Niemand hat gesagt oder gar gefordert, dass Skatspieler ein Gesinnungscheckbuch mit sich führen sollen. Das kann niemand wollen und es ist zurecht auch nie ein Thema gewesen. Dass die vermeintlich richtige oder falsche Gesinnung in der damaligen DDR Einfluss auf persönliche Karrieren und vieles andere hatte, ist schlimm genug und sollte uns alle, egal aus wechem Teil Deutschlands wir ursprünglich kommen, stets daran erinnern, dass derlei selbst auferlegte Ausgrenzung der Anfang vom Ende jeder freiheitlich demokratischen Gesellschaft ist.
Bei den Corona-Regeln aber geht es um etwas vollkommen anderes. Ich will dafür mal ein anderes Beispiel wählen, was jedem noch in guter Erinnerung ist. Vor einigen Jahren hat unsere damalige Regierung (meines Wissens als letzte der EU) das Rauchverbot in den meisten gastronomischen Betrieben eingeführt. Als ich von diesem Plan das erste Mal hörte, habe ich als recht starker Raucher spontan gesagt, dass ich dann sofort mit dem Skatsport aufhöre. Die Vorstellung, mir bei einem komplizierten Spiel nicht eine Zigarette als "Denkhilfe" anzünden zu können, kam mir total absurd vor.
Es hat damals durchaus ein wenig Überredung meiner Mannschafstkameraden gebraucht, mich doch mal zur Teilnahme an einer rauchfreien WM oder EM zu bewegen. Mit einer überraschenden Erkenntnis: Die ausbleibenden obligatorischen Kopfschmerzen nach einem Skat-Tag habe ich gar nicht vermisst.
Ich bin also trotz großspuriger Ankündigungen dabeigeblieben.
Trotzdem bin ich kein Freund dieser strikten Regelung in der Gastronomie. Bei Großturnieren empfinde ich es mittlerweile als selbstverständlich, dass nicht geraucht werden darf und sehe es auch vollkommen ein, dass die Gesundheit der nichtrauchenden Skatspieler geschützt wird. Bei einer Kneipe sehe ich das anders. Hier sollte es m.E. dem Wirt überlassen sein, ob er sie als Raucher- oder Nichtraucherkneipe betreibt. Es kann sich ja jeder überlegen, ob er dieses Etablissement besuchen möchte oder nicht. Und auch die Angestellten, deren Schutz immer als Grund für die rigorose Regelung angeführt wird, können sich schließlich überlegen, ob sie dort arbeiten möchten oder nicht. Aber das ist zugegeben Ansichtssache.
Bei einer Pandemie hingegen, bei der zumindest bei den älteren Menschen, die bekanntlich beim Skat sogar die klare Mehrheit ausmachen, bei Ansteckung eine große Gefahr für Leib und Leben besteht, soll der Gesundheitsschutz jetzt ausgehebelt werden? Der Raucher schädigt ohne Frage seine Mitmenschen, aber er bringt sie nicht gleich um. Vielleicht verkürzt er bei dem einen oder anderen sein Leben ein wenig, zugegeben. Trotz dieser vergleichsweise geringen Gefahren findet der Gesetzgeber, dass dies verhindert werden muss. Aber bei einem Nichtgeimpften, der nachweislich seine Mitspieler eher mit einer Krankheit infizieren kann, die ihn mit einer nicht ganz kleinen Wahrscheinlichkeit das Leben kostet oder bei der ihm eine lange schwere Beeinträchtigung (Long-Covid) droht, bei dem spricht man von Ausgrenzung, wenn man seine Teilnahme verbietet?
Und das, obwohl jeder die Möglichkeit hat, kostenfrei sich selbst zu schützen (was seine eigene Angelegenheit ist) und bei seinen Mitmenschen (was eben nicht mehr nur seine Angelegenheit ist) zumindest die Gefahr einer Ansteckung spürbar zu reduzieren? Sorry, aber das will mir nicht in den Kopf.