Mannschaftswettbewerb

Theoretische Abhandlungen, Motive, Tricks, Handlungsanleitungen.

Mannschaftswettbewerb

Beitragvon grunzquiek » 5. Jul 2010 02:34

Ich lese immer wieder: "In der Mannschaft würde ich damit passen" o.Ä. Und das oft bei Karten, die sogar ich als vorsichtiger Spieler ausgesprochen reizvoll finde.

Das sieht manchmal so aus, als bräuchte man im Mannschaftswettbewerb keine Punkte. Ich gehe normalerweise davon aus, dass es das Ziel des Spiels ist, möglichst viele Punkte zu holen oder mehr Punkte zu holen als die anderen am Tisch, was kaum möglich ist, wenn man auf Spiele mit guten Erfolgsaussichten verzichtet, wenn die anderen am Tisch ihre Chancen nutzen.

Vor einigen Jahren habe ich auch mal an einem Mannschaftswettbewerb teilgenommen, später bei einer anderen Mannschaft als Aushilfsspieler (alles online), aber damals war nie die Rede davon, dass man dabei kein Spiel verlieren dürfe, es kam immer auf das Gesamtergebnis am Tisch an, soweit ich das noch in Erinnerung habe.
Und da sind auch kaum Spiele eingepasst worden!

Also, jetzt mal raus mit der Sprache: Was soll das?
Werden bei Euch tatsächlich reihenweise Spiele eingepasst und keine Spiele verloren?
"Es gibt so Tage, da wehen einen die Urfragen der Menschheit an.
Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Und warum ist er nicht dort geblieben?"

(Matthias Beltz, Skat- und Bierforscher, Autor, Jurist, Kabarettist)
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Beitragvon Gerd W. » 5. Jul 2010 07:29

Hallo grunzquiek,

in aller Regel wird in Mannschaftswettkämpfen bedeutend defensiver gereizt.
Die Spiele sollten eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 80% haben gegenüber ca. 70% beim Preisskat. Bei Gegenreizung wird fast immer gepasst außer bei NO.
Auf Mauerbrüder ist zu achten. Vergleichbar ev. mit Bierlachs.
Rechne mal aus was ein eigenes Verlorenes für jeden GS bringt.
Meist muss nur einer von 4 Spielern einer Mannschaft etwas überdurchschnittlich spielen, 1 undisziplinierter Reizer macht hingegen alles zunichte was die anderen 3 aufgebaut haben. Wenn du trotz 3-4 toter noch Tischbester bist, na fein.
Jedes verlorene setzt dich etwas unter Druck wenn nicht gleich ein gewonnenes hinterherkommt. Deswegen lieber zu Null spielen, ev. kannst du dich nach 16-24 Spielen auswechseln lassen (leider nicht immer möglich). Ich kenne Hasardeure vor dem Herrn, in der Mannschaft spielen sie äußerst diszipliniert, sonst hätten sie dort nichts verloren. Besonders ein verlorener Grand ist absolut tabu. Deswegen sind Theoriekenntnisse ja so wichtig.:wink: Als langsamer Spieler darfst du dafür manchmal zuletzt jedes Spiel anreizen, wenn die Mannschaft hinten ist. :) Ich bin immer langsam.

Gruß Gerd
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Beitragvon ThomAss » 5. Jul 2010 10:25

Gerd hat hier wohl die landläufige Meinung wiedergegeben, die ich so übrigens nicht teile.

Ich denke gerade in den höheren Ligen und Endrunden im Mannschaftskampf hat man mit der Einstellung keine Chance mehr, man wird niemals mehr auf seine 12 Spiele kommen. Ich hab meine Einstellung zum Reizen eher dahingehend geändert dass ich das skatsportliche Reizen sprich Mannschaft und Einzel auch immer mehr auf Preisskats anwende. Und das seit einiger Zeit mit recht gutem Erfolg. Man reizt daher nicht zu vorsichtig und nicht ab, halt "seriös". Die Karten und die angereizten Spiele werden ja nicht dadurch besser, dass man in einem anderen Turnier sitzt. Ich scheue auch in der Liga etc. nicht das Risiko. In meiner Mannschaft darf jeder auch mal mit nem verloren Grand ankommen, auch einen verlorenen ohne Vieren, man muss sich halt im Klaren sein, wie stark das Spiel wirklich ist, zu welchem zeitpunkt es gespielt, wie läuft die Liste wie sind die GS so drauf, kann ich noch auswechseln (wir spielen wenn möglich immer zu fünft) traue ich mir das Spiel selber zu etc pp. Nächstes Jahr werden wir gar zu sechst anreisen, quasi mit einem "fan". :lol: :lol: :lol:

Also gesundes Risiko darf/muss man auch im Mannschaftswettbewerb mitbringen, wenn man zu vorsichtig reizt gar mauert, wird man selbst in der Liga auf lange Sicht keinen Blumentopf gewinnen. ...und immer schön dran denken, den Kartenlauf solange ausnutzen, bis der erste platt geht... :lol: :lol: :lol:

MfG



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Beitragvon Gischa » 5. Jul 2010 23:36

hallo thom ass,

dann wird sich deine mannschaft wohl als fahrstuhlmannschaft erweisen, in den höheren ligen wird noch wesentlich defensiver gereizt wie bei den mannschaftsmeisterschaften, denn alle am tisch können skatspielen und oft entscheidet ein verlorenes ohne vier über 1 oder 2 wertungspunkte.

ich persönlich reize in den mannschaftsmeisterschaften offensiv, in der liga defensiv und im einzel auch eher offensiv. die offensive liegt daran, das man bei uns bremen niedersachsen sehr viele punkte braucht um zur deutschen zu kommen und nur 4 serien gespielt werden. da kommt man mit passiven spiel nicht weit.

gruss gischa
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Beitragvon ThomAss » 6. Jul 2010 01:20

Gischa hat geschrieben:hallo thom ass,

dann wird sich deine mannschaft wohl als fahrstuhlmannschaft erweisen, in den höheren ligen wird noch wesentlich defensiver gereizt wie bei den mannschaftsmeisterschaften, denn alle am tisch können skatspielen und oft entscheidet ein verlorenes ohne vier über 1 oder 2 wertungspunkte.

ich persönlich reize in den mannschaftsmeisterschaften offensiv, in der liga defensiv und im einzel auch eher offensiv. die offensive liegt daran, das man bei uns bremen niedersachsen sehr viele punkte braucht um zur deutschen zu kommen und nur 4 serien gespielt werden. da kommt man mit passiven spiel nicht weit.

gruss gischa


Das ist sicher richtig, was du schreibst. Ich kann dir da fast uneingeschränkt zustimmen. Es ging mir eher darum, dass man überhaupt ohne vieren spielen darf in der Liga und mal darf man sicherlich auch ein solches Spiel verlieren, wenn es denn halbwegs sicher ist (z.B. Grand ohne vieren mit 4 Assen und 2 ggf. 1 Zehn, wenns auf 61 reicht, wenn die die vollen laufen). Wie gesagt ich gehe vom seriösen und risikobewussten reizen meines Mannschaftskollegen aus. Wenn ich immer nur vom schlimmsten Fall ausgehe darf ich ja fast gar nichts mehr reizen. Es gibt ja spielertypen die reizen grundsätzlich nicht ohne vieren, weil ohne vieren zumindestens theoretisch wohl fast immer verloren werden kann. Was machst du denn mit 4 Assen und 2 Zehner passt du ein oder schmeißt auf Null weg? Oft entscheiden nämlich auch die "dicken" gewonnen Spiele über 1 bis 2 Wertungspunkte. Mit "ohne vieren verlieren" meinte ich nicht die Preisskat Dinger mit 4 Assen und 3 Königen auf HH... :lol:

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Beitragvon Mysticus » 6. Jul 2010 23:18

Es spielen in unteren Ligen viele Spieler sehr ängstlich. Je weiter man nach oben kommt, desto "normaler" spielen die Skater. Ich spiele einen Deut weniger offensiv in der Mannschaft, aber nehme oft mehr Spiele als meine Gegner. Da höre ich dann vom Kiebitz oft: "Was, den nimmst du? Und das in der Mannschaft?"

Meistens liege ich ganz gut, aber es kann auch mal nach hinten los gehen. Wichtig ist, dass man sich treu bleibt und nicht mal reizt und mal nicht. Das muss man schon konsequent machen.

Im Normalfall schaue ich mir an, wie die ersten Spiele verlaufen, nach etwa zwei Runden weiß man schon, ob das ein schwerer Tisch ist und die halbseidenen Spiele auch gereizt werden können. Vor allem die einfach Farbspiele kann man aber durchaus mal nehmen, die sind auch nicht so teuer.

Aber ich spiele lieber eine 13:2 als eine 6:0. Eingepasste sind erfahrungsgemäß auch recht selten. Je nach Situation ergibt sich so in Spiel 36 oder 40 eine Marschroute, die der Mannschaftsführer dann ausgibt. Daran hält sich dann auch jeder von uns.

Im Moment läuft das gut, aber wir spielen auch nur 4. Liga (Oberliga DSkV). Derzeit Tabellenführer, aber da spielen wir mMn über unseren Möglichkeiten.

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Beitragvon ThomAss » 7. Jul 2010 03:39

@ Mysticus

Jep, gerade dein erster Satz gefällt mir sehr gut, die gleichen Erfahrungen habe ich auch gemacht. Bei guten / starken GS ist es eher der Fall dass man ein halbseidenes Spiel bei passe passe bekommt und dann auch gut liegt weil wirklich keiner was hat. Vor Jahren musste ich mal die Erfahrung (das war seinerzeit noch Verbandsliga, 6. liga) bei passe passe gegen drei zu spielen, der 80 jährige Rentner traute sich einfach nicht mit dreien und einem Ass dabei 18 zu sagen, er hatte schließlich keine 6 trumpf und halt weitere komische Argumente. Das Spiel kriegst du in keiner höheren Liga für 18, außer es liegen extrem wichtige taktische Gründe vor, die man eigentlich zu keiner Zeit so genau wissen kann...

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Beitragvon HelAu » 7. Jul 2010 12:51

Da lob ich mir die DoSKV Gurkenliga, in den der Relegation durfte ich mit 14:5 und 17:0 vom Tisch, das war sehr unterhaltsam ;)
In den oberen Ligen spielt man meiner Meinung nach nicht deshalb defensiver weil es in der Mannschaft ist, sondern daher weil die GS besser sind. Gegen gute GS gewinnt man von vornherein weniger Spiele als gegen schlechte GS, daher wird man da automatisch defensiver.
Wer Rechtschreibfehler findet, darf diese behalten
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Beitragvon marvin » 7. Jul 2010 17:43

Eine weitverbreitete Ansicht, die meines Erachtens nach falsch ist, lautet: in der Liga darfst du möglichst kein Spiel verlieren. Das ist deshalb falsch, weil ich dann - konsequent zu Ende gedacht - nur noch die Omas reize und mit 5:0 vom Tisch gehe. Damit kann man aber auch in der Liga nur selten einen Blumentopf gewinnen.

Richtig ist, dass man unterscheiden muss:
a) Hat mein Team einen Vorsprung? Dann sollte ich nur noch die sicheren Spiele machen.
b) Oder liegt das Team zurück? Dann kann ich auch mal etwas mehr riskieren.
c) In allen anderen Fällen, d.h. die Punkte sind noch nah beieinander oder ich weiß nicht, wie die Punkte stehen oder es sind noch so viele Spiele bis zum Ende, dass man über den Ausgang der Serie nichts sagen kann: Dann sollte ich normal spielen, und das heißt für mich: Erwartungswert maximieren.

Im Fall (c) muss man aber folgendes beachten: In der Liga wird eher defensiv gereizt, außerdem kommt es natürlich auf die Spielstärke der Gegner an, die in der Liga oftmals höher ist als beim Preisskat. Daher kann es vorkommen, dass ein Spiel, welches mir beim Preisskat den Reizwert 20 wert ist, weil es eine Gewinn-Wahrscheinlichkeit von 70% hat, in der Liga nur auf eine Gewinn-Wahrscheinlichkeit von 60% kommt und daher nicht gereizt werden sollte.

Aber in meiner Mannschaft (DSKV 2. BL) darf man auch mal ein Spiel verlieren. Man sollte dann halt genug Spiele gewinnen. Und wenn man nach 16 Spielen 4:2 steht, den Ersatzspieler rufen ...
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Beitragvon todo » 8. Jul 2010 18:56

Im Mannschaftsskat kommt es auf folgende Dinge an:

* menschliche Nähe, Wir-Gefühl (Mannschaftsgeist; gemeinsamer Kampf)
* autoritäre Führung durch Mannschaftskapitän
* mentale Einstellung (Tagesform)
* solide Grundkenntnisse
* Intuition
* Glück

Meine Meinung ist: Vier starke Spieler werden nie eine Mannschaft sein!
Erfolgreicher ist z.B. eine Mannschaft mit zwei Spitzenspielern, um die drei mittelmäßige Spieler gepaart sind.

Gemeinsame Analysen und Überlegungen sollten üblich sein. Wetten untereinander müssen selbstverständlich verboten sein.
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Beitragvon mr.kite » 12. Jul 2010 11:12

Hallo,

ich habe gestern erst meinen zweiten Mannschaftswettkampf mitgemacht, daher bin ich natürlich kein Experte. Aber meine bisherige Erfahrung ist diese: Man sollte sich zunächst mal auf seine eigenen Stärken konzentrieren. Niemandem ist damit geholfen, wenn man vor lauter Angst in vier Serien zwanzig Spiele macht. Hat man ein Spiel, sollte man das in der Regel auch Reizen. Man muss sich aber auch auf die Eigendynamik eines solchen Wettkampfes einstellen. Man muss eben damit rechnen, bei Passe-Passe gegen 3 Buben und 6 Trümpfe zu rennen. Da diese Möglichkeit häufiger ist als im Einzel, muss man natürlich vorsichtiger spielen. Das gleiche gilt beim Ausreizen von Spielen. Man wird halt früher "hängen gelassen".
Dazu kommt noch die Situation der GS. Ich saß gestern an einem Tisch, wo alle anderen "angreifen" mussten. Ergo: Wer nix sagt, der hat auch nix. Da wird man dann automatisch selber aggressiver.
Insgesamt ist mein Eindruck, dass Manschaftswettbewerb viel taktischer ist als Einzel, da noch einige Faktoren abseits der Karten und sogar abseits des Tisches hinzu kommen. (Auch die Angst, von den eigenen Leuten verprügelt zu werden). Dies kann bedeuten, passiver oder auch aggressiver als sonst zu spielen.

Das sind zumindest meine subjektiven Eindrücke, die ich in der Kürze der Zeit sammeln konnte.
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Beitragvon todo » 12. Jul 2010 12:27

mr.kite hat geschrieben:Insgesamt ist mein Eindruck, dass Manschaftswettbewerb viel taktischer ist als Einzel, da noch einige Faktoren abseits der Karten und sogar abseits des Tisches hinzu kommen. (Auch die Angst, von den eigenen Leuten verprügelt zu werden).


Ja, das hatte ich vergessen zu erwähnen, obwohl es mit das Wichtigste ist! Mannschaftsskat ist ein bißchen wie WM-Halbfinale oder Champions League — man muß seine Nerven im Zaum halten und die Nervosität und den Erfolgszwang unterdrücken.

Allerdings darf es in einer Mannschaft niemals vorkommen, daß ein Mannschaftsmitglied Befürchtungen haben muß, ungeschoren nach Hause zu kommen. Vorwürfe oder Anfeindungen und Drohungen haben da nichts verloren. Es braucht Selbskritik und bedingungslosen Einsatz. Klingt sehr nach Allgemeinplätzen, ist aber so.

@GQ: Daß man Spiel mit Erfolgsaussicht nicht reizt, kommt vor. Es ist aber nicht die Regel, das hast Du falsch verstanden.

MfG
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Beitragvon HomerJay » 12. Jul 2010 13:52

todo hat geschrieben:Allerdings darf es in einer Mannschaft niemals vorkommen, daß ein Mannschaftsmitglied Befürchtungen haben muß, ungeschoren nach Hause zu kommen.


Puh. Da spiele ich zum Glück in einer friedlicheren Mannschaft :P
Der Optimist glaubt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, und der Pessimist befürchtet, dass das stimmt.
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Beitragvon marvin » 12. Jul 2010 17:16

In einer Mannschaft, wo man "verprügelt" werden kann (auch wenn das nur im übertragenen Sinne gemeint ist), möchte ich nicht spielen. Ich will auch mal einen Grand ohne Vieren spielen dürfen ...
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