Diese Diskussion hatten wir ja auch schon zur Genüge. Ich denke, da sind die unterschiedlichen Meinungen klar. Für mich hat sich dieses Problem in den letzten Jahren sowieso ein wenig entschärft. Es war mal bei einer ganzen Reihe von Spielern in "Mode", über die Zeit der Verzögerung sogar anzuzeigen, wieviele Karten sie noch in der Farbe führen. Derlei Exzesse habe ich schon lange nicht mehr gesehen, bzw. da ich kaum Turniere spiele, habe ich davon schon lange nichts mehr gehört.
Das Schöne an solch strittigen Auseinandersetzungen ist, dass sie sich meist irgendwann von selbst erledigen, da die "Selbstreinigungskräfte" in der Skatgemeinschaft ganz gut funktionieren. Deshalb braucht es auch nicht für alles schriftliche Regeln, das kriegen die Skatspieler im Allgemeinen auch informell hin. Wenn einzelne Spieler beim Ausloten der Grenzen übertreiben, werden sie an den Tischen sehr oft eingebremst. Sei es durch Worte, sei es dadurch, dass man ihnen durch noch übertriebeneres Verzögern oder "Blitzspiel" den Spiegel vorhält oder sei es schlicht durch "Liebesentzug" (ja, auch Skatspieler wollen geliebt werden
).
Am Ende steht dann ein unausgesprochener Kompromiss, der zumindest mehr oder weniger von allen als gültig anerkannt wird. Und so sollte es m.E. auch sein. Ich zumindest bin kein Freund davon, für jedes unbedeutende Fitzelchen verbindliche Regeln festzuschreiben, weder beim Skatsport noch im richtigen Leben.
Noch mal zum Thema Alibikarten. Hier wurde in mehreren Beiträgen geschrieben, eine Kompromiss D mache Sinn, wenn man das Ausspiel des Partners nicht sicher deuten könne. Das halte ich für grundfalsch. Die allermeisten Spiele, die ein AS verlieren kann, stehen nur knapp auf Verlust. Sie verkraften keine 7 verschenkten Augen. Oft verkraften sie nicht mal 3 oder 4 Punkte weniger bei der Gegenpartei. Deshalb sollte man sich m.E. in der Regel auch zu Beginn eines Spiels für klare Kante entscheiden.
Hat man die Karte des Mitspielers dann falsch interpretiert, ist es eben so. Missverständnisse wird es im Skat immer geben. Natürlich kommt es bei klarer Kante manchmal vor, dass ein AS ein Spiel gewinnt, welches er bei offenen Karten fast im Schneider verloren hätte. Aber das ist eine Ausnahme. Sehr viel häufiger passiert es, dass die Gegenpartei am Ende mit 57 dasteht, weil ein Partner sich am Anfang gescheut hat, eine Entscheidung zu treffen.