Bei so einem hübschen Theoriethread muss ich natürlich auch meinen mittelscharfen (Weichei)-Senf dazugeben.
Mir haben die Beiträge vom Fuchs und von kite sehr gut gefallen. Fuchs erläutert sehr schön, warum es besser ist, in einer anderen Farbe als Karo loszugehen, kite sehr schön, wann es auch mal sinnvoll sein kann, statt Pik K Herz auszuspielen. Von ThomAss kommt der wichtige Hinweis, dass u.U. auch ein Trumpfausspiel eine Alternative sein kann. Aber mir fallen nur sehr wenige Trumpfkonstellationen ein, in denen ich dazu raten würde. Eine wäre z.B.
Da kann man hoffen, dass der Partner einen Buben hat und diesen auf die 9 legt. Ist auch nicht ohne Risiko, da man sich gegen drei kleinen Bübchen des AS sein Trumpf Ass kaputtspielt, aber ein risikoloses Anspiel gibts bei dem Blatt nunmal nicht.
Über den Unsinn des Anspiels der Karo 8 haben sich schon Carpe, grüne Sau und Fuchs hinreichend geäußert. Das dort Geschriebene würde ich voll und ganz unterstützen. Tut mir leid, ThomAss, aber die Karo 8 ist wirklich die allerletzte Karte, die man hier bringen sollte.
Nur mit knappem Abstand folgt jedoch die Karo 10!!! Es ist fraglos richtig, dass scharfe 10en auch in der Frühphase eines Spiels zum Repertoire jedes guten Skatspielers gehören sollten. Aber sie als Allzweckwaffe anzusehen, ist eine skatspielertypische Übertreibung. Da sehe ich durchaus Parallelen zu der unterschiedslosen permanenten Ass-Anzeigerei mittels Gegenfarbe, die von so manchem Skatspieler schon lange zum heiligen Gral des Gegenspiels erkoren wurde. Und bei derlei Übertreibungen kommen dann manchmal wahrhaft wunderliche Spielzüge zustande.
ThomAss hat geschrieben:Bei starken Trumpf (z.B. 3 Stiche inklusive Trumpfvollen) haue ich direkt die Zehn raus, weil ich die Augen des Partners brauche, und ich meine bereit bin zu opfern, bei schwächeren Trümpfen eher Karo Lusche, weil die 10 vielleicht später nach Hause muss, um zu gewinnen.
Lieber ThomAss, ich weiß aus früheren Beiträgen von Dir, dass Du meine folgenden Ausführungen nicht dahingehend missverstehst, dass ich Dich hier vorführen will. Dieser Hinweis ist daher eher für andere Leser wichtig, die ich nicht abschrecken möchte, im Forum ihre Ansichten aus Angst vor "vernichtender" Kritik zu posten. Es geht also nicht darum, jemanden persönlich anzugreifen oder schlecht zu machen, sondern nur um die Sache. Wie hat es Miri neulich so schön ausgedrückt, ich bin stets um die Skatspielerei unserer Pinnies besorgt.
Doch nun zum Punkt. Gerade mit starken Trümpfen ist die direkt ausgespielte Karo 10 oft genug der einzige Rettungsanker, den Du dem AS noch zuwerfen kannst. An zwei Beispielen sollte das sofort deutlich werden.
Beispiel 1:
Der AS führt 6 Atout und folgende Beikarte
Ich denke, hier ist jede weitere Erklärung überflüssig.
Beispiel 2:
Der Partner hat in Karo folgende Karten:
und der AS hat mit sechs Atout, einer Dreierlänge, einer blanken Lusche und den verbleibenden 2 Karos den Prinzipien des guten Skatspiels folgend die beiden Karos gesenkt. Jetzt wird Dein Partner gewiss nicht Deinen Gedankengängen folgen, dass Du lieber Deine Vollen anbietest, um seine zu schonen, sondern in der berechtigten Annahme, dass die 10 blank war, sein Ass legen. Nach dem Abstich des AS erntest Du dann einen stechenden Blick und bekommst - wenn Du einen netten und fürsorglichen Partner hast - die besorgte Frage gestellt, wie es um Deine Gesundheit steht.
Mir ist natürlich bewusst, dass Du mir jetzt auch eine ganze Reihe Beispiele nennen kannst, wie jede andere Karte dem AS den Sieg schenken kann. Das ist selbstverständlich richtig. Aber hier gilt m.E. eine Aussage, die ich so sinngemäß schon in meiner Skatschule getroffen habe:
Es gibt Spiele, die man umdrehen kann, wenn man die richtige Reihenfolge trifft. Aber es gibt auch Spiele, die man umdrehen
muss, weil sie für den AS auch ohne großartige Winkelzüge auf tot stehen. Diese nicht zu gewinnen, ist schlechtes Skatspiel, erstere nicht umzubiegen, ist Pech.
Es grüßt der Monsieur