Methode zur Blatteinschätzung

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Methode zur Blatteinschätzung

Beitragvon t2203 » 26. Jul 2010 11:18

Ich habe eine Methode zur Blatteinschätzung bei Farb- und Grandspielen entwickelt, die ich im Folgenden ausführlich an Beispielen erläutern möchte.

Es kommt ja in erster Linie darauf an, möglichst viele Volle zu ergattern, da sie die meisten Augen bringen. Daneben sollte man nur wenige Stiche mit wenigen Augen abgeben, um die nötige Anzahl Bilder zu bekommen, damit mindestens 61 Augen erreicht werden.

Es gilt ja die Regel, die kannix18 in einem anderen Beitrag bereits ausführlich beschrieben hat:

"So viele Volle ich habe, so viele Stiche kann ich abgeben, wenn ich mindestens so viele Luschen abgebe (besitze)."

Volle bekommt man entweder durch Heimbringen der eigenen Vollen, durch Drücken oder Stechen der gegnerischen Vollen.
Das Stechen der gegnerischen Vollen hängt vor allem durch die Anzahl der Trümpfe und der freien Farben ab, damit die Vollen der fehlenden Farbe gestochen werden können.

Ich habe eine einfache mathematische Ableitung formuliert, um die Anzahl der gegnerischen Vollen zu bestimmen, die erobert werden können:

(Anzahl der Trümpfe + Freie Farben - 1)/2 = durchschnittliche Anzahl der erreichbaren Vollen

Anmerkung: Halbe Volle werden abgerundet.

Das theoretisch bestmögliche Blatt bei einem Farbspiel ist folgendes (z.B. Kreuz):

krbu pibu hebu kabu kras kr10 krko krda kr09 kr08

Man hat 10 Trümpfe und 3 freie Farben.

Nach Einsetzen in die Formel ergibt sich:

(10+3-1)/2 = 12/2 = 6

Es können also 6 gegnerische Volle erobert werden, also alle (2 hat man ja selbst). Logisch bei diesem Blatt.

Beim Grand:

krbu pibu hebu kabu kras kr10 pias pi10 heas he10

4 Trümpfe (4 Buben) + 1 freie Farbe

(4+1-1)/2 = 2

Es können also die übrigen 2 Volle erobert werden (6 hat man ja selbst). Auch logisch bei diesem Blatt.

Oder das:

krbu pibu kras kr10 pias pi10 heas he10 kaas ka10

2 Trümpfe und keine freie Farbe.

(2+0-1)/2 = 0,5 => abgerundet 0.

Auch logisch, schließlich hat man bereits alle 8 Vollen.

Es gilt folgende Regel:

"Kommt man nach Addition der möglichen gegnerischen Vollen und der eigenen Vollen auf mindestens 6 Volle, ist das Spiel auf jeden Fall spielbar.
Kommt man nur auf höchstens 2 Volle, sollte man das Spiel nicht spielen.

Bei 3 bis 5 Vollen, muss in einem zweiten Schritt die Anzahl der möglichen Abgeber bestimmt werden."


Dazu folgende einfache Regel. In Anlehnung an die Verliererrechnung beim Bridge gilt folgendes:

Fehlfarben:
Freie Farbe = 0 Verlierer
Blanke Farbe = 1 Verlierer (außer blankes As)
Farbe ab 2 Karten = Fehlende Volle

Trumpf (Farbspiel):
Jeder fehlende krbu pibu hebu

Trumpf (Grand):
Fehlender krbu

Beispiel:

krbu pibu heas heko heda krko kr09 pi09 pi08 pi07

Farbspiel (Pik): 1 in Trumpf + 1 in Herz + 2 in Kreuz = 4

Regel:

Bei 3 Vollen, kann ich 3 Stiche abgeben, wenn ich 3 Luschen habe.
Bei 4 Vollen, kann ich 4 Stiche abgeben, wenn ich 4 Luschen habe.
Bei 5 Vollen kann ich 5 Stiche abgeben, wenn ich 5 Luschen habe.


Dazu einfache folgende Rechnung:

(Stiche x 2) + Volle + Luschen

Kommt man mindestens auf 20, kann man das Spiel spielen.



Vollständiges Beispiel:

krbu pibu hebu kabu kr09 kr08 heas heda ka10 kako


Grand: 6 Stiche (4 Abgeber), 4 Volle, 2 Luschen = 18

Kreuz: 8 Stiche (2 Abgeber), 5 Volle, 2 Luschen = 23

Pik: 6 Stiche (4 Abgeber), 4 Volle, 2 Lusche = 18

Herz: 7 Stiche (3 Abgeber), 5 Volle, 2 Luschen = 21

Karo: 7 Stiche (3 Abgeber), 5 Volle, 2 Luschen = 21


Also wäre bei diesem Blatt Kreuz die beste Wahl, da die meiste Punktzahl (23).

Ebenso wären aber auch ein Herz oder ein Karo gut spielbar, ein Pik oder ein Grand sollte man lieber nicht spielen.
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Beitragvon mr.kite » 26. Jul 2010 13:52

gefällt mir auf den ersten Blick sehr gut. Ist nur wieder sehr kompliziert und dauert am Tisch zu lang.
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Re: Methode zur Blatteinschätzung

Beitragvon todo » 26. Jul 2010 14:29

Ich greife mir ein Beispiel heraus, um die Schwachstellen des Rechenmodells zu verdeutlichen. Der Verfasser wird meinen, daß es nur ein Beispiel sei und nicht repräsentativ. Das stimmt aber nur zum Teil.

Seine Rechnung trifft nur für Vorhand zu. Die Anzahl der Stiche negiert Ab- und Überstiche sowie Nullsummenstiche wie 9-8-7 ("Luschenstich"). In MH z.B. kann mir beim Kreuz mit Vier folgendes passieren:
1. kaas kako ka07 -15
2. kada ka10 kras -39

Oder eben auch
1. heko heas kr10 :shock: -25
Plötzlich bekommt man bei beiden Varianten nicht 8 sichere Stiche, sondern nur 7: die sechs Trümpfe und den König bzw. die sechs Trümpfe und das Ass.

Zweiter Einwand: Was ist bei der Extremverteilung Trumpf = 0:5?? Macht ein Kreuzspieler auch dann sechs Trumpfstiche?? Ich sehe 4 bzw. 5.

t2203 hat geschrieben:Vollständiges Beispiel:

krbu pibu hebu kabu kr09 kr08 heas heda ka10 kako


Grand: 6 Stiche (4 Abgeber), 4 Volle, 2 Luschen = 18

Kreuz: 8 Stiche (2 Abgeber), 5 Volle, 2 Luschen = 23

Pik: 6 Stiche (4 Abgeber), 4 Volle, 2 Lusche = 18

Herz: 7 Stiche (3 Abgeber), 5 Volle, 2 Luschen = 21

Karo: 7 Stiche (3 Abgeber), 5 Volle, 2 Luschen = 21


Also wäre bei diesem Blatt Kreuz die beste Wahl, da die meiste Punktzahl (23).

Ebenso wären aber auch ein Herz oder ein Karo gut spielbar, ein Pik oder ein Grand sollte man lieber nicht spielen.


Wenn ich vom obigen Beispiel ausgehe, ist auch ein Pikspiel ohne irgendein Problem spielbar und gewinnbar. Ich sehe nämlich nicht, daß ein Karo oder ein Herz oder ein Trumpf gedrückt worden wäre. Wenn z.B. Karo-Ass gelegt worden sein sollte, wäre es ein Grand. Wenn Karodame oder Karolusche gedrückt wäre, würde man eher die Zehn ablegen. Auch eine Herzkarte (außer: König) würde im Blatt geblieben sein und der Kreuzspieler hätte Herzdame in den Stock gepackt.

Wenn also 2 Pik gedrückt sind (was logisch erscheint), dann ist dieses Pikspiel von der Gewinnwahrscheinlichkeit gleichrangig mit einem Kreuzspiel.

Ohne diesen konkreten dritten Einwand bleibt jedoch, daß vom Rechenmodell die Spielposition völlig negiert wird. Und das ist im Skat ein elementarer Fehler.

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Beitragvon t2203 » 26. Jul 2010 14:32

also soo kompliziert finde ich das jetzt nicht. Mit ein bisschen Übung geht das schnell von der Hand, das ist meine Erfahrung. Die meisten Spielmöglichkeiten kann man ja schon von vorneherein vom Gefühl her ausschließen.
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Beitragvon t2203 » 26. Jul 2010 14:39

Die Berechnung der abzugebenden Stiche (Verlierer) ist ja auch nur die erwartete Anzahl (Stichwort: Erwartungswert) der Stiche, die man verliert.

Natürlich gibt man mehr Stiche ab, wenn alle Trümpfe dagegen stehen oder man nicht in Vorhand sitzt oder Fehlvolle abgestochen werden.

Aber wie die Trümpfe stehen kann man ohne Hinweise aus der Reizung eh nicht vorhersagen, sondern sind dem Zufall überlassen.

Es geht darum, die Mehrzahl aller Spiele abzudecken. Die Verliererrechnung gibt die Anzahl der Stiche an, die man IM MITTEL abgibt.

Bei entsprechender Kartenverteilung kann man natürlich auch weniger oder mehr Stiche abgeben. Doch das kann man nicht vorhersagen!
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