Der Lauf: Mythos oder Wahrheit? Wie damit umgehen?

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Der Lauf: Mythos oder Wahrheit? Wie damit umgehen?

Beitragvon WMatti » 29. Jul 2009 17:23

Definition hat geschrieben:Lauf, einen Lauf haben (auch: eine Phase haben): mehrfach hintereinander gute Spiele bekommen und gewinnen oder durch günstigen Kartenstand gewinnen


Liebe Skatfreunde,

"Einen Lauf haben" heißt für die meisten Spieler, daß man "alles reizen kann und alles gewinnt, weil eh alles immer gut steht und weil man natürlich zusätzlich dazu noch zwingend immer gut findet."

Das psychologische Moment spielt dabei eine sehr große Rolle: Gegner (vor allem schwächere Gegner) sind oft psychologisch "überrannt" und haben gedanklich nach spätestens dem dritten Spiel oft schon abgeschaltet, weil "der Alleinspieler ja in einem Lauf sowiso alles gewinnt, egal ob ich aufpasse oder nicht."

Zweifelsohne ist es so, daß es sachlich richtig ist, daß es immer Phasen von Spielanhäufungen gibt (sachliche Laufdefinition) - die oft genug langen Zeiten des Wartens gegenüberstehen (subjektive Definition: "die Seuche haben"). Jedenfalls handelt es sich bei Spielhäufigkeiten definitiv nicht um Gleichverteilungen.

Nun stellt sich die Frage, wie man mit so einem Lauf am besten umgeht - für betr. Alleinspieler genau so wie für betr. Gegenspieler.

Als Alleinspieler erliegt man nur zu oft der Versuchung, daß man irgendwann denkt: "Nun geht ALLES!!!"

Konsequenz sind oft völlig überzogene, oft nicht mehr nachvollziehbare Harakiri-Reizungen und ein über längere Zeit ausgeschaltetes Risikobewußtsein.

"Dieses Spiel reiz ich NUR, wenn ich einen Lauf habe!" - wie oft habt Ihr diesen Satz schon gehört (oder gesagt?) ;)

Daß es so etwas wie einen Lauf gibt, ist sicherlich unbestritten. Als Alleinspieler versuche ich dann, mich nicht zu übermütigem Handeln hinreißen zu lassen und das Risiko in kalkulierbarem Rahmen zu halten.

Zum Beispiel werden eine Nuance schlechtere Karten, bei denen ich sonst wegpasse, angereizt. Das Bestreben geht allerdings auch dann Richtung "sicherste Spielansage" - auch, wenn ich vielleicht manches Blatt weiter reize als im Normalfall.

Als Gegner versuche ich mich, besonders stark zu konzentrieren, wenn jemand meint, einen "Lauf" zu haben. Jeder "mehr als normalerweise" erreichte Punkt ist ein Erfolg, und der Alleinspieler soll merken, daß es schwer bleibt.

Sobald man "die Flinte ins Korn geworfen" hat, kann es schnell mal dazu kommen, daß der Alleinspieler mal eben 2000 statt 1200 macht - nur weil man im Gegenspiel mit der Zeit unaufmerksam geworden ist.

Was macht es schon aus, wenn ein Spieler mal zehn Spiele hintereinander bekommt und gewinnt? Die nächsten 26 Spiele muß er vielleicht sitzen. Es ist objektiv kein Anlass gegeben, in der Aufmerksamkeit nachzulassen - sage ich mir jedenfalls in so einem Moment als Gegenspieler.

Wie geht Ihr mit der Situation "Lauf" um? Welche Strategie verfolgt ihr als Alleinspieler und/oder als Gegenspieler?

Gruß und gut Blatt!

Matthias
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Beitragvon Chevalier » 29. Jul 2009 18:13

Man unterscheide zwischen einem Naturlauf (nur dicke fette Grananten) und einem forcierten Lauf.

Den total erzwungenen Lauf gibt es nicht, aber den angeschobenen bzw. forcierten Lauf soll es geben: Man hat gleich zu Anfang drei vier Dinger gewonnen und plötzlich hat man bei mittelmäßigem Blatt starke Gegenreizung. Ich kenne Leute, die reizen dann mit einem mittelmäßigen Blatt auch mal drüber (Farbe-Hand oder Notgrand oder Wenzelstürzer oder so), damit der Lauf nicht unterbrochen wird. Sinn der Übung soll sein, dass die Mitspieler ein wenig die Lust verlieren und die Liste innerlich bereits abhaken (z.B. "was will man da machen, selbst mit den 2 Alten krieg ich das Spiel nicht"), womit man dann auch weitere Spiele vielleicht billiger kriegt.

Das gibt es. Allerdings glaube ich nicht an den Erfolg dieser Methode.
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Beitragvon grunzquiek » 1. Aug 2009 02:33

Ganz einfach: Wenn ein anderer Spieler einen Lauf hat, und ich 30 Spiele lang kaum etwas Brauchbares bekomme, dann dämmere ich erstmal vor mich hin und ergebe mich in mein Schicksal, dann kommen irgendwann der Ärger und der Neid hoch, ich reize Blödsinn, und dann bekomme ich so nen Lauf und gewinne ein paarmal, oder ich bekomme was auf die Rübe und sinke in meinen Stuhl zurück. :(

Wenn ich einen Lauf habe, na dann, dann geht das auch irgendwie, ich reize riskanter, und oft geht es gut. Auch wenn ich dabei das eine oder andere Spiel verliere, habe ich wenigstens das gute Gefühl, endlich mal etwas öfter gespielt zu haben als meine üblichen 20-25%. :D

Wichtig ist nicht nur, zu gewinnen oder zu verlieren, sondern ob man sich dabei wohl fühlt oder nicht. Wenns keinen Spaß macht, dann sollte man die Skatschuhe ne Weile an den Nagel hängen und darauf warten, dass der Spaß zurückkommt. :roll:

Das war das Statement eines Spielers, der weder um Geld, noch um ehrenvolle Titel spielt.
"Es gibt so Tage, da wehen einen die Urfragen der Menschheit an.
Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Und warum ist er nicht dort geblieben?"

(Matthias Beltz, Skat- und Bierforscher, Autor, Jurist, Kabarettist)
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