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Kindheit damals und heute

BeitragVerfasst: 9. Feb 2022 22:55
von grunzquiek
Tag! :)

Neulich, ungefähr Mitte der 60-er Jahre:

Der kleine grunzquiek kommt von der Schule nach Hause, zieht sich schnell um, nimmt das fertige Mittagessen zu sich und sagt: "Mama, ich geh spielen!" "Hast du keine Hausaugaben?" Er sagt nein, vergisst großzügig die Hausaufgaben wie fast jeden Tag und nimmt dafür ein paar Schläge mit dem Rohrstock vom Lehrer in Kauf. Daran ist er ja schon gewöhnt, und bis Morgen ist es noch lange. Die Welt ist zu interessant, um sich mit langweiligen Hausaufgaben zu beschäftigen.

Er eilt zu seinem besten Freund, mit dem er einen Kontrollgang durchs Viertel unternimmt, um zu sehen, ob neue Kinder da sind und ihnen bei einer Rauferei zu zeigen, wer dort das Sagen hat. Auf dem Gebiet sind die beiden Kleinen Experten, sie raufen ja auch fast jeden Tag miteinander, um endlich mal festzulegen, wer der Stärkere ist, was aber trotz der einen oder anderen blutigen Nase oder aufgesprungen Lippe immer unentschieden endet, weil keiner dem anderen richtig wehtun will. Die genannten Kleinigkeiten werden einfach ignoriert, das ist ja bald wieder verheilt und ein bisschen Blut im Mund schmeckt ganz gut. Dann inspizieren sie ein Abbruchhaus auf der Suche nach einem großen Abenteuer, klettern über einen rostigen Zaun, um Kirschen zu klauen und klettern auf einem verschlammten Schrottplatz durch die übereinandergestapelten Autos. Das ist für den kleinen grunquiek ganz toll, er kann sich ans Lenkrad setzen, brumm, brumm machen und an den Schaltern spielen.

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit trudelt er zu zuhause ein, ignoriert die mütterliche Frage, wo er sich wieder so lange rumgetrieben habe und versucht, ins Kinderzimmer zu entwischen, wird aber von der Mutter mit einem routinierten Griff geschnappt und hat trotz Gegenwehr keine Chance: "Erstmal die Klamotten in die Waschmaschine und dann unter die Dusche!" Das kleine Ferkel ist wieder mal total verdreckt und Schlammverkrustet, sie würde es am Liebsten mitsamt den Klamotten in die Waschmaschine stopfen und 2-mal den Kochwaschgang laufen lassen. Na wenigstens ist der Kleine kerngesund und kräftig.

ungefähr 50 Jahre später:

Die kleine Anna-Lena oder Möhre-Brezel kommt von der Schule nach Hause, schmeisst die Schultasche in eine Ecke, schnappt sich 3 Tüten Gummibärchen als Mittagessen, schaltet ihr Handy ein und chattet mit ihren Freundinnen, bis die Mutter von ihrem Job als Eventmanagerin nach Hause kommt. Den Vater kennt Anna-Lena nicht, er soll aber ein bekannter Musiker oder sowas sein. Supercool, das hat sich schon in der ganzen Schule rumgesprochen, dass sie bald ein Supermodel, Rapperin oder wenigstens Influencerin mit Millionen Followern ist. Die sind jetzt schon alle neidisch. Sie überlegt, ob sie sich schonmal Autogrammkarten besorgen sollte.

Abends kommt die Mutter nach Hause:
"AAAAHHHH!!!! Du hast da einen Fleck auf den Leggings! Kannst du nicht aufpassen? Weißt du überhaupt, wieviele Bakterien da drin sind? MILLIONEN! MILLI-ONEN!!!" Zieh dich schnell um und geh unter die Dusche, eh dich die Bakterien auffressen!

Sie hat keine Ahnung warum die Kleine dauernd kränkelt, obwohl sie immer so gut auf sie aufpasst.

Tschüß!
kleines Ferkel

Re: Kindheit damals und heute

BeitragVerfasst: 12. Feb 2022 01:21
von MonsieurL
Eine große Geschichte gelassen niedergeschrieben. :top:

Re: Kindheit damals und heute

BeitragVerfasst: 14. Feb 2022 00:33
von Skatfuchs
Hallo,

das ist sehr köstlich und mitten aus dem Leben geschrieben. :top:
Gibt es bei dem Namen Annalena irgendwelche Zusammenhänge zu unserer neuen Außenministrin? ;-D

Re: Kindheit damals und heute

BeitragVerfasst: 14. Feb 2022 08:46
von grunzquiek
Skatfuchs hat geschrieben:Gibt es bei dem Namen Annalena irgendwelche Zusammenhänge zu unserer neuen Außenministrin? ;-D


Nein, das ist mir nur als Modename eingefallen. Vor ein paar Jahren wäre es noch "Chantalle" gewesen :wink: