"Man-Regeln" (Dogmen): Wider dem Alibi-Skat

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"Man-Regeln" (Dogmen): Wider dem Alibi-Skat

Beitragvon WMatti » 8. Aug 2009 21:13

Liebe Skatfreunde,

immer wieder stoße ich in diversen Vereinen auf Dogmen, die wie Heiligtümer hochgehalten werden - die Rede ist von Spielzügen, die "man" nun einmal immer so macht oder die "man" zu lassen hat.

Ich möchte hier nicht in Zweifel ziehen, daß im Folgenden genannte "Man"-Regeln fast alle zu mehr als 50% richtig sind und zutreffen.

Doch werden Spieler, die ausschließlich nach diesen Dogmen spielen (wollen!), niemals erstklassig werden und über einen mittelmäßigen Skat nicht hinauskommen. Außerdem sind solche Spieler berechenbar, da sie langweilig und immer gleich spielen - entsprechend zumeist dankbare Opfer.

Folgendes Dutzend Dogmen fällt mir auf Schlag ein (in Klammern dahinter, wie oft entspr. Dogma mMn zutrifft):
1) Man spielt dem Partner nie eine 10 kaputt (80%)
2) Man spielt mit 4 Trumpf nie blank (85%)
3) Man spielt eigentlich sowieso nie blank, weil das immer falsch ist :) (75%)
http://www.32karten.de/forum/viewtopic.php?t=2868
4) Man schneidet nicht gegen seinen Partner (80%)
5) Man spielt bei Grand immer Ässe (wenn man selber keinen oder zwei Buben hat, ist ein Ass meistens richtig - gesamt: 70%)
6) Man spielt nie ein blankes Ass (85%)
7) Man soll immer von der eigenen zehn wegspielen (65%)
8 ) Man spielt als Alleinspieler immer erst einmal Trumpf, bevor man seine Fehl-Asse durchzieht (Es kommt ganz darauf an, wie man sein Spiel aufbaut und ob zu befürchten ist, daß z.B. Asse später im Spiel abgestochen werden könnten - Gesamt 75%)
9) Man spielt als Gegenspieler nie Trumpf (99%)
10) Dem Feinde lang, dem Freunde kurz (Falsch, meistens eher "dem Freunde lang, dem Feinde ebenfalls lang!" 35%)
11) Hast Du Ass und 10 gesehn, sollst Du von der Farbe gehn (wenn AS hinten, meistens richtig, um Billigabwürfe zu vermeiden. Gesamt: 65%)
12) Man spielt immer die Farbe zurück, die der Partner gefordert hat (Das ist fast immer richtig, wenn der AS vor einem sitzt - wenn er hinter einem sitzt, ist es oft richtig, einmal Farbe zu wechseln. Gesamt: 80%)
http://www.32karten.de/forum/viewtopic.php?t=2839
http://www.32karten.de/forum/viewtopic.php?t=3127

Ein einziges Dogma möchte ich gelten lassen:
Man soll sich bei seinem Spiel immer etwas denken, bei jeder Karte - und entsprechend immer überlegen, was sich der Partner bei seinem Spiel gedacht hat und ggf. demnach agieren.

Dieser Beitrag soll Neulingen Mut machen, sich von solchen Dogmen nicht einwickeln zu lassen, sondern früh anzufangen, Eigeninitiative zu zeigen. Dogmen können zwar vor allem zu Anfang hilfreich sein, das eigene Denken kann dadurch nicht ersetzt werden.

Es sollte entsprechend kein Ausschließlichkeitsanspruch da sein - Leute, die sagen "dasunddas sei immer so", sind fast immer ;) maximal mittelmäßige Spieler.

Kennt Ihr noch mehr solcher Dogmen? Was haltet Ihr davon?

Gruß und gB!

Matthias
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Beitragvon HomerJay » 9. Aug 2009 02:38

Wenn Skat tatsaechlich so einfach waere, dass es mit Mitzaehlen und Dogmen getan waere, gaebe es a) keinerlei Spielstaerkeunterschiede zwischen guten Spielern und b) wuerden auch die Programme auf Bundesliganiveau spielen koennen!

Versuche oefters mal ueberraschende Zuege. Wenn ich nach dem Spiel erklaere, warum ich das gemacht habe (unabhaengig ob es geklappt hat oder nicht), gibt es zwei Reaktionen. Die der guten Spieler: 'Ach so, verstehe. Interessante Idee.' Die der Moechtegernguten: 'So spielt man doch kein Skat!'...

Spiele gerne mit Spielern, die eigene Ideen haben. Auch wenn es nicht immer gute sind.
Der Optimist glaubt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, und der Pessimist befürchtet, dass das stimmt.
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Sowas kann man doch nicht reizen

Beitragvon John » 10. Aug 2009 11:03

habe gestern ein sehr interessantes Spiel erlebt, und dann von den "Dogmatiker" gehört "da darf man doch nie Grand reizen"

Ich in HH, MH passt sofort:

krbu pibu hebu kabu kr10 krko pi10 pida kako ka09

Über eine Reizung bis 45 diskutieren wir ja wohl nicht, auch die 60 erfordert nach meiner Meinung weder Mut noch Offensivgeist.

Nun hört sich "normaler Offensivgeist" wohl bei spätestens 72 auf.

Ich wills kurz machen: Ich reizte weiter bis 120, bekam das Spiel nicht und VH gewann einen Grand. Dogma: "So etwas darf man nicht reizen!" "Der muss doch bei dir eine lange Farbe vermuten"

Muss er? Darf nicht ich die durch Findung erhoffen? Außerdem weiß ich ja, wer wohl die ganzen Vollen hat!

Offensives Reizverhalten oder Aufeinandertreffen zweier Verrückter?
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Beitragvon ag0ny » 10. Aug 2009 14:00

Ich als Anfänger hatte auch schon das Problem, dass ich gegen Dogmen "verstoßen" habe. Wenn ich dann versuche zu erklären, dass ich das gebrochene Dogma kenne, aber in dem Fall mich ein gewisser Umstand dazu veranlasst hat, dann musste ich schon des Öfteren feststellen, dass mir eigentlich keiner mehr zuhört.

Daher fände ich es interessant auch Beispiele für Gegenreizungen, Kartenstände und Gedankengänge zusammen zu tragen, bei denen der Bruch eines Dogmas zum Sieg führen kann oder ein plausibler Gedankengang dahinter steckt. Was haltet ihr von der Idee?
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Beitragvon -RF- » 23. Aug 2009 18:50

Hallo,

ich muss dazu sagen, dass wir in unserer Skatrunde solche Dogmen immer mit einem "es sei denn, du weißt, was du tust" ergänzen, ich kommtiere mal noch folgende:

(8) Das kommt immer auf die Anzahl der eigenen Trumpf an!

(9) Steht zum Beispiel auch bei der Anspielhilfe. Eine Trumpf-7 ohne Fehlfarbe (bzw. Möglichkeit, sich vor dem Trumpfziehen des GS blankzuschmeißen ist nutzlos, da kann sie auch gleich weg, insbesondere, wenn der GS in mh ist.

(10) Wenn As+10 in VH sitzen und der zweite AS bei der 10 wimmelt, kann man ruhig noch eine dritte bringen, damit haben wir schon manches schöne Spiel demontiert...

RF
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Beitragvon fritzel » 24. Aug 2009 10:32

Dogma NR13: du sollst nicht eher spielen bevor die karten verteilt sind (100%) :wink: :lol:

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Beitragvon WMatti » 25. Aug 2009 13:35

Moin Fritzel,
schön, daß Du mal wieder was schreibst! :)
Gruß! Matthias
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