Hallo,
da gibt es ja nun sehr geteilte Meinungen darüber, ob man das Spiel Schneider ansagen sollte oder nicht!?
Die erste Frage ist ja die, welche Gewinnwahrscheinlichkeit das Blatt haben muss, um gegen ein 100%iges, aber etwas „billigeres“ Spiel überhaupt konkurrieren zu können?
Das „Huhn“ geht ja hier von ca. 94% aus.
Die Break-even-Wkt. ergibt sich in erster Näherung zu:
Break-even-Wahrscheinlichkeit (in %) = 100% * (sicheres Spiel - Verlust) : (unsicheres Spiel - Verlust)
Eingesetzt mit den Werten für ein „stilles Schneider“ im Gegensatz zu einem „angesagten Schneider“ ergibt sich damit:
Mindest-Gewinn-Wkt. (unsicheres Spiel): 94,8%
In Wirklichkeit ist der Wert sogar noch etwas höher, da hier nicht die Verlustpunkte für die GS mit betrachtet wurden!
Unter Berücksichtigung der 2*40 Punkte im Verlustfall für die GS (Dreiertisch) beträgt diese sogar: 95,6%
Die zweite wesentliche Frage ist nun, ob man überhaupt und mit welcher Spielstrategie man die ca. 96% Gewinn-Wkt. erreichen kann?
Prinzipiell bieten sich ja drei Wege an:
a. Anspiel der
, damit kein Abwurf von Karo auf den
erfolgen kann. Das Risiko liegt dann natürlich im Rückspiel von Karo und einem möglichen Abstich des
!
b. Anspiel des
mit Fortsetzung von
c. Anspiel des
mit Fortsetzung von
um sich die Möglichkeit offen zu lassen in die komfortable HH-Position zu kommen, wenn die Pik zu dritt sitzen (Variante Alfred)
Die nächste Frage ist, mit welcher Wahrscheinlichkeit die beiden kritischen Kartenstände in Pik und Karo so stehen können? Da es ein Handspiel ist, so muss ich natürlich dabei auch noch den Skat betrachten, was es nicht gerade einfacher macht!
Auf der einen Seite kann es für den AS ein positiver Faktor in Pik sein, da ja auch eine Pikkarte liegen kann auf der anderen Seite verschlechtert der Skat mit ein oder zwei Karokarten meine Chance, dass auf Karo nicht gewimmelt werden kann!
Die 3 Pikkarten stehen bei einem Handspiel folgendermassen:
• 3,0;0 = 15,6%
• 2,1;0 = 58,4%
• 2,0;1 = 11,7%
• 1,1;1 = 13,0%
• 1,0;2 = 1,3% (Skat nach Semikolon)
Kritisch ist also nur der Kartenstand in 15,6% der Fälle (nach Skataufnahme: 21%)
Bei den Karokarten wird es noch etwas schwieriger, weil man auch einen Abwurf mit einplanen muss, wie folgt:
• 5,0;0 = 1,9%
• 4,1;0 = 15,9%
• 4,0;1 = 3,2%
• 3,1;1 = 18,2%
• 3,0;2 = 0,9%
• 2,1;2 = 3,4%
Das auf die gleich vorgespielte
sofort gewimmelt werden kann, wird also in 6% der Kartenstände passieren!
In 37,5% der Kartenstände jedoch haben bereits die GS die Möglichkeit, die Farbe zurückzuspielen und wenn der restliche Bube auf der Gegenseite sitzt (45,5 % der Kartestände) auch das
herauszustechen. Nicht berücksichtig habe ich dabei, ob der Spieler mit der längeren Karo auch am Spiel bleibt!
In ca. 16% der Kartenstände haben die GS die Chance, das As zu stechen.
Somit ergibt sich folgende Berechnung der Gewinnwahrscheinlichkeiten der drei Spielvorträge:
a. Gewinn-Wkt. = 96,6%
b. Gewinn-Wkt. = 97,1%
c. Alfreds Variante ist am kompliziertesten zu berechen, da sich zwar die Wahrscheinlichkeit der Pikstände halbiert (müssen rechst vom AS für Sieg der GS sitzen) auf der anderen Seite aber auch durch den Test des Pikstandes bis zu zweimal Karo abgeworfen werden kann.
Ob das die GS tun, oder sich einer anderen Farbe entsorgen, vermag niemand zu wissen.
Der Vorteil dieser Variante ist, dass der menschliche Faktor wieder mehr an Gewicht gewinnt.
Schätzungsweise wird sich aber kaum deutlich eine bessere Gewinnerwartung ableiten lassen.
Fazit:
Es bleibt eine Ermessensfrage, ob man die Schneideransage riskiert oder nicht und hängt wohl mehr von taktischen Gesichtspunkten ab!
In einem „kurzen“ Einzelturnier würde ich es wohl auch tun; in der Mannschaft bis auf wenige Ausnahmen wohl eher nicht!