Erstens das, zweitens ist der rechtliche Rahmen klar gestellt. Die eigene Meinung des Lehrers hat im Klassenzimmer nichts zu suchen, da man damit in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Man erinnere sich an die Kriegsbegeisterung für den ersten Weltkrieg, die von den Lehrern vorgetragen wurde. Gar kein Problem, solange man selbst sicher im Klassenzimmer bleibt und nicht kämpfen muss. Aber ich schweife ab.
Der Kommunismus hat in der Realität bisher nicht funktioniert, das ist Fakt. Falls du aber glaubst, Schüler wären heute noch "indoktrinierbar", dann bist du gewaltig auf dem Holzweg. Du unterschützt unsere jungen Kameraden, die sehr gut in der Lage sind, sich eine eigene Meinung bilden. Die Aufgaben eines Politiklehrers sind ganz andere, als "bestimmte Meinungen" an den Mann zu bringen. Stattdessen werden folgende Fragen geklärt:
- Warum wurde Trump zum Präsidenten gewählt, obwohl Clinton 6% mehr Stimmen bekommen hat?
- Warum ist Trump als Präsident so mächtig, Steinmeier jedoch nicht?
- Warum habe ich bei der Bundestagswahl überhaupt zwei Stimmen?
- Wo lauern die Vorteile und die Nachteile bei einer Machtkonzentration auf eine Person in einem Staat?
(...)
Man kann die Lehrer immer leicht bashen. Fünfmal die Woche halbtags arbeiten, dauernd Ferien, unkündbar und fette Bezahlung. (Warum will dann nicht jeder Lehrer werden?)
Aber wie würde sich ein Politiklehrer denn bezüglich Zeitungen richtig verhalten?
a) Er ignoriert alle Zeitungen. Dann heißt es: "Bei Herr XY werden die Schüler absichtlich dumm gehalten, Zeitungen werden verboten."
b) Er trifft eine Auswahl von Zeitungen. Dann heißt es: "Bei Herr XY werden die Schüler manipuliert, indem sie nur bestimmte Zeitungen zu lesen bekommen."
c) Er lässt alle Zeitungen zu. Das gäbe einen Aufschrei, wenn die Schüler im Unterricht den Freitag und die junge Freiheit lesen.
Die meiner Meinung nach beste Variante ist folgende und wird auch so praktiziert:
d) Der Lehrer trifft eine Auswahl von Artikeln aus möglichst vielen Zeitungen und stellt sie kritisch gegenüber. Die Artikel werden nicht als Wahrheit angenommen, sondern diskutiert und hinterfragt. Man kann auch zu dem Schluss kommen, dass die "Zeit" schlicht daneben liegt. Möglicherweise muss der Lehrer sogar als advocatus diaboli Position beziehen, denn es ist wichtig, dass eine Diskussion zustandekommt. Vertritt die Klasse also geschlossen eine Seite, kann der Lehrer durch provokante Fragen diese Position hinterfragen, ohne selbst dieser Meinung zu sein.
Natürlich kann man das auf ein "Bei Herr XY wird die Zeit gelesen und er verteidigt diese Artikel auch noch" reduzieren, aber es steckt viel mehr dahinter.
Wichtig ist für mich als Lehrer übrigens, dass sich meine Schüler überhaupt mit dem Weltgeschehen beschäftigen. In der Mittelstufe ist es ja viel wichtiger, ob Dieter Bohlen eine neue Frisur hat, ob die Geissens auf Urlaub sind, ob "Auf Streife" wieder tolles Material geliefert hat oder ob heute Abend ein oder zwei Models von Heidi Klum nach Hause geschickt werden. Da empfehle ich meinen Schülern guten Gewissens, diesen Scheiß auszumachen und sich lieber eine Reportage anzuschauen. Sender oder Thema ist mir da egal.
Deutschlands bester Vorhandgeber. :)