@ Schelldaus
Du machst natürlich was du denkst und das respektiere ich auch. Aber das Forum ist ja dazu da, dass wir alle versuchen, besser zu werden, indem wir uns von den Argumenten anderer Skatspieler inspierieren lassen, über bestimmte Entscheidungen noch mal nachzudenken, um in Zukunft vielleicht bessere zu treffen. Insofern erlaubst du hoffentlich, dass ich dich nochmal zu überzeugen versuche.
Du schreibst, dir sei bei einem Grand die Gefahr zu groß, dass die Viererlänge abgestochen wird. Darf ich dich an deine eigene Analyse erinnern?
Schelldaus hat geschrieben:Ich rechne nach der Reizung MH schon 3 laufende Buben zu. Denn MH muss ja eine Stärke haben, wenn ich schon so viele Volle in meiner Karte habe. Bleibt eben die Frage, was hat MH noch an Beiblatt dazu. Nach der Reizung höchstwahrscheinlich lang Herz. Würde 6 Trumpf auf Herz ergeben und 4 weitere Nebenkarten. Noch lang Karo dazu ist eher unwahrscheinlich, dann wäre MH bei 36 ausgestiegen. Lang Kreuz ist auch unwahrscheinlich, denn dies hätte einer 46er oder 48er Reizung gegeben.
Ergänzen möchte ich noch, dass auch eine 4er Länge in Herz nicht sehr wahrscheinlich ist, da er sonst ein Handspiel reizen könnte. Bei drei besten Jungs würden dir nur wenige Spieler mit einem Siebentrümpfer die Möglichkeit geben, einen NO zu spielen, wenn sie eine Farbe frei sind. Hat MH aber nur drei Herz und nicht lang Karo und nicht lang Kreuz (deine wie ich finde überzeugende Analyse), wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass er Pik frei ist? Ich sehe da nur eine Konstellation: er hat zwei Karo und zwei Kreuz. Bei diesem Kartensitz wäre zugegeben Pik das richtige Spiel. Das wird sicher gewonnen und hat sogar Schneiderchancen, während du beim Grand großer Außenseiter bist.
Bei allen anderen Konstellationen aber wird es sehr schwer, den Pik zu gewinnen. Denn, ich wiederhole mich da gern, du kannst schon beim Drücken alles falsch machen. Drückst du Kreuz und Karo 10 und der Karo ist Doppelläufer, ist das Spiel oft futsch. Lässt du aber Karo 10 drin, verlierst du u.U., weil sie gestochen wird. Um nur mal ein Beispiel zu nehmen. Bei dieser Sitzung und deiner Spielweise und Drückvariante hätte jeder halbwegs versierte Skatspieler dir die Trümpfe abgezogen, um ein weiteres Beispiel anzufügen. Hulsch hatte das ja auch schon beschrieben.
Dazu kommt, dass das Spielen sehr schwer ist. Was machst du z.B., wenn du nach der ersten Trumpfrunde in Karo eingeschoben wirst? Ziehst du noch mal Trumpf, riskierst du, gar kein Trumpfvolles heimzukriegen. Spielst du hingegen Karo 10 nach, kann es dir sogar im ungünstigsten Fall (ist zugegeben unwahrscheinlich) passieren, dass der kurze Trumpfmann sticht. Der Spielvortrag ist wie Rate mal mit Rosenthal. Nur ohne Hilfe vom gutmeinenden Quizmaster.
Beim Grand hingegen wird dieses Prinzip genau umgedreht. Für dich ist der Vortrag ganz einfach. Außer dass du den Buben vorziehst, fällt mir spontan kein Fehler ein, den du machen könntest. Die Gegenspieler hingegen dürfen jetzt das große Raten beginnen. Und dabei kann alles richtig oder falsch sein. Grand ist mit Riesenabstand das schwerste Spiel für die Gegenpartei. Denn beim Grand verfügen sie über die wenigsten Informationen bezüglich des Kartenstands.
Die meisten Spieler denken bei relativ schwachen Spielen wie du. Wenn ich den Grand verliere, ist das so teuer, also spiele ich lieber die Farbe. Was sie dabei jedoch nicht berücksichtigen, ist, dass Farbspiele den Gegenspielern im Allgemeinen viel weniger Möglichkeiten geben, Fehler zu machen oder falsche Karten auszuspielen. Beim Grand hingegen siehst du auch Spitzenspieler oft im grüblerischen Denkmodus, weil sie wissen, dass jede ihrer Ausspielkarten dem AS den Sieg schenken kann.
Wie ich im letzten Beitrag schon schrieb, ist dieser Kartensitz bei einer 40er Gegenreizung für dich fast wie gemalt, weil die Gegner überhaupt nur mit einer Zugfolge gewinnen können. Nach dem Abstich muss der Bube abgefordert werden und anschließend Kreuz K blank kommen. Dabei kann der Partner dieses Ass nicht mal anzeigen, da ihm die blanke Pik Lusche schon vorher rausgezogen wurde. Das ist natürlich ein ungewöhnlicher Glücksfall. Du wirst den Grand sicher auch öfter verlieren. Aber ich behaupte einfach mal (ohne es beweisen zu können), dass du ihn beinahe doppelt so oft gewinnst wie das Farbspiel.