Morgen, jetzt kommt mein Senf dazu!
ThomAss hat geschrieben:"In wie weit ist die Gesellschaft bereit, diese Krankheit zu akzeptieren und nach praktikablen Lösungen zu suchen und vor allem auch zu akzeptieren, dass das Leben endlich ist? Corona nehmen wir natürlich nicht freiwillig andere Krankheiten wir Krebs dafür aber gerne?
Wie wichtig ist uns jedes einzelne Menschenleben gegenüber unserer Demokratie, Freiheit, ggf. unseren Beruf, falls unsere Firma / Branche pleite geht etc. pp.? Wie wichtig ist uns jedes einzelne Menschenleben gegenüber einem jüngeren Menschen, der seine Existenz verliert, Alkohol- und Drogenprobleme bekommt, im schlimmsten Fall Depressionen, die bis zum Suizid führen?"
Das sind jetzt alles zeitlich begrenzte Notfallmaßnahmen, um das Schlimmste zu verhindern, bis ein großer Teil der Bevölkerung geimpft ist, deswegen kann man das auch nicht mit Dauerproblemen, für die sich keine Lösung abzeichnen wie Krebs vergleichen. Das hoffe ich wenigstens.
Wenn für jeden die Möglichkeit besteht, sich impfen zu lassen, und vielleicht auch Heilmittel zur Verfügung stehen, dann kann man Corona als besonderes Thema vergessen. Dann wird es zwar immernoch Tote geben, aber das ist dann mit einer normalen Grippe vergleichbar, bei der auch akzeptiert wird, dass das Leben endlich ist.
Meiner Meinung nach sind die hohen Todeszahlen durch Corona weit bedeutsamer, als die Pleiten irgendwelcher Firmen, weil der Marktanteil nach einer Normalisierung von anderen Firmen übernommen wird, die dann entsprechend mehr Mitarbeiter benötigen. Wenn jemand in den vielleicht 2 Jahren seine (berufliche) Existenz verliert, dann kann er ja danach bei einer anderen Firma weitermachen. Wenn er danach beruflich nicht mehr auf dem hohen Ross sitzen kann, sondern nur noch auf einem kleinen Pony, dann ist das zumutbar, das wird auch anderen Arbeitslosen zugemutet. Wenn er dadurch enorme finanzielle Verluste erleidet, z.B. weil er sein Haus nicht abbezahlen kann, dann hat er eben Pech gehabt, das passiert anderen Leuten auch bei einer Arbeitslosigkeit oder bei einer Scheidung, und für den Notfall gibt es auch noch die Privatinsolvenz.
Alkohol-, Drogenprobleme und Depressionen kann behandeln, aber tot ist tot.
Das sind alles Probleme, die fast jeden auch ohne die aktuellen Maßnahmen zur Pandemieeindämmumg treffen können.
ThomAss hat geschrieben:"Um dieses Gedankenexperiment weiterzuführen, wie wichtig ist uns jedes einzelne Menschenleben andererseits, gegenüber der Natur und Umwelt, der Ausbeutung in Afrika"
Dass unser ganz normales Leben geeignet ist, irgendwo auf der Welt Menschenleben zu vernichten, ist zwar richtig, aber die Allermeisten nehmen das in Kauf oder wollen es garnicht wissen. Auf ein Smartphone mit irgendwelchen Rohstoffen aus Afrika oder sonstwo kann man verzichten, auf Kleidung aus Kinderarbeit (also alle Kleidung) auch, auf ein Auto oder Fahrrad sowieso, aber es ist wirklich schwierig. Man kann sich aber nicht dadurch ernähren, im Wald zu jagen und Beeren zu sammeln und nicht mit aus dem Wald gesammeltem Holz heizen, weil der Wald irgendjemandem gehört, man kann keine Schafe beim Nachbarn auf die Wiese schicken, um sich aus der Wolle selber Kleidung zu produzieren, und einen Brunnen kann man sich im Garten auch nicht einfach so graben. Wenn man dann auch noch in den Wald geht, um sich das Holz für selber gebastelte Möbel zu besorgen, dann kommt man endgültig in die Klappsmühle oder eine andere geschlossene Anstalt. Das heißt, selbst derjenige, der auf diese schädlichen Verhaltensweisen verzichten will, der kann es nicht.
Für diejenigen, die trotzdem versuchen sich gegenüber der Umwelt und auch Menschen in weit entfernten Ländern verträglich zu erhalten, gibt es nur die Möglichkeit der Einschränkung, Komplettverzicht geht nicht. Das Smartphone wird halt so lange benutzt, bis die Bank eine neue App fordert, der Fernseher wird benutzt, bis er die vom Hersteller festgelegte Höchstlebensdauer erreicht hat, das Auto wird gefahren, bis es auseinanderfällt (komme jetzt bloß kein Bewohner einer Millionenstadt mit dem ÖPNV!), und die Kleidung wird gebraucht gekauft.
Da stellt sich aber auch noch die Frage: Wovon sollen die Arbeiter, die Cobalt abbauen, und die Kinder in den Textilfabriken sonst leben, wenn wir auf diese Dinge verzichten oder den Konsum einschränken? Ich glaube nicht, dass es in diesen Ländern ausreichend Sozialhilfe gibt.
Skatfuchs hat geschrieben:"die Ursache allen Übels, was von ThomaAss so treffend benannt wurde, liegt meiner Meinung nach in dem durch die Gesellschaft vorgegebenen Bestreben "Immer höher, immer weiter, immer schneller", was nur durch die Pandemie verstärkt und verdeutlicht wurde.
Wie soll das aber gehen und wo soll das enden bei begrenzten Ressoursen der Erde bezüglich Rohstoffen und Energie bei gleichzeitig wachsender Bevölkerung?
Und dann wird uns noch durch die Werbung vorgegaukelt, dass wir ein neues Produkt unbedingt brauchen, weil es bis zu ...Prozent besser sein kann. Es kann natürlich auch nur gleich gut sein...
Dabei rede ich gar nicht davon, wie manche anderen, dass die Menschheit nun auf alles verzichten muss; sondern es sollte mehr geschätzt werden und in benötigten Maßen konsumiert werden und nicht in Massen!"
Dass man ein neueres Produkt braucht, wird einem nicht nur vorgegaukelt, es wird sogar erzwungen. Beispiele:
- Ich musste mir ein neues Smartphone kaufen, weil sich das Betriebssystem des alten nicht upgraden ließ, aber die von einer Bank zwingend erforderte App war nur für neuere Betriebssystemversionen geeignet.
- Bei PCs laufen viele Anwendungen auch nicht mit alten Betriebssystemversionen, die neuen Betriebssystemversionen erfordern leistungsfähigere Hardware, auch wenn das MS manchmal bestreitet.
- Für ältere Geräte gibt es keine Ersatzteile, für neuere manchmal auch nicht, und wenn doch, dann zu Preisen, die eine Neuanschaffung nahelegen. Früher gab es mal langlebige Waschmaschinen, die Marke kennt wohl jeder, die dann entsprechend teuer waren, aber das ist auch Vergangenheit. Nach dem, was ich so gehört und gelesen habe, sind die neueren Maschinen der Marke auch nur Billigprodukte, bei denen man noch schnell den Gewinn durch den hohen Preis abgreift, ehe sich das herumspricht. Bei einer Unternehmensführung, die nur die Unternehmensdaten für die nächsten paar Jahre im Sinn hat, lohnt sich das, weil die entsprechenden Leute schon wieder weg sind, wenn das Pferd totgeritten, bzw. der Ruf der Firma ruiniert ist. Das ist nicht die einzige Firma, die ihren guten Ruf verscherbelt.
- Die noch überwiegend genutzten Autoradios kann man bald wegwerfen oder muss ein Zusatzgerät anschaffen, wenn der analoge Radiorundfunk abgeschaltet wird.
- Ein Bekannter war vor einigen Jahren bei einem Hersteller von Elektrohaushaltsgeräten beschäftigt. Auf einen Verbesserungvorschlag für die Lebensdauer durch eine kleine Änderung bekam er die Antwort, die Maschinen sollten ja nicht ewig halten.
Meiner Meinung nach wäre es eine passende Aufgabe für den Gesetzgeber, solches zu unterbinden, weil die Hersteller wohl kaum freiwillig auf den Zwang zur Neuanschaffung verzichten werden. Der läuft aber lieber auf derselben Schiene mit, siehe Abwrackprämie, um die heilige Konjunktur zu stärken. Das summierte Vermögen der Bevölkerung nach einer Bewertung nach dem Gebrauchswert der Vermögensgegenstände wird dadurch aber nicht erhöht, sondern nur die vorzeigbaren Daten für die Presse. Eine alte Waschmaschine, die noch 10-15 Jahre hält, ist für den Besitzer mehr wert als eine neue, die nur 5-10 Jahre hält, aber den Unternehmensumsatz steigert und die Konjunkturdaten verschönert.
Das hatte jetzt alles keinen direkten Bezug zu Skat, aber dieser Thread hat sich ja eh schon weit vom Ausgangspunkt entfernt.
Tschüß!
grunzquiek