Oh, ich kann mich noch gut an das ZDF-Magazin erinnern.
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Aber war es wirklich renommiert? Eigentlich haben es doch auch damals schon die meisten als bayrischen Gegenentwurf zum "schwarzen Kanal" angesehen und Sabber-Gerd galt seinerzeit als westliches Pendant zu Schmutz-Ede (Karl-Eduard von Schnitzler). Für diejenigen, die letzteren nicht mehr kennen, er war der Moderator der DDR-Sendung "Schwarzer Kanal" und hat dabei über die Jahre tonnenweise Dreck über die Bundesrepublik und den Westen ausgeschüttet. Ich fand übrigens witzig, dass wenn man bei google Gerhard Löwenthal und ZDF-Magazin eingibt, unter "wird auch oft gesucht" sofort Schnitzler erscheint.
Zu Deinem letzten Absatz: Eine nationale Gesinnung und Patriotismus sind für mich zwei Paar Schuhe. Sie haben zwar einige Gemeinsamkeiten, sind aber deshalb noch lange nicht identisch. Patriotisch sind und waren auch große Teile der sogenannten politischen Mitte und der Linken. Es braucht keinesfalls die fahnenschwenkenden Fußballfans, die bekanntlich das gesamte politische Spektrum abdecken, um das zu belegen. Dementsprechend ist Patriotismus auch kein Problem. Wie Du schon richtig sagst, gehört er in den meisten Ländern der Erde zur Normalität.
Dass es in Deutschland bis zur Fußball-WM 2006 nicht durchgehend so war, ist auch zutreffend, aber für meine Begriffe sehr verständlich. Die Verunglimpfung dieses und vieler anderer Begriffe, die von den Nazis missbraucht wurden, gehört notwendigerweise zu den Folgen der Aufarbeitung unserer Geschichte. Dass die 68er und später die Friedensbewegung das Wort Patriotismus auf den Index setzten, sehe ich deshalb als positives Signal, dass diese Ader der Geschichte für immer veröden möge. Dass dabei Überreaktionen wie die Verteufelung vieler konservativer Gedankengänge ins Spiel kommen, ist unvermeidlich. Denn wenn die Schreckensherrschaft des "tausendjährigen Reichs" nebst allen ihren Folgen bei einem Volk kein Trauma auslöst, wüsste ich nicht, wofür man dieses Wort sonst noch verwenden sollte.
Ebenso positiv ist jedoch, dass der Patriotismus spätestens mit der WM 2006 in unserem Land rehabilitiert wurde. Das zeigt, dass wir hierzulande wieder zu einer wohltuenden Normalität zurückgekehrt sind. Dennoch streiten Bocker und viele andere am rechten Rand diese Offensichtlichkeit nach wie vor ab, obwohl deutsche Fahnen und Deutschland-Trikots längst zum ganz normalen Straßenbild gehören. Warum bloß, mag sich der eine oder andere fragen. Die Antwort liegt auf der Hand. Diese Herrschaften wollen aus dem mittlerweile wieder überwiegend positiv besetzten Begriff politisches Kapital schlagen. Als Beispiel sei hier der Auftritt des Herrn Höcke bei Günther Jauch angeführt
http://www.ardmediathek.de/tv/G%C3%BCnt ... d=31170854
Und damit bin ich schon bei dem Wort "national". Auch dieses hat natürlich im Prinzip nichts Böses an sich. Es wird auch in Begriffen wie Vereinte Nationen, Nationalmannschaft, Nationenwertung usw. rein beschreibend und somit vollkommen wertneutral verwendet. Wird es jedoch im Zusammenhang mit einer politischen Richtung oder Partei gebraucht, hat es eindeutige Implikationen. Jetzt steht es für Ausländerfeindlichkeit, Rassenpolitik, Ablehnung von Homosexualität (obwohl die Quote von Homosexuellen bei Anhängern dieser politischen Richtung höher als bei sogenannten Normalbürgern sein dürfte), Anti-Frauenemanzipation, Antisemitismus und neuerdings auch Anti-Islam.
Dabei ist es doch auffallend, dass Anhänger vom sogenannten IS genau die gleichen Werte propagieren, nur dass sie Anti-Islam durch Anti-Christentum ersetzen. Auch in der Forderung nach unerbittlicher Härte gegen Andersdenkende ähneln sie sich frappierend. Nur in der Wahl ihrer Mittel unterscheiden sie sich (noch). Während Mord und Terror bei den Kalifat-Anhängern als vollkommen legitim zur Durchsetzung ihrer Ziele angesehen werden, sind es bei den Rechtsaußen (noch) nur Einzeltäter, die diese letzte Schranke durchbrechen. Ob das allerdings so bleiben wird, wenn die Bewegung weiter an Aufschwung gewinnt und massentauglich wird, darf man mit Fug und Recht bezweifeln. Warum also tun sich diese Herrschaften nicht zusammen? Sie sind doch Brüder im Geiste und die paar wenigen Differenzen bezüglich der Religion sollten doch überwindbar sein.
Bleibt als letztes noch das Thema Demokratie. Betrachtet man das Wortkonstrukt "nationale Gesinnung" in dem von mir beschriebenen Kontext, in dem es nunmal gemeinhin verwendet wird, ist sie selbstverständlich demokratiefeindlich. Demokratie lebt vom friedlichen Wettstreit der Meinungen, die Anhänger der nationalen Gesinnung propagieren die Intoleranz und die Verfolgung Andersdenkender. Damit ist im Grunde schon alles Wesentliche gesagt. Warum willst du diesen (endlich mal) einfachen Zusammenhang durch eine Diskussion über die ursprüngliche oder wissenschaftlich-theoretische Bedeutung des Wortes "national" verkomplizieren?
Sprache verändert sich durch ihren Gebrauch. Das Wort Alternative bedeutet ursprünglich "die eine andere Möglichkeit". Mittlerweile spricht fast jeder von drei oder vier oder fünf Alternativen. Das muss man nicht mögen (ich mag es auch nicht), aber dadurch verändert man es nicht. Und ich halte das Thema für viel zu wichtig, um sich in einen Streit über ursprüngliche Wortbedeutungen zu verwickeln.
Grüßle vom Monsieur