Dieses Motiv wird von fortgeschrittenen Spielern sicher beherrscht und könnte daher genauso gut im Anfängerbereich stehen. Da die Rubrik "Allgemeine Überlegungen" aber übersichtlicher ist und es sich um eine theoretisch erfassbare, d.h. zu verallgemeinernde Spielsituation handelt, die immer wieder auftritt, poste ich es hier.
Kurz und knapp: Hat man als Gegenspieler den letzten verbleibenden Trumpf der Gegenpartei, den der AS aller Voraussicht nach bei nächster Gelegenheit abholen wird, kann es häufig sinnvoll sein, diesen vorzuspielen, damit der AS mit seinen restlichen Farbkarten selber antreten muss.
"Kann häufig sinnvoll sein" bedeutet, dass es Ausnahmen gibt, die zu prüfen sind:
a) Kann der Trumpf eventuell noch verstochen werden, etwa indem man eine blanke Farbe anzieht und hofft, dass der Mitspieler diese übernimmt und nachbringt?
b) Hat der Alleinspieler selber nur noch einen oder zwei Trümpfe? Dann ist festzustellen, ob man wirklich davon profitiert, dass der AS selbst antritt, oder ob man ihm nicht im Gegenteil mit dem Trumpfrückspiel einen Gefallen tut, weil man ihm ein Tempo schenkt.
Treffen weder a) noch b) zu, ist der Trumpfeinschub häufig richtig.
Ein Beispiel aus der heutigen Trainingsserie mit Bettels und Skymaster:
VH
MH
HH
Skat:
MH reizt 20 und passt; HH hat kein Gebot. VH, die ein Nullspiel anvisiert hatte, findet Herzbube und Pikdame und drückt nun die beiden Herzen zum Kreuzspiel:
VH
Skat:
Spielverlauf:
1. (-14)
2. (-29)
3. (-39)
4.
5. (-46)
Der Spieler in HH hat jetzt noch folgende Karten:
Die GS stehen bei 46 Augen. HH kann nicht sicher sein, ob er wirklich den letzten Trumpf hält; der Mitspieler könnte noch Kreuzsieben halten. Die anderen beiden Karten scheiden aus: Mit Kreuzbube, Pikbube, Karoas, -10 und Herzas und drei weiteren Herzkarten (HH hat selbst nur eine und der AS hat Herz gestochen!) hätte MH mindestens 30 gereizt, und Kreuzas hätte sie im 5. Stich gelegt.
Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass HH nicht Pik öffnet, denn dies ist die letzte Farbe, in der VH eventuell noch Augen abgibt; die anderen beiden Farben sind geklärt. Daher ist es hier Pflicht, den AS in Trumpf einzuschieben:
6.
Manchmal verweigert der AS den Einschub, d.h. er bleibt absichtlich unter der ausgespielten Karte, um nicht selber vorspielen zu müssen; tut er dies im vorliegenden Beispiel, so schmiert HH Herzzehn, und die GS gewinnen.
Hätte allerdings der Partner wirklich noch Kreuzsieben, würde der AS durch Verweigerung des Trumpfeinschubs das Spiel gewinnen. Ein guter AS würde hier davon ausgehen, dass der letzte Trumpf hinter ihm sitzen muss - denn HH würde mit Karobube, Kreuzsieben nicht freiwillig auf einen Trumpfstich verzichten - und den Trumpfeinschub verweigern.
Spielt HH im 6. Stich Pik an, schneidet der AS mit der Dame und gewinnt sein Spiel.
Gruß, Flo.