Jetzt kommt doch noch etwas zum Thema "organisiertes Skatspiel" von mir.
Skatkommentator hat geschrieben:Doch in Zeiten, in denen Verantwortungslosigkeit ein allgegenwärtiger Trend ist, sagt das Bestehen von Verantwortung natürlich noch lange nichts über deren Wahrnehmung aus. Ein Beispiel: Bei Sammelkartenspielen geht es den Spielern teilweise noch mehr (als Skatspielern beim Skat) darum, vor allem und um jeden Preis zu gewinnen. Dennoch gibt es Sammelkartenspieler, die eine Karriere als Schiedsrichter wählen und sich damit des Rechts berauben, auf Turnieren mitzuspielen, bei denen sie als Schiedsrichter eingesetzt sind. Ein Skatschiedsrichter hingegen, dem man vorschreibt, er dürfe nicht mitspielen, wenn er als Schiedsrichter eingesetzt ist, ist unter Garantie die längste Zeit über Skatschiedsrichter gewesen.
Das wäre doch gerade ein Beispiel dafür, dass der Trend dahin gehen würde, mehr Verantwortung zu übernehmen! Der Skatschiedsrichter, der nicht mehr hätte spielen dürfen, hätte schon vor 100 Jahren sofort aufgehört. Und heutzutage, die jungen Leute sind so verantwortungsbewusst, dass sie sich zum Wohle der Allgemeinheit aufopfern und nur noch Schiedsrichter sind? Das hätte ich nicht gedacht.
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Skatkommentator hat geschrieben:Wie dem auch sei, ich wollte lediglich die Diskussion wieder aufflammen lassen und andeuten, dass für den Skatsport nichts Anderes gilt als für sonstige Bereiche unserer Gesellschaft, in denen sinnvolle Änderungen nur schwer durchzusetzen sind.
Allerdings glaube ich auch, dass ihr gar nicht wirklich an Veränderungen interessiert seid. Deswegen bin ich „frohen Mutes“, dass ich das (organisierte) Skatspiel womöglich überleben werde…
Eher erlebst Du die Auflösung "unserer" bundesrepublikanischen Ego-"Gesellschaft" in ihrer derzeitigen Form wegen schwindender zusammenhaltender Gemeinsamkeiten und Durchlässigkeit von unten nach oben zwischen den sozialen Schichten, als das Ende von Gruppierungen wie den Skatverbänden mit ihren Vereinen, die definierte und allgemein akzeptierte Gemeinsamkeiten haben. Sie werden vielleicht kleiner, sie werden an Bedeutung verlieren, aber sie werden in sich intakt bleiben.
Das Skatspiel und der DSKV haben schon mehrere deutsche Staaten und Zeiten, in denen die Leute wichtigeres im Sinn hatten, als Skat zu spielen, überlebt. Dabei hat sicher auch das von John angeführte Zitat aus der Skatwettspielordnung "Am Skattisch sind Alters- und Berufsunterschiede aufgehoben" eine Rolle gespielt, weil dadurch Restriktionen in Form von Standesdünkel, beruflicher Hierarchie und Altersarroganz vorübergehend außer Kraft gesetzt werden.
Restriktionen ohne allgemeinen Konsens (Alkohol, Nikotin, Preisverteilung, Schiedsrichter dürfen nicht spielen, Altersgrenze usw.), auch wenn sie "Änderungen" oder womöglich "Reform" genannt werden, fördern eher eine Auflösung als eine Stärkung des Zusammenhalts, denn der kann nur freiwillig sein, sonst ist er allenfalls geheuchelt. Nichts anderes gilt für "unsere Gesellschaft", auch wenn es die Politiker, Verboteschreiber und Bespitzelungsfetischisten nicht wahrhaben wollen. Die jammern dann lieber über angeblich wachsende Demokratiefeindlichkeit, obwohl sie genau wissen, dass nicht die Demokratie als solche abgelehnt wird, sondern nur ihre Art, damit umzugehen. So, das musste mal raus, jetzt schmeckt mir das Frühstück besser.
Wer lebt am längsten? "Unsere Gesellschaft", der DSKV oder M. B.? Ich tippe auf den DSKV.
"Es gibt so Tage, da wehen einen die Urfragen der Menschheit an.
Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Und warum ist er nicht dort geblieben?"
(Matthias Beltz, Skat- und Bierforscher, Autor, Jurist, Kabarettist)