Jetzt musste ich doch noch was schreiben, es ging nicht anders.
Wenn ich schon wieder diese Halb- und Pseudowahrheiten lese... Man sitzt am Stammtisch und Heinz sagt "Die machen was se wollen da oben! Ziehen uns nur das Geld aus der Tasche!" Und alle "Jenau! Jawoll!" Ich frage mich manchmal, wie sich manch einer die internationale Finanzpolitik vorstellt. Wolfgang Schäuble schnappt sich seinen Privatjet und packt säckeweise 50 Euro Scheine ein, um sie griechischen Lobbyisten in den Rachen zu werfen? Die könnte man ja auch hier verteilen! Die Omma, die Pfand sammelt, um ihre Rente aufzustocken, was ist denn mit der? Wenn es nur so einfach wäre... Primrose schrieb nicht zu unrecht, dass wir kräftig an dieser Misere verdienen. Und auch wenn wir den Kreditrahmen um keinen Cent anheben würden, würde das nicht bedeuten, dass wir auf einmal realen Mehrwert aus dem nichts, inflationsfrei, erschaffen könnten, um ihn als Almosen an die echten "Volksgenossen" zu verteilen.
Aber ich möchte noch woanders ansetzen. Was benötigen wir? "Fähige Politiker" war ein wundervolles Stichwort. Solange wir nicht alle zu glühenden Idealisten erziehen, müssen wir uns wohl oder übel dem Prinzip "Laissez faire" beugen und Angebot und Nachfrage bestimmen auch die Wahl unserer Entscheidungsträger. Es ist eben leider keine Ausnahme, dass eine Frau Nahles, die genau genommen nichts kann, hier was zu sagen hatte. Es ist schlicht symptomatisch für ein Angebot aus 1b-1c-Arbeitskräften, welche zwar aus einem gebildeten Umfeld kommen mögen, aber es irgendwie "nur" in die Politik geschafft haben. Früher sagte man "Wer nichts wird, wird Wirt!". Die Arbeiterklasse heutzutage (ich kann das leider nur zu gut für meine Generation bestätigen) meint - "naja, wenn du sonst nix kriegst, gehste halt zum Bund!". Für Studienabbrecher und gescheiterte Existenzen ist dieses Sammelbecken der Bundestag. Welche Spitzenkraft würde sich es schon antun für paar Mark sich ständig das Gesülze von Gauland, Petry und co anzuhören (oder Sigmar Gabriel)? Leute, die was können, verdienen sich in der Wirtschaft dumm und dämlich. Wir müssen endlich begreifen, dass wir fähigen Leuten auch einen Anreiz geben müssen, bei uns zu bleiben und sich für uns einzusetzen - und zwar nicht nur korruptionsvorbeugend. Das gilt ganz besonders auch im Bereich Bildung. Wer heute hierzulande Professor wird, bekommt sein W3-Gehalt nach Tarifvertrag und wird müde belächelt von ausländischen Kollegen. Ich sage nicht, dass 3,5k Euro netto wenig sind im Monat, aber wir müssen einfach mal sehen, was fähige Leute in Spitzenpositionen in Unternehmen verdienen und sehen, welche Konsequenzen man an anderen Standorten gezogen hat, welche nun Deutschland als Forschungsstandort weit abhängen. Oder will mir einer sagen, er bleibt aus volksgenössischer Verbundenheit hier, wenn er für die gleiche Arbeit in China das 20-30-fache verdienen kann? Wir verlieren unsere Top-Leute und das mit Recht! Und warum? Weil man dumpfen Populismus betreiben muss in einer 4-Jahres-Legislaturperiode, Horst und Mandy's Stimme aus der Eckkneipe genauso viel zählt und die Entscheidung unpopulär wäre beim gemeinen Pöbel. Schließlich empfindet Mandy es ja als ungerecht, dass sie mit ihrer Halbtagsstelle im Friseursalon nicht mal halb so viel verdient wie der Leiter eines internationalen Forschungsinstituts mit ner 84h Woche.
Wo wir gleich beim nächsten Thema wären. Wenn ich solche populistischen Spinner wie Kathrin Oertel sehe, wird mir ernsthaft schlecht. "Bewegung für direkte Demokratie in Europa"? Na klar, es ist einfach auf Stimmfang zu gehen, wenn man vorab weiß, dass man weit davon entfernt sein wird, in Regierungsverantwortung seine Wahlversprechen umsetzen zu müssen. Ich für meinen Teil hoffe, dass es soweit NIE kommen wird. "Aber das hat doch auch in Athen funktioniert!" Ja natürlich kann sich der Plebs treffen um gemeinschaftlich über politische Entscheidungen abzustimmen. Ob Horst und Mandy dann aber über den nötigen Überblick verfügen, bleibt zweifelhaft. Ich denke niemand will ernsthaft die Tragweite der Entscheidungen über 50 Häuser und 5 Äcker im Umland des antiken Athens gleichsetzen mit aktuellen Fragen der internationalen Weltwirtschaftsbeziehungen.
Wir brauchen nicht nur fähige Politiker, nein, auch fähige Wähler! Es ist gut, dass wir keine Wahlpflicht haben, denn so kann jemand, der weiß, dass er keinen Plan davon hat, sich immer noch selbst aus der Verantwortung nehmen. Leider passiert das viel zu selten, denn Heinz und Mandy gehen wählen. Sie würden Deutschland auf einer Weltkarte wohl eher nur irgendwo vermuten, sie denken 1945 war dann, als GZSZ anfängt. Leute, ich weiß, dass ich mich manchmal in Rage polemisch ausdrücke; mir geht es hier nicht darum, Menschen zu diffamieren. Wir müssen Anreize schaffen für mehr politische Bildung! Jeder Zehnte 18-Jährige erkennt die Bundeskanzlerin nicht auf einem Foto, aber die sind alle wahlberechtigt! Ist es für eine Demokratie wünschenswert, wenn die Entscheidungsträger von Leuten ins Amt berufen werden, die auch genauso gut würfeln könnten vor dem Wahlzettel? Ich sage nicht, dass jeder die Parteiprogramme auswendig lernen soll, aber ich erwarte eine vernunftsbasierte Entscheidung und dafür sind gewisse fundamentale Grundkenntnisse unabdingbar!
Seit Jahren hält der Trend an, der immer mehr Misstrauen gegenüber Wissenschaftlern und gesicherten Erkenntnissen streut. Das Land ist überschwemmt von Hömöopathie, Chemtrails, Echsenmenschen unter der Erde und - Achtung - Leute, die an eine flache Erde glauben (kein Scherz, die "Flat Earth Society" gibt es wirklich). Das ist keine Desinformation gestreut von der katholischen Kirche, nein, die Leute glauben lieber an irgendwelche Spinner, die ihr "Wissen" mit ihnen über den Kopp-Verlag teilen. Da werden ihnen dann "die Augen geöffnet". Woher kommt das Misstrauen gegenüber wirklichen rationalen Fakten? Ist es nur der Protest gegen das Establishment? Was wir brauchen ist AUFKLÄRUNG - in großem Maßstab! Politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich! Wir müssen wegkommen, von dieser Neidgesellschaft, in der jeder dem anderen alles missgönnt. Es geht nämlich den meisten nicht schlecht, es geht ihnen nur schlechter als dem Nachbarn, der grad seine Garage umgebaut hat!´. Geld für Bier und Kippen ist genügend da, auch in jeder Plattenbausiedlung. Aber man will nicht viel, man will mehr.
Und was die Flüchtlinge angeht... überhaupt schon auf die Idee zu kommen, Menschen, Familien mit Kindern, im Mittelmeer absaufen zu lassen oder im Bombenhagel aufwachsen zu lassen, ist für mich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Niemand bestreitet, dass sich darunter auch - wie in jeder Gesellschaft - Kriminelle befinden. Aber dann will ich auch ein allgemeines Abschieberecht für Nazis. Nazis belasten die Staatskasse, Nazis sind häufiger straffällig, belasten die Gerichte. Sie belasten die Krankenkassen, weil sie Verletzungen produzieren, sich gegenseitig zufügen oder Alkoholmissbrauch sie körperlich ruiniert. Sie belasten die Sozialkassen, weil sie in der Regel ungebildeter sind und häufiger arbeitslos. Ich bin nicht bereit, diese Kosten weiterhin zu tragen.
Zusammenfassend möchte ich sagen: Wir brauchen mehr politische Bildung. Aufklärung, Forschung, etc. Wir brauchen soziale Gerechtigkeit, aber bitte nicht in einer "Ich-will-das-was-der-hat"-Neid-Gesellschaft. Wir müssen unsere Politiker und Hochschullehrer vernünftig bezahlen! Das heißt nicht, dass sie zwingend absolut mehr Geld bekommen müssen, sondern "vernünftig" relativ gesehen zu Industriemagnaten und zum Ausland! Anderenfalls bluten wir intellektuell aus! Und, last-but-not-least, Nazi-Flüchtlingslager in Syrien errichten!
(Ein bisschen abschließende Polemik konnte ich mir nicht nehmen lassen.)