Das große Skatvergnügen

Rezensionen, Meinungen, Anfragen zur Skatliteratur

Das große Skatvergnügen

Beitragvon grunzquiek » 6. Okt 2010 19:30

moinmoinmoin! :D

Da ich kürzlich zwei unerwartete, heftige und verdiente Serienniederlagen gegen einen der Hiesigen erlitten :shock: und mich noch nicht ganz davon erholt habe, habe ich beschlossen, endlich einmal ein Skatbuch ganz zu lesen, um das mit dem Skatspielen und so endlich mal richtig zu lernen. In die nähere Auswahl kamen:

1. Der Quambusch-Wälzer "Gläserne Karten"
Beim 1. Versuch bin ich nur ungefähr bis zur 3. Seite gekommen, weil die Bilder in Schwarzweiß und zu klein sind. Zudem macht die Bröschure abgesehen vom Einband optisch nicht viel her.
Den Preis finde ich angemessen, weil das Büchlein inhaltlich angeblich ziemlich gut ist.

2. Das große Skatvergnügen
Ein schönes Buch! :D Schon gleich nach Erhalt habe ich es ganz durchgeblättert und mir die schönen, großen, bunten Bilder angeschaut. Das Papier ist angenehm anzufassen und das Format ist recht groß, da hat man etwas Ordentliches in der Hand, und trotzdem ist nicht übermäßig viel Text drin. Das sollte für mich zu schaffen sein. 8)

Ich habe mich also für "Das große Skatvergnügen" entschieden. Ein paar Tage später habe ich mich schon an die große Aufgabe herangetraut, meine lausige Spielerei der letzten Zeit hat das Ganze beschleunigt.

1. Tag:
Das Buch suchen, finden, abstauben. Ich hatte es als Staubschutz über andere Bücher gelegt.
Ich hatte es größer in Erinnerung, aber das ist mir ganz recht so, so kann man es auch zum Einschlafen im Bett lesen, ohne dass es unbequem wird.
Ein erster Blick hinein:
Auf der Innenseite des Buchdeckels ist ein Bild aus dem 19. Jahrhundert: "Altenburger Bauern beim Skat": 3 spielen Skat, einer begrabscht die Bedienung, dem Hund ist das alles Wurst, er schaut lieber zum Fenster raus. Die Uhr zeigt 10 Uhr 25, draußen ist es hell, die spielen also Sonntagmorgens.
Und dann noch ein Gedicht. Ziemlich lang, ich hab's nur überflogen.
"...wer bloß auf Gelderwerb ist aus, den werfe man zum Tempel raus..." Das gefällt mir. Jetzt noch ein Blick auf die Seitenzahl: Es geht bis 239. Ich wusste nicht, dass es so große Seitenzahlen gibt. Genug gelernt für heute, man soll`s ja gerade am Anfang nicht übertreiben.

2. Tag:
Ich habe noch keine qualitative Steigerung meines spielerischen Potentials bemerkt. Gerade vorhin habe ich einen Grand verloren, weil ich scheinbar weich in der Birne war und nebenbei noch ein Gegenspiel beim Null versaut. Im Stichwortregister habe ich nach "Weich" und "Birne" gesucht, habe aber nichts gefunden.

Inhaltsverzeichnis und ein paar bunte Kartenbilder bis Seite 8. Den Teil "Skataufgaben - Denksport und Ratgeber" werde ich wohl nicht ausführlich beschreiben, das ginge dann zu sehr ins Detail.

Erstmal kommt das Ur-Skatthema: "Skat - Glück oder Verstand?"

"Trotz vielfältiger neuer Formen der Unterhaltung hat es nichts an seiner Zugkraft eingebüßt. Überall wird kräftig weitergemischt." Das Buch ist von 1989, da gab es noch kein richtiges Internet.
"Dabei ist rund jeder zweite männliche Erwachsene aus beiden Ländern ( gemeint sind DDR und BRD) zum Mitspielen in der Lage." Da muss man sich wohl um Mitgliederzahlen von DSKV und ISPA kaum Sorgen machen, die sind nur Randgruppen unter den Skatspielern. :P


Dann kommen die Erfolgsregeln:
...
"4. Gewinnorientiertes, nicht augenorientiertes Drücken (variantenreich ohne Schema)." Da muss ich etwas ändern. Wenn ich 2 Zehner drücke, um die zweite Lusche bei der 1. Farbe billig abzuwerfen, dann geht das in die Hose, wenn die Gegenspieler die Farbe wechseln und ihre Vollen ausspielen. Da muss man halt wissen, mit wem man es zu tun hat. :roll:
...
"6. Wahl des sicheren, nicht etwa des unsicheren höheren Spiels. (möglicher Mehrgewinn meist in keiner vertretbaren Relation zu den eventuellen Verlustfolgen)." Stimmt schon, ist aber eine echte Spaßbremse. Wer spielt schon gerne ein lahmes Karo, wenn der Grand ruft? :wink:
...
"10. Spiel mit psychologischen Mitteln als besondere taktische Waffe in allen Spielphasen." Beim online-Skat geht da leider nicht viel.

Dann steht da noch in Großbuchstaben:

"S E I K O N Z E N T R I E R T A M T I S C H !" Das sagt / schreibt sich so einfach.

"Spielpraxis"
Jetzt gehts also ans Eingemachte, mal sehen.

Ab Seite 17: "Zwischen Mischen und Endspiel"

"Die wichtigsten Grundregeln für ein erfolgreiches Gegenspiel bestehen darin,..."
und dann kommt neben den As in MH bringen, kurzer Weg, lange Farbe, auch noch
"langer Weg, kurze Farbe". Finde ich garnicht gut. Mich ärgert es jedenfalls, wenn mein Mitspieler eine von 2 Luschen ausspielt. Da gibt es fast immer bessere Möglichkeiten.

und dann 2 Sachen, die sich meines Erachtens widersprechen:
- dem Alleinspieler keine Gelegenheit geben, schwache Karten billig loszuwerden
- hohe Zählaugen zum Wimmeln für den Partner aufheben


Bei den Tipps für den Alleinspieler stehen nur die üblichen Sachen, also wie man mit den Trümpfen umgehen sollte.

Auffallend: Die wesentlichen Dinge stehen in kleiner Schrift am Rand, der Mittelteil ist fürs Allgemeine.

Ab Seite 23: "Reizen - Mittel zu mehrfachem Zweck"

Altbekanntes: Heben über 23, als "Hörer" eine Reizstufe drunter bleiben.

Bemerkung am Rand:
"Jedenfalls fordert die Skatordnung in keiner Weise, das Reizgebot ausdrücklich mit JA oder NEIN zu beantworten. So könnte es heißen bei
18 - Immer
...
33 - wernn ich mich zwing
...
55 - ich hab garnichts
"

Das lässt doch eine Menge Gestaltungsspielraum, meine ich. Da kann man seine Aussage bei Bedarf auch noch uminterpretieren.

Quelle: "Das grosse Skatvergnügen" von Frank Schettler und Günter Kirschbach, Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg GmbH & Co. KG, Rosenheim
Zuletzt geändert von grunzquiek am 11. Okt 2010 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Chevalier » 6. Okt 2010 19:54

:) :D :lol:

Grunzquiek, wenn Du es Dir wirklich geben willst, ich meine so richtig, dann... EAT THAT

Bergsträsser, Erwin: Meisterskat. Eine Auswahl der interessantesten Spielvarianten für den fortgeschrittenen Skatspieler

Das Grauen hat einen Titel.
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Beitragvon grunzquiek » 11. Okt 2010 00:01

Versuch, das Gelernte anzuwenden:
Vernünftig gereizt (nur wenige Spiele bekommen), konzentriert gespielt (hat mit Multivitaminsaft und Kaffee Marke "Tote aufwecken" immerhin bis zu 20 Spiele ohne Unterbrechung funktioniert. :twisted: ), variabel / angepasst gedrückt (öfter die 10 zu zweit behalten, hat gut geklappt). Ergebnis: Spielerische Qualität gesteigert, wenige Spiele bekommen, Punkeausbeute dürftig. Ich nehme zur Qualitätssicherung und aus Rationalisierungsgründen ein Downsizing meines Punktedurchschnitts und Outsourcing der Spiele vor. 8)

Zur Drückung: Bei zu erwartendem Tempoproblem (d.h., wenn dem Alleinspieler die Trümpfe ausgehen, weil er oft stechen muss, kommt vor allem in Mittelhand und bei niedrigen Buben vor), öfter die 10 zu zweit (d.h. 10 + noch eine Karte in der Farbe) behalten, um ein weiteres Mal ohne Trumpf ans Spiel zu kommen. Von mir in Mittelhand nur in der Kombination 10-König ausprobiert, um beim Tauchen / Herausschnippeln der 10 wenigstens die Chance auf einen Stich der Farbe zu haben. Einmal ist dabei die 10 Hopps gegangen, aber der König war dann ganz wichtig. In Vorhand und Hinterhand habe ich die 10 entweder durchbekommen oder sie wurde gestochen --> immerhin ein Trumpf weniger beim Gegner. Das war manchmal spielentscheidend. ---> Erster Lernerfolg! :D

Nachtrag: Wenn ich 10-König habe und in Mittelhand von unten in der Farbe angespielt werde, gehe ich auf jeden Fall mit der 10 drauf. Falls VH unter dem As angespielt hat, geht die 10 evt. durch. Wenn ich sie behalte, ist sie dann auf jeden Fall weg. Wenn Hinterhand das As hat, ist die 10 zwar weg, aber wenn ich den König nehme, ist sie auch höchst gefährdet (beim 2. Stich in der Farbe ist einer der beiden Gegenspieler in der Farbe wahrscheinlich frei).

Samstagnacht: Bei SO sind massenhaft Anfänger unterwegs, die praktisch nur reizen können :x . Vormittags hätte ich gedacht, die Grundschule lernt gerade das kleine Einmaleins beim Online-Skat. Ich habe alles, was ich zu vernünftigem Reizen weiß, vorübergehend unter Quarantäne gestellt, sonst bekomme ich garkeine Spiele. Aus einem einfachen Farbspiel muss ein Grand oder zumindest ein Handspiel werden, mit Glück oder Unvermögen der Gegenspieler. Das geht an die Nerven, ich werde manchmal pampig. :x

Jetzt wieder zurück zum Buch: :)
ab Seite 27: "Spieltaktische Kabinettsstückchen mit der Zehn"

Beispiel: "Die Gegenspieler haben bereits 39 oder 40 Augen erreicht. Der Spielverlauf lässt erkennen, dass die fehlenden Augen zum Gewinn nur noch mit einem vollen Stich zu holen sind. Der Gegenspieler in Vorhand geht aufs Ganze, bringt als Ausspieler die Zehn. Sitzt das As bei seinem Partner, und der Alleinspieler muss bedienen, ist das Spiel für ihn unweigerlich verloren."
In einer solchen Situation warte ich erstmal ne Weile, damit sich mein Mitspieler ein paar Gedanken über die aktuelle Situation machen kann, denn,:
"...verlangt natürlich rigoros die Übernahme mit dem As durch den Mitspieler in Mittelhand...... Wenn aber der Mitspieler in Mittelhand die Absicht von Vorhand nicht erkennt, fehlerhaft reagiert, d.h., das As schont, gibt es Ärger. Zu Recht, weil sich die Frage aufdrängt: Wozu das As noch schonen?"
Leider kommt es immer wieder vor, dass der liebe Mitspieler nicht den rechten Überlick hat und z.B. nicht weiß, dass wir eh nur noch einen Stich bekommen können.

Beispiel: "Wenn der Gegenspieler der berechtigten Meinung ist, dass er eine blanke Zehn aus seiner Sicht nur schwerlich seinem Partner zukommen lassen kann, hat ihr Anspiel stets etwas für sich".
Meine Meinung: Beim 1. Ausspiel gibt es diese Situation nicht, im weiteren Spielverlauf schon eher.
"Der Mitspieler darf, sofern er die betreffende Farbe mit dem As zu dritt, nicht sofort das As zugeben, es sei denn, der König und die Dame sitzen noch bei ihm."
Meine Meinung: Zweifelhaft, möglicherweise sind 2 gedrückt, aber durchaus nachvollziehbar.

Aber jetzt kommt Unsinn:
"Der Alleinspieler in Mittelhand, der beispielsweise König, Dame und Lusche hat, kann sich aus dieser fatalen Lage nur noch befreien, indem er ohne Zögern die oberste Karte zugibt, ... d. h., den Eindruck erwecken, als stehe der König blank."
Nochmal die Situation: GS1 spielt eine 10 aus, für GS2 ist damit klar, dass sie blank ist, er sieht anhand seiner Karten, was noch fehlt. Er kann nicht annehmen, dass der Alleinspieler die UNTEREN Karten gedrückt hat und die OBERE alleine behält. Es könnte höchstens sein, dass er seinem Mitspieler zutraut, z.B. weil das ein bekannter Chaot ist, dass er eine nicht-blanke Zehn gegen den Alleinspieler einfach so ausgespielt hat.

P.S.: So ganz unsinnig ist es doch nicht. Er kann zwar den GS2 (mit dem As) nicht irritieren, aber den GS1 (der die 10 ausgespielt hat). GS2 muss dann vielleicht mit seinem As warten, bis der Alleinspieler selber mit der Farbe andackelt. Wenn der GS1 der ideale Spieler wäre, würde er zwar erkennen, dass GS2 den Überblick über den Kartenstand haben muss, und, wenn er nicht das As nimmt, der Alleinspieler noch eine Karte der Farbe haben muss, aber damit ist auch der beste mittelmäßige Spieler überfordert (der hätte eh nie die Zehn ausgespielt), weil der sich dann überlegt, ob vielleicht Kollege GS2 Mist gebaut hat. :?

Beispiel: Der Alleinspieler in Hinterhand spielt Grand, Vorhand hat eine sehr lange, oder komplette Farbe mit As und Zehn und muss annehmen, dass sein Mitspieler KEINEN BUBEN hat (sonst würde er stechen). Vorhand spielt die Zehn und nicht das As aus, damit sein Mitspieler in Mittelhand nicht schmiert.
--> Es kommt eher selten vor, dass ich in Vorhand bin, weiß, dass der Mitspieler keinen Buben hat (wenn ich also selber mindestens 2 habe), und dazu noch eine sehr lange oder komplette Farbe mit As und Zehn. Dann sieht der Alleinspieler in Hinterhand mit seinem Grand aber ganz alt aus! :P

Beispiel: Der Alleinspieler in Mittelhand, Vorhand hat eine sehr lange, oder komplette Farbe mit As und Zehn. Vorhand spielt die Zehn aus, der Alleinspieler erhofft das As bei Hinterhand, er sticht und wird überstochen.
Naja, was soll er auch sonst machen? Das As würde er auch stechen. Der Buchautor erwähnt in dem Zusammenhang aber, dass der Alleinspieler dann vielleicht mit einer hohen Trumpfkarte stechen würde, z. B. Trumpf-As. Naja. :?

Ansonsten zur Behandlung der Zehn: Allgemeinplätzchen zu Spekulation, Übersicht behalten beim Spielverlauf.

Chevalier hat geschrieben:Bergsträsser, Erwin: Meisterskat. Eine Auswahl der interessantesten Spielvarianten für den fortgeschrittenen Skatspieler

Das Grauen hat einen Titel.


Mal sehen, wenn ich mit dem 1. Buch fertig bin. Aber mit Horrorskat kenne ich mich aus. Da habe ich selber schon Bahnbrechendes geleistet :twisted:

Quelle: "Das grosse Skatvergnügen" von Frank Schettler und Günter Kirschbach, Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg GmbH & Co. KG, Rosenheim
"Es gibt so Tage, da wehen einen die Urfragen der Menschheit an.
Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Und warum ist er nicht dort geblieben?"

(Matthias Beltz, Skat- und Bierforscher, Autor, Jurist, Kabarettist)
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