Fallen bringen, könnte aber der einzige Weg sein, aus dem Schneider zu kommen. Und an einen Sieg mit diesen Karten zu glauben, scheint mir dann doch ein wenig vermessen zu sein.