Ausspiel von langer "10" oder Partnerfarbe?

Theoretische Zusammenhänge bei Grandspielen

Ausspiel von langer "10" oder Partnerfarbe?

Beitragvon Skatkommentator » 7. Feb 2007 00:49

Ich habe mal eine grundsätzliche Frage an die hiesigen Experten - d. h. an die wenigen Leute, die das Spiel besser beherrschen als ich. :wink:

Wie eröffnet ihr beim "Grand", wenn ihr entweder von der eigenen langen "10" ausspielen oder die Farbe ausspielen könnt, die euer Partner gereizt hat?

Eine Diskussion zu diesem Thema hatte ich mit einer Bundesligaspielerin bei einem Preisskat Ende letzten Jahres. Nach wie vor bevorzuge ich das Ausspiel von der langen "10" (natürlich nachfolgend jeweils ohne Ass). Wenn ich die "10" zu sechst habe, lege ich sie immer auf dem Tisch, egal ob der Alleinspieler in Mittel- oder Hinterhand sitzt (dürften die meisten wohl auch so machen). Habe ich die "10" zu fünft und dazu König und Dame, begnüge ich mich mit dem König, da ich die "10" immer in einem eigenen Stich unterbringen kann, sofern der Alleinspieler Ass und Lusche auf der Hand hat. Aber auch bei der "10" zu viert mit König und Dame spiele ich - egal ob Alleinspieler in Mittel- oder Hinterhand - lieber den König aus als die Farbe, die mein Partner gereizt hat, da in jedem Fall ein dicker Stich winkt (mal den relativ unwahrscheinlichsten Fall ausgenommen, dass beim Alleinspieler das Ass und beide Luschen sitzen und man dann einen dicken Stich verschenkt): Entweder macht die "10" einen Stich mit Schmierung (Lusche beim Partner, Ass und Lusche beim Alleinspieler, der sofort mit dem Ass übernimmt) oder sie wird vom Partner eingestochen, nachdem der Alleinspieler zuvor geschnitten hat, wodurch man das Ass fängt.

Die Bundesligaspielerin war allerdings der Ansicht, man müsse die Farbe spielen, die der Partner gereizt hat, weil man so den Alleinspieler am wahrscheinlichsten unter Druck setzen könne. Wenn man diese Farbe selbst lang hat (vorzugsweise ohne Ass), könnte ich das ja noch nachvollziehen, aber nicht als allgemeine Regel.

Welche Variante bevorzugt ihr? Gibt es spieltechnische/-strategische Argumente, die - bei bestimmten Konstellationen - eindeutig für eine der beiden Varianten sprechen? Ich bin gespannt auf eure Meinungen, zumal ich ja nur ein kleiner Verbandsligaspieler war. :lol:
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Beitragvon chrisdanny » 7. Feb 2007 01:18

Hi,

ich würde der bundesligaspielerin als erstes sagen, dass sie in dieser liga nichts zu suchen hat - denn: wie schon so oft gepredigt, ist und bleibt skat ein situationsspiel. die reizfarbe KANN geeignet sein, muss sie aber nicht.

immer von fall zu fall entscheiden, das ist viel wichtiger. wer versucht, skat in allgemein gültige regeln zu packen, dem fehlt die unbedingt erforderliche weitsicht, die eben gerade die guten spieler besitzen....eine antwort ist daher - ohne dass du dein konkret vorliegendes blatt nennst - schlichtweg nicht möglich.
Skat ist wie Sex...es kommt immer auf die Situation an!
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Beitragvon Karlzberg » 7. Feb 2007 03:36

chrisdanny hat geschrieben:
wer versucht, skat in allgemein gültige regeln zu packen, dem fehlt die unbedingt erforderliche weitsicht, die eben gerade die guten spieler besitzen....



grundsätzlich stimme ich dir zu, aber es gibt dennoch ein paar regeln, an die man sich halten kann, ja sogar sollte.
diese beziehen sich aber zumeist auf das alleinspiel.

auch dem rest deines beitrages kann ich zupflichten, wenn du sagst, dass man die frage so allgemein nicht beantworten kann und ein konkretes beispiel fehlt.
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Re: Ausspiel von langer "10" oder Partnerfarbe?

Beitragvon Bettels » 7. Feb 2007 09:04

Skatkommentator hat geschrieben:
Die Bundesligaspielerin war allerdings der Ansicht, man müsse die Farbe spielen, die der Partner gereizt hat,


Hallo Skatfreaks,
diesen Satz vergessen wir mal wieder ganz schnell.

Begründung:
Habe sehr viel Spiele analysiert, gerade bei den Reizvorgängen. Und mußte leider Feststellen das gerade Gute Spieler NIE Ihre Blätter ausreizen, vollkomen ausreizen es sei den es besteht eine 100% gewinchance.
Auch die Spieler aus dem Forum. Somit sehe ich es für unmöglich sich auf den MS einzulassen und seine Reizfarbe anzuspielen.

Gruß
Bettels
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Re: Ausspiel von langer "10" oder Partnerfarbe?

Beitragvon First » 7. Feb 2007 19:24

Bettels hat geschrieben:
Skatkommentator hat geschrieben:
Die Bundesligaspielerin war allerdings der Ansicht, man müsse die Farbe spielen, die der Partner gereizt hat,


Hallo Skatfreaks,
diesen Satz vergessen wir mal wieder ganz schnell.

Begründung:
Habe sehr viel Spiele analysiert, gerade bei den Reizvorgängen. Und mußte leider Feststellen das gerade Gute Spieler NIE Ihre Blätter ausreizen, vollkomen ausreizen es sei den es besteht eine 100% gewinchance.
Auch die Spieler aus dem Forum. Somit sehe ich es für unmöglich sich auf den MS einzulassen und seine Reizfarbe anzuspielen.

Gruß
Bettels



ein eideutiges jein

Ab einer gewissen Reizhöhe kann man schon auf das Spiel des Partners schliessen, und auch wieviel Buben er hat.

Den Spruch mit der Reizfarbe habe ich schon oft genug gehört, besonders freue ich mich wenn dann kommt, ich habe 18 gehalten, warum spielst du kein Karo an.

Ich überlege mir immer (Schneiderlein,(wo steckt der eigentlich) hat mal das mal gepostet) über welche Karte würde ich mich als Solospieler am meisten ärgern - diese kommt dann auf den Tisch.

Wobei die Dame von der langen Farbe immer ein probates Mittel ist, den Solospieler zu ärgern und oft ein Spiel gewinnt.

Ich fürchet mich immer in MH vor diesen Aufspielen, wenn ich auf As mit Lusche sitze oder gar auf As mit 2 Luschen. Oft muss man dann anschliessend über die Dörfer gehen und kann sich nicht mehr erlauben Trumpf von unten zu ziehen.

Nimmt man mit kommt die 10 die dann mit Schmierung weggeht gefolgt vom König oder der letzten Lusche und Abwurf des Spielers hinter einem.
Schnibbelt man, kommt man erst recht in Teufels Küche.
Gut Blatt
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Beitragvon Skatkommentator » 8. Feb 2007 08:09

Schon einmal danke für die Antworten. Wie ich mir schon gedacht habe, ist die Frage nicht ganz so einfach zu beantworten. Keinesfalls wollte ich eine Diskussion darüber entfachen, ob man im Skat grundsätzlich von der konkreten Situation aus Überlegungen anstellen soll oder inwieweit man für Skat halbwegs schematisierte Regeln entwerfen kann.

Nehmen wir einmal ein konkretes (aus der Luft gegriffenes, d. h. ausgedachtes) Beispiel (das hoffentlich halbwegs stimmig ist). Ihr haltet in Vorhand:

kabu kr10 krko krda kr08 heko pi09 pi08 ka08 ka07

Ausgangsfall: Ihr passt natürlich sofort, als Mittelhand euch "18" bietet. Mittelhand hält "22" von Hinterhand, muss aber bei "23" passen.

Abwandlung 1: Mittelhand passt bei "22" von Hinterhand.

Abwandlung 2: Hinterhand bietet "22", passt danach allerdings.

Der Alleinspieler spielt selbstverständlich jeweils "Grand".

1. Was spielt ihr aus, wenn der Alleinspieler sich in Hinterhand befindet? Ändert die unterschiedliche Reizung von Mittelhand - Passen bei "23" (Ausgangsfall)/Passen bei "22" (Abwandlung 1) - etwas an eurem Ausspiel?

2. Was spielt ihr aus, wenn der Alleinspieler sich in Mittelhand befindet?

3. Was sind eure Beweggründe/Überlegungen dabei, wenn ihr jeweils unterschiedlich ausspielt?

Erwartet von mir keine Lehrstunde á la kannnix. Wie einer meiner ehemaligen Kunstlehrer einmal sagte: "Du bist der Meister!" Was ihn nicht davon abgehalten hat, mich und andere schlecht zu zensieren. :lol:
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Beitragvon Gerd W. » 5. Mai 2007 18:58

Die Frage nach dem Anspiel der 10 stellt sich für mich eher noch selten.
Eine Überprüfung der These mit der KI erbrachte äußerst ungünstige Ergebnisse. In deutlich weniger als 50% der Fälle hatte der AS das Ass und wenn haben die GS noch lange nicht gewonnen, eher das Blatt verraten oder kaputtgemacht. Eine etwas tiefere Karte der langen Farbe kann ich dir aber durchaus empfehlen wenn du keinen Reizfarbenverfechter am Tisch hast. Gibt es ja auch noch, selbst die Gegenfarbe ist ja noch nicht allgemein bei mittelmäßigen Turnieren selbst bei guten Spielern bekannt.
Überspitzt gesagt kann man mit Fug und Recht sagen:
Es ist noch nie ein Spiel gewonnen worden, wo ein GS im 1. Stich die lange 10 ausspielte um das vermutete Ass beim AS zu fangen. Erst recht nicht wenn man selbst wenig Trumpf hat.
Hingegen verlassen eher manche Spieler bei SO schnell den Tisch wenn die Reizfarbe nicht gebracht wird, selbst wenn das Spiel anders gewonnen wurde.
Wie jeder spielt muss er aber selbst wissen. :)
Gruß Gerd W.
Allzeit gut Blatt.
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Beitragvon Skymaster » 5. Mai 2007 20:05

Sitzt AS in MH dann Pik Reizfarbe.
Sitzt AS in HH krda will MS nicht die 10 kaputt spielen,
auch wenn das die Reizfarbe ist was nicht heist das er auch das Ass hat.

Skymaster
Zähl' Trumpf und Augen allemal, so hast du nie die "Qual der Wahl", ob Abzuwerfen oder Stechen, und must für's Spiel nicht auch noch blechen!
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Beitragvon Karlzberg » 5. Mai 2007 20:14

auf hh lächelt mich der könig an und sagt mir: "spiel mich, spiel mich, dann kannst evtl. mit kabu was anfangen, bzw. hast deinem ms evtl. was freigespielt, da as sich nicht unbedingt das schneiden trauen wird".

auf mh spiele ich standard krko . kann den as jetzt schon kras kosten, baut aber auf jeden fall druck auf. vom pikanspiel hat mein partner garnichts. wenn as sich nun abwirft, was soll mein partner nun machen? wahrscheinlicher ist jetzt aber ein einspiel des as. dann kommt mein partner wieder dran und steht dumm da, denkt sich "na, pik hätte ich auch bringen können, aber was ist mit meinen besetzten zehenen? kurz kreuz kann ich auch nicht anfassen, spiel ich dem as wahrscheinlich in die karten, oder meinem ms die zehn blank"...
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