Brexit !

Alles, was nicht in eine andere Area passt.

Re: Brexit !

Beitragvon Gerd W. » 7. Jul 2016 12:19

Schelldaus schrieb:

"Wer sorgt dafür, dass wir immer weniger Zeit haben?"

Vermutlich das Hamsterlaufrad. Die Steuern wollen erarbeitet sein. :wink:
Der Staat kostet halt etwas mehr als früher. :eek: Obwohl manche gern geben. Wegen Wohlstand. :wink:
Ich beneide die, welche noch genug Zeit für unser Hobby haben. :wink:
Und: Es wird schon seit Jahren nicht mehr um Geld gespielt, wenigstens beim Preisskat nicht.
Obwohl Geld nachgedruckt werden könnte. :wink:

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Re: Brexit !

Beitragvon HelAu » 7. Jul 2016 12:57

HomerJay hat geschrieben:Mein Favorit wäre übrigens Taiwan :-)

Ein Land mit > 600 Einwohner pro km² ? Dann lieber Grönland ...
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Re: Brexit !

Beitragvon HomerJay » 7. Jul 2016 13:08

Richtig, Taiwan ist klein und hat viele Leute. Die tummeln sich aber zumeist in den Metropolen wie Taipeh und Kaohsiung. Taipeh ist trotz seiner Größe kein Moloch, sondern eine wirklich schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und einem hervorragenden öffentlichen Nahverkehrssystem. Weltweit das Beste, das ich kenne.

Außerhalb der großen Städte gibt es viel Natur, so dass auch Wanderer auf ihre Kosten kommen. Ich war dreimal in Taiwan in Urlaub und würde auch nochmals hinfahren.
Der Optimist glaubt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, und der Pessimist befürchtet, dass das stimmt.
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Re: Brexit !

Beitragvon Skatfuchs » 7. Jul 2016 14:04

Hallo,

das Problem ist doch immer, dass man als Urlauber ein Land ganz anders erlebt (oft nur von seiner Sonnenseite), im Vergleich zu einem Einwohner!
Ich war voriges Jahr eine zeitlang in Australien in allen großen Städten- die haben mir wunderbar gefallen, sehr lebenswert!
Betrachtet man aber doch mal das ganze Sozial- und Rentensystem, dann muss man sich das schon sehr genau überlegen:
- die Steuern betragen 50% für alle
- die Rente wurde von 60 Jahre auf 70 Jahre erhöht- ohne Anpassung
- utopische Mieten und Kaufpreise für Häuser und Wohnungen- die Miete ist oftmals so hoch wie in unseren Städten; aber pro Woche!
- das Schul- und Gesundheitssystem! Zwei Kinder zur Schule zu schicken, kann man sich schon kaum leisten als Alleinverdiener.
- es besteht eine Wahlpflicht! usw.

An dem ganzen "Theater" des Brexit hat meiner Meinung nach nur einer schuld: der britische Premier.
Um wieder gewählt zu werden, gab er der Bevölkerung das Versprechen, über einen EU-Austritt abzustimmen in einem Referendum. Solche komplexe Grundsatzfragen, die die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gar nicht überblicken kann, darf man nicht in einer "simplen" Volksabstimmung versuchen zu lösen, denn dann kommen die Demagogen und erzählen der Bevölkerung emotionalen Unsinn und nutzen die allgemeine Unzufriedenheit. Bessere Lösungen haben sie dann auch nicht, wie der Rückzug der beiden Spezies zeigt.
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Re: Brexit !

Beitragvon Kantholz » 9. Jul 2016 10:43

MonsieurL hat geschrieben:Es ist ja nicht so, dass ich für Sarkasmus kein Faible hätte. Aber wie man sich beim fortschreitenden Aufschwung für die Le Pen's, Wilders, Höcke's und reichlich Konsorten nicht ernsthafte Sorgen machen kann, ist mir komplett schleierhaft. Zumal es die Putin's, Orban's Erdogan's usw. schon gibt und ein Trump in den Startlöchern steht.

Wer da keine Angst davor hat, dass die Brandstifter die lodernden Feuer in der Welt noch weiter entfachen, muss sich mindestens mal eine große Portion Naivität vorwerfen lassen. Was passiert, wenn sich die Vernunftbegabten dieser Welt nicht langsam wachsam zeigen, kann man in den Zwanzigern und Dreißigern des letzten Jahrhunderts nachvollziehen. Wehret den Anfängen, die längst über das Anfangsstadium hinaus sind.


Da hat der Monsieur wie immer den Nagel auf dem Kopf getroffen, vielleicht sind wir sogar schon in den 40igern des vergangenen Jahrhunderts, wenn man gegenwärtig den gewaltigsten Truppenaufmarsch seit dieser Zeit in Richtung Osten sieht...
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Re: Brexit !

Beitragvon Schelldaus » 9. Jul 2016 14:54

... Truppenaufmarsch in Richtung Osten? Ganz ehrlich? In meinen Augen alles nur Show. Was wollte denn Russland mit dem Baltikum? Mit St. Petersburg und Kaliningrad hat es gesicherte Basen mit Zugang zur Ostsee und mehr braucht es nicht. Dies wissen auch die Experten der NATO. Warum dann aber das Zinnober mit der Krim? Mit der Region Krasnodar hat Russland auch Zugang zum Asowschen und zum Schwarzen Meer. Der Krimhafen Sewastopol wäre für Russland nicht zwingend erforderlich. Die Antwort liegt meines Erachtens darin, dass Russland der NATO den Zugang zu Sewastopol verwehren wollte. Vor allem die USA ist ja extrem an einem Stützpunkt der Nato im Schwarzen Meer interessiert. Und nach dem Bulgarien, trotz NATO-Mitgliedschaft, kein Interesse daran hat, wäre die Ukraine sofort bereit gewesen. Was würden wohl die USA unternehmen, wenn Russland vor die Küsten Floridas zieht und in Kuba einen Stützpunkt eröffnet? Oder wie würde die USA reagieren, wenn die Streitkräfte Kubas vor Guantanamo aufkreuzen, dessen Besetzung völkerrechtlich ebenfalls mehr als fraglich ist.

Und warum Angst vor einer sich selbst auflösenden AfD oder den Marionetten in Polen, Ungarn, den Niederlanden etc? Durch den Brexit wurde kurzzeitig etwas Staub aufgewirbelt unter dem die eigentlichen Gefahren bisher gut verdeckt waren. Ein Herr Juncker oder besser gesagt eine EU, der die Länderparlamente am Ar... vorbeigehen. Ein CETA, das so geschrieben wurde, dass die Länderparlamente letztendlich nur über ein paar Fußnoten entscheiden können. Das ist wirklich beängstigend. Solche Verträge nutzen immer nur den Vermögenden, welche damit ihr Vermögen und ihre Macht noch weiter ausbauen. Ein kleines Beispiel kann man heute in der FAZ lesen. Uruguay darf sein Nichtraucherschutzgesetz verschärfen, ohne das Philip Morris 25 Millionen Dollar Schadensersatz für entgangenen Gewinn bekommt. Allein die Möglichkeit zu schaffen, dass Philip Morris gegen die Gesundheit der Menschen klagen kann, ist doch der pure Wahnsinn. Stellt euch solch einen Vertrag vor 75 Jahren vor! Die IG Farben hätten das Nachkriegsdeutschland wegen der Schließung der Konzentrationslager auf entgangenen Gewinn verklagen können!

Und wenn ich diese Woche lese, dass eine Frau Merkel bei Umfragen wieder an Zuspruch gewinnt. Jene Frau Merkel die voll hinter TTIP und CETA steht und zudem noch Milliarden in die Rüstung pumpen will. Dann ist dies ein Stück weit beängstigend. Oder wenn man lesen kann, dass ein Gregor Gysi in den politischen Beirat des Bundesverbandes mittelständische Unternehmen aufgenommen wurde, was auch beängstigend ist. Nicht wegen Gysi oder dem Verband, solche Gesinnungswechsel kennen wir ja vom Joschka Fischer und anderen. Sondern wegen der Demokratie an sich. Jene Demokratie, die sich als Macht und Regierung vom Volk aus beschreibt und die es so gesehen schon lange nicht mehr gibt, falls es sie überhaupt schon gegeben hat.

So gesehen, bin ich 89/90 von der Diktatur des Proletariats in die Diktatur des Kapitals gewechselt. Die eine Diktatur war böse und hatte in 28 Jahren 138 Mauertote auf dem Gewissen, die andere Diktatur ist gut und hat in 15 Jahren über 23.000 Ertrunkene im Mittelmeer (lt. proAsyl) zu verantworten.

Unterm Strich ist es wohl besser keine Angst zu haben, denn der Ängstliche hat von Vornherein verloren.

Gruß
Schelldaus
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Re: Brexit !

Beitragvon HelAu » 9. Jul 2016 15:43

Schelldaus hat geschrieben:So gesehen, bin ich 89/90 von der Diktatur des Proletariats in die Diktatur des Kapitals gewechselt. Die eine Diktatur war böse und hatte in 28 Jahren 138 Mauertote auf dem Gewissen, die andere Diktatur ist gut und hat in 15 Jahren über 23.000 Ertrunkene im Mittelmeer (lt. proAsyl) zu verantworten.

Schon toll was manche Leute für Vergleiche aus dem Hut zaubern ...
Wahrscheinlich sind in der Diktatur des Proletariats auch kaum Leute von Kokosnüssen erschlagen worden, während dies doch sicher einigen Kapitalisten passiert ist ...
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Re: Brexit !

Beitragvon grunzquiek » 9. Jul 2016 17:46

Kantholz hat geschrieben:Da hat der Monsieur wie immer den Nagel auf dem Kopf getroffen, vielleicht sind wir sogar schon in den 40igern des vergangenen Jahrhunderts, wenn man gegenwärtig den gewaltigsten Truppenaufmarsch seit dieser Zeit in Richtung Osten sieht...


Der fahrbereite Panzer der Bundeswehr war sogar schon zum Tanken:

http://www.bild.de/news/leserreporter/1414-tag/mini-panzer-an-tankstelle-34877964.bild.html

Vielleicht reicht der Sprit diesmal bis zum Ural :grrdev:
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Re: Brexit !

Beitragvon carpe diem 87 » 10. Jul 2016 12:59

Man kann das mit den Nichtauchergesetzten auch anders darstellen Schell, PM klagt nicht gegen die Gesundheit der Menschen sondern für die Entscheidungsfreiheit eben dieser.

Mal ehrlich, jeder kann selber entscheiden ob er rauchen will oder nicht, ob er in ein Raucherlokal geht, oder sich neben eben diesen stellt.
Was würdest du machen wenn dein Produkt (welches dir das Dach über dem Kopf, und das Essen im Magen sichert) von irgendeiner Lobby (und ja auch die Tierschutzvereine und Menschenrechtler gehören FÜR MICH zu eben diesen) verboten wird? Deine Lebensgrundlage mit einem Schulterzucken aufgeben, oder doch erst mal klagen?
Klar hinkt auch dieser Vergleich, dennoch hängen auch an der Tabak Industrie einige Jobs.
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Re: Brexit !

Beitragvon Eric » 10. Jul 2016 21:02

MonsieurL hat geschrieben:

Eric hat geschrieben:Völlig daneben finde ich auch dieses "Basta" aus Deutschland ( Schäuble , Merkel ), à la "es gibt kein zurück, UK muss!!! raus" . Keine zweite Chance. Sry, aber bei jeder einigermaßen wichtigen Sache fragt jeder handelsübliche PC "sind Sie sicher?" und dann wollen wir den Briten partout keinen zweiten "are you sure?" Wahlgang zugestehen ? Versteh ich nicht.


Auch hier frage ich mich, woher Du eigentlich Deine Informationen nimmst. Ein solches Basta habe ich - sinngemäß - in der Tat auch gehört. Von vielen Vertretern der EU und auch von diversen Regierungschefs europäischer Länder. Aus Deutschland hingegen vernehme ich noch die vergleichsweise verbindlichsten Worte. So hat Frau Merkel beispielsweise das von vielen (Hollande, Renzi, Juncker) angemahnte Eiltempo für die Austrittsverhandlungen nicht unterstützt. Warum wohl nicht? Klingt das nach Deinem Eindruck wie jemand, der die Briten loswerden will?

Oder ist Dein Beitrag womöglich nur ein Beleg für die These vieler Kommunikationswissenschaftler, dass die meisten Menschen die Nachrichten ohnehin nur so filtern, wie sie ihre eigenen Ansichten unterstützen?


Also meine Quellen ( jetzt verlange bloß nicht, dass ich das noch raus suche ) zitierten Merkel wenige Tage danach sinngemäß definitiv so, dass es "kein zurück" gäbe. So ähnlich äußterte sie sich angeblich auch im ZDF-Sommerinterview. ( Angeblich, weil ich es auch nicht gesehen habe, sondern nur im Videotext vernahm. Allerdings wird dort das schöne Wort "wohl" vor das unumkehrbar gestellt.

Also wenn Angie etwas kann, dass erst sagen "auf keinen Fall zurück" ( oder zweite Abstimmung oder ähnliches ) und dann in ein paar Wochen komplett was anderes sagen .....
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Re: Brexit !

Beitragvon Eric » 10. Jul 2016 21:07

MonsieurL hat geschrieben:@ grunzquiek

Selbstverständlich ist unsere Demokratieform nicht die einzig denkbare und natürlich ist sie fehlerhaft. Ich bin weit davon entfernt, sie als Ultima Ratio anzusehen.



Nichts anderes wollte ich mit meinem Beitrag sagen, den Du ja genüsslich zerrissen hast.

Und Du glaubst nicht, ( nicht hier , aber soziale Netzwerke gibt es wie Sand am Meer ) wie viele Menschen einen sofort als Nazi bezeichnen, wenn man das schreibt, was ich von dir hier zitiere ( und ich voll unterschreiben würde ) und die eben wirklich behaupten, die detailierte Ausgestaltung unserer Demokratie ist "unfehlbar" und bedarf keiner Änderung.
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Re: Brexit !

Beitragvon Gerd W. » 11. Jul 2016 11:24

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Re: Brexit !

Beitragvon mr.kite » 11. Jul 2016 13:09

Ein hochinteressanter Artikel. Ein Experte der "Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt" schreibt einen Artikel über Währungspolitik. Sein Ergebnis scheint überraschend: Leute, kauft mehr Gold und Silber! Ein Schelm, der böses dabei denkt. Inhaltlich hat er natürlich völlig recht. Würden die Menschen auch nur einen Bruchteil der Zeit, die Sie für das Verdienen Ihres Geldes opfern darin investieren, dieses verdiente Geld zu schützen und zu vermehren... wären viele politische Diskussionen überflüssig.
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Re: Brexit !

Beitragvon UnRe3l » 12. Jul 2016 09:27

Ich seh den tatsächlichen Brexit sowieso noch lange nicht kommen, bei den aktuellen Entwicklungen in GB. Was mich viel mehr interessiert, ist, wie es jetzt in Schottland weitergeht....

Zur Diskussion um britisches Essen: Das, was ich in Schottland in diversen Hotels bekommen habe, entsprach voll den Vorurteilen und war...bescheiden :nein: Preislich habe ich nur von einer Bekannten gehört, dass vor allem Gesundes sehr teuer ist (Sie war ein halbes Jahr in Leicester und hat sich tierisch drüber aufgeregt). Vier Muffins kosten irgendwas um nen Pfund rum, aber wehe, man will sich mal ein paar Äpfel kaufen. Als ich ne Woche dort war, habe ich da aber nicht so drauf geachtet, deshalb ist mir das nicht aufgefallen. Ich fand es aber prinzipiell teurer als bei uns :wink:
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Re: Brexit !

Beitragvon HomerJay » 12. Jul 2016 10:30

Wobei man fairerweise sagen muss, dass in Deutschland Lebensmittel sehr günstig sind, verglichen mit anderen europäischen Ländern. Insofern wären beispielsweise die Vergleiche Vereinigtes Königreich mit Frankreich oder Italien sinnvoller.
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Re: Brexit !

Beitragvon mr.kite » 16. Jul 2016 23:59

Über den Brexit muss man nun ja wirklich nicht mehr traurig sein. Nach dem "Sieg der Demokratie" hat man in der Türkei ja nun einen neuen vertrauenswürdigen Partner gewonnen. Wie schade dass sich Europas Linke hier nicht durchgesetzt hat, dann könnte eine so wunderbare Gesellschaft längst in führenden Positionen vertreten sein!
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Re: Brexit !

Beitragvon MonsieurL » 18. Jul 2016 01:30

Och, wenn sich Europa's und Amerika's Rechte nicht über viele Jahre so arrogant und großkotzig gegenüber Russland und der Türkei gezeigt hätten, wäre heute womöglich manches ein bisserl einfacher.

Als ein Putin neu an der Macht war, war er keinesfalls so feindselig wie heute. Der Mann spricht z.B. fließend deutsch, was er mehrfach gegenüber deutschen Politikern und sogar im deutschen Parlament demonstriert hat. Aber nachdem der Westen ihn zig mal auf's übelste verarscht und hintergangen hat, was in der Bush'schen Bemerkung über die "Regionalmacht" gipfelte, war er auf einmal keinem deutschen Politiker gegenüber mehr bereit, auch nur ein Wort der Begrüßung in Deutsch zu sprechen. Seine Politik spiegelt diesen Sinneswandel auf's Deutlichste wider.

Gleiches gilt für Erdogan. Auch er war zu Beginn seiner Amtszeit durchaus an einer Annäherung an Europa interessiert und wirkte dabei auch kompromissbereit. Wäre Europa's Rechte nicht so vehement in der Ablehnung seiner Person und seiner islamistischen Partei gewesen und hätte ein wenig mehr diplomatische Verbindlichkeit gezeigt, hätte sich Erdogan sicher nicht in dem Maße von Europa abgewendet, wie das zur Zeit der Fall ist.

Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass der Westen beide in die Radikalität getrieben haben, aber zumindest ihre trotzige und beleidigte Position hat er kunstvoll heraufbeschworen. Viel mehr kann man nicht falsch machen in der Diplomatie.

Weil wir beim Thema Brexit sind: hätte der Westen auch nur im Ansatz so viel Verständnis für die Interessen der Türkei und Russlands gezeigt, wie die EU seit Jahrzehnten für die Briten aufbringt, wer weiß, wie die Geschichte verlaufen wäre? Vielleicht wäre uns vieles erspart geblieben, was uns heute große Sorgen bereitet.

Ich will aber auch nicht verhehlen, dass ich nicht weiß, ob bei einer anderen Politik der Westen sich nicht heute fragen müsste, ob er verheerenden Entwicklungen in beiden Ländern Vorschub geleistet hätte, wenn er beide Politiker ge- und unterstützt hätte. Die Homophobie und Frauenfeindlichkeit ihrer Politik z.B. sind sicher nicht auf westliche Einflüsse zurückzuführen. Ist halt nicht so leicht, immer zu wissen, was richtig und was falsch ist in der Politik. Zumal man das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen kann und schauen, wie es sonst gelaufen wäre.

Aber sich hier hinzustellen und aufgrund der fatalen Entwicklung in der Türkei pauschal eine falschen Türkeipolitik der Linken zu proklamieren scheint mir dann doch weniger fundierte Analyse denn eine reine Meinungsäußerung zu sein.
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Re: Brexit !

Beitragvon grunzquiek » 18. Jul 2016 21:10

Mr. Kite hat geschrieben:Nach dem "Sieg der Demokratie" hat man in der Türkei ja nun einen neuen vertrauenswürdigen Partner gewonnen. Wie schade dass sich Europas Linke hier nicht durchgesetzt hat, dann könnte eine so wunderbare Gesellschaft längst in führenden Positionen vertreten sein!


MonsieurL hat geschrieben:Aber sich hier hinzustellen und aufgrund der fatalen Entwicklung in der Türkei pauschal eine falschen Türkeipolitik der Linken zu proklamieren scheint mir dann doch weniger fundierte Analyse denn eine reine Meinungsäußerung zu sein.


Ich glaube nicht, dass sich das Verhalten des Herrn Soundso (wer weiß schon, inwieweit seine Gesinnungsschnüffler schon das Internet nach seinem Namen untersuchen, die können ja auch ratzfatz in ein paar Stunden Listen mit ein paar tausend Leuten erstellen :roll: ) durch eine wie-auch-immer-Politik des Auslandes wesentlich beeinflussen lässt, es könnten allenfalls zeitweilige Verhaltensänderungen erreicht werden. Meiner Meinung nach hat der Herr klare Ziele. Er weiß, wohin er letztlich möchte, und daran wird er sich auf Dauer nicht durch ausländische Einflüsse hindern lassen. Für dumm halte ihn nicht, auch wenn er oder seine Gehilfen zuletzt bei der Detailarbeit etwas geschlampt haben. Er passt sich an aktuelle Situationen soweit an, wie er es für das Erreichen seiner Ziele für notwendig hält.

P.S. Die Meinungsäußerung von Mr. Kite hatte ich falsch verstanden, sie bezieht sich wohl darauf, dass dann so eine wunderbare Gesellschaft bei uns in führenden Positionen vertreten wäre. Meine Meinung über den Herrn Soundso bleibt natürlich die gleiche.
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Re: Brexit !

Beitragvon Gerd W. » 19. Jul 2016 09:34

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Re: Brexit !

Beitragvon MonsieurL » 19. Jul 2016 14:27

Einen Professor und Journalisten, der nicht mal ansatzweise die Rechtschreibung beherrscht und kaum mal in der Lage ist, einen richtigen deutschen Satz zu bilden, sollte man mit einer gewissen Skepsis betrachten. Schließlich ist es durchaus naheliegend, dass so jemand mit der selben Schlampig- und Oberflächlichkeit auch seine Recherchen betreibt und bei der Auswahl "seiner" Fakten weniger auf die wissenschaftlich (und journalistisch) einzufordende Gründlichkeit und Wahrhaftigkeit achtet, denn darauf, dass sie ausschließlich seine Thesen und Meinungen stützen.

Meine Abneigung gegen diesen Text wuchs mit jedem Satz, den ich lesen musste. Und das schon im ersten, noch relativ unpolitischen Teil, bei dem noch keinesfalls herauszulesen war, wes Geistes Kind Prof. Dr. Hans J. Bocker ist. Das aber wurde dankenswerter Weise im späteren Verlauf des Textes deutlich.

Exemplarisch sei nur dieser Teil zitiert:

"Dass den Deutschen gerade von ganz oben verordnet wurde, dass sich ihre EM-Elf nicht mehr «Die Deutsche Nationalmannschafft» nennen dürfe, sondern nur noch als «Die Mannschaft» firmieren darf, ist kein Zufall. Worte wie «Deutsch» sind anscheinend etwas Widerliches, oder «National» im konturlosen Brüsseler Einheitsstaat etwas geradezu Ekelhaftes. Wie könnte ein diktatorisch geführtes Polit-Konstrukt mit 28 (jetzt 27) nicht gewählten «Kommissaren» an den Schalthebeln der Macht auch nur einen einzigen »nationalen Begriff» dulden? Im angestrebten Weltsozialismus ist für irgendetwas «Nationales» kein Raum." (zitiert aus Goldseiten.de; Aktuelles & Neues; http://www.goldseiten.de/artikel/293529 ... kten-.html Verfasser: Prof. Dr. Hans J. Bocker)

Deutlicher kann man sein Geschreibsel nicht als reine Propaganda outen. Gleich im ersten Satz eine glatte Verdrehung der Wahrheit und am Ende zeigt er mit seinem "angestrebten Weltsozialismus" auch noch, dass er selbst bei den erzkonservativen Argumentationslinien 20 bis 30 Jahre hinter der Zeit ist. Dass sich so ein Mann auch noch als Verfechter der Demokratie geriert, ist an Frechheit kaum zu überbieten.

Einen solchen Text hier reinzustellen wirft auch ein deutliches Licht auf den, der es macht. Insofern bin ich ganz und gar nicht Miri's Auffassung, dass derartige politische Diskussionen dem Forum nicht zuträglich sind. Da man in so einem Forum seine Mitstreiter naturgemäß nur selten persönlich kennt, helfen solche Diskussionen sehr. Denn ich zumindest weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe.
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Re: Brexit !

Beitragvon HomerJay » 19. Jul 2016 14:56

MonsieurL hat geschrieben:Exemplarisch sei nur dieser Teil zitiert:

"Dass den Deutschen gerade von ganz oben verordnet wurde, dass sich ihre EM-Elf nicht mehr «Die Deutsche Nationalmannschafft» nennen dürfe, sondern nur noch als «Die Mannschaft» firmieren darf, ist kein Zufall. Worte wie «Deutsch» sind anscheinend etwas Widerliches, oder «National» im konturlosen Brüsseler Einheitsstaat etwas geradezu Ekelhaftes. Wie könnte ein diktatorisch geführtes Polit-Konstrukt mit 28 (jetzt 27) nicht gewählten «Kommissaren» an den Schalthebeln der Macht auch nur einen einzigen »nationalen Begriff» dulden? Im angestrebten Weltsozialismus ist für irgendetwas «Nationales» kein Raum."


Danke, das alleine erspart schon das Anklicken des Links.
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Re: Brexit !

Beitragvon Miri23 » 19. Jul 2016 18:30

MonsieurL hat geschrieben:Einen solchen Text hier reinzustellen wirft auch ein deutliches Licht auf den, der es macht. Insofern bin ich ganz und gar nicht Miri's Auffassung, dass derartige politische Diskussionen dem Forum nicht zuträglich sind. Da man in so einem Forum seine Mitstreiter naturgemäß nur selten persönlich kennt, helfen solche Diskussionen sehr. Denn ich zumindest weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe.


Schrieb ich das? Ich werde schon recht gehabt haben!! :lol:
Habe den Überblick über diesen unübersichtlichen und mir viel zu komplizierten Fred komplett verloren. :irre:
Aber macht's nur weiter, ihr gescheiten Dinger, vielleicht kommt ja demnächst ein Thema, bei dem ich wieder qualifiziert mitreden bzw. -streiten kann! :box:
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - unter Null gibt's gar nix - was interessiert mich mein Geschwätz von gerade eben?!?
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Re: Brexit !

Beitragvon Gerd W. » 20. Jul 2016 01:38

Hi Monsigneur L.

ich hatte dir eine Antwort geschrieben, aber wieder gelöscht.
Es hätte dir mit Sicherheit nicht gefallen aber mir dann auch nicht mehr. :wink:

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Re: Brexit !

Beitragvon grunzquiek » 20. Jul 2016 02:18

MonsieurL hat geschrieben:"Dass den Deutschen gerade von ganz oben verordnet wurde, dass sich ihre EM-Elf nicht mehr «Die Deutsche Nationalmannschafft» nennen dürfe, sondern nur noch als «Die Mannschaft» firmieren darf, ist kein Zufall. Worte wie «Deutsch» sind anscheinend etwas Widerliches, oder «National» im konturlosen Brüsseler Einheitsstaat etwas geradezu Ekelhaftes. Wie könnte ein diktatorisch geführtes Polit-Konstrukt mit 28 (jetzt 27) nicht gewählten «Kommissaren» an den Schalthebeln der Macht auch nur einen einzigen »nationalen Begriff» dulden? Im angestrebten Weltsozialismus ist für irgendetwas «Nationales» kein Raum." (zitiert aus Goldseiten.de; Aktuelles & Neues; http://www.goldseiten.de/artikel/293529 ... kten-.html Verfasser: Prof. Dr. Hans J. Bocker)

Deutlicher kann man sein Geschreibsel nicht als reine Propaganda outen. Gleich im ersten Satz eine glatte Verdrehung der Wahrheit und am Ende zeigt er mit seinem "angestrebten Weltsozialismus" auch noch, dass er selbst bei den erzkonservativen Argumentationslinien 20 bis 30 Jahre hinter der Zeit ist. Dass sich so ein Mann auch noch als Verfechter der Demokratie geriert, ist an Frechheit kaum zu überbieten.


Der Herr Hans Jürgen Bocker (* 13. Juli 1939, den gibt's auch bei wikipedia) ist ja auch nicht mehr der Jüngste, vielleicht hat er die erzkonservativen Argumentationslinien nur an die heutigen Verhältnisse angepasst.

Die Jüngeren kennen das nicht mehr, aber ich kann mich noch an das renommierte "ZDF-Magazin" mit Herrn Löwenthal erinnern, der so eifrig vergleichbare Sprüche absonderte (auch wenn er nicht das Deutsche betonte, sondern von der "westlichen Welt" sprach), dass ich manchmal dachte, dem würde gleich der Sabber aus dem Mund laufen. Damals war allerdings nicht die EU der Feind, sondern die bösen Kommunisten, die "sogenannte Friedensbewegung" und das staatgewordene Böse hieß "DDR". Solche Propagandasendungen waren damals im öffentlich-rechtlichen Rundfunk normal. Die DDR und den Warschauer Pakt gibt's ja nun nicht mehr, da muss eben die EU herhalten.

Dass eine nationale Gesinnung im Sinne von Patriotismus und eine demokratische Gesinnung einander ausschließen würden, ist mir nicht bekannt, ich wüsste auch keinen Grund dafür. Wenn man mal vom selbstbeschränkten Deutschland absieht, ist das auch völlig normal, und das nicht nur in oft nicht ernst genommenen Ländern wie Ungarn, sondern z.B. auch in den USA, Frankreich, Italien, fast überall.
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Re: Brexit !

Beitragvon MonsieurL » 20. Jul 2016 14:50

Oh, ich kann mich noch gut an das ZDF-Magazin erinnern. :) Aber war es wirklich renommiert? Eigentlich haben es doch auch damals schon die meisten als bayrischen Gegenentwurf zum "schwarzen Kanal" angesehen und Sabber-Gerd galt seinerzeit als westliches Pendant zu Schmutz-Ede (Karl-Eduard von Schnitzler). Für diejenigen, die letzteren nicht mehr kennen, er war der Moderator der DDR-Sendung "Schwarzer Kanal" und hat dabei über die Jahre tonnenweise Dreck über die Bundesrepublik und den Westen ausgeschüttet. Ich fand übrigens witzig, dass wenn man bei google Gerhard Löwenthal und ZDF-Magazin eingibt, unter "wird auch oft gesucht" sofort Schnitzler erscheint.

Zu Deinem letzten Absatz: Eine nationale Gesinnung und Patriotismus sind für mich zwei Paar Schuhe. Sie haben zwar einige Gemeinsamkeiten, sind aber deshalb noch lange nicht identisch. Patriotisch sind und waren auch große Teile der sogenannten politischen Mitte und der Linken. Es braucht keinesfalls die fahnenschwenkenden Fußballfans, die bekanntlich das gesamte politische Spektrum abdecken, um das zu belegen. Dementsprechend ist Patriotismus auch kein Problem. Wie Du schon richtig sagst, gehört er in den meisten Ländern der Erde zur Normalität.

Dass es in Deutschland bis zur Fußball-WM 2006 nicht durchgehend so war, ist auch zutreffend, aber für meine Begriffe sehr verständlich. Die Verunglimpfung dieses und vieler anderer Begriffe, die von den Nazis missbraucht wurden, gehört notwendigerweise zu den Folgen der Aufarbeitung unserer Geschichte. Dass die 68er und später die Friedensbewegung das Wort Patriotismus auf den Index setzten, sehe ich deshalb als positives Signal, dass diese Ader der Geschichte für immer veröden möge. Dass dabei Überreaktionen wie die Verteufelung vieler konservativer Gedankengänge ins Spiel kommen, ist unvermeidlich. Denn wenn die Schreckensherrschaft des "tausendjährigen Reichs" nebst allen ihren Folgen bei einem Volk kein Trauma auslöst, wüsste ich nicht, wofür man dieses Wort sonst noch verwenden sollte.

Ebenso positiv ist jedoch, dass der Patriotismus spätestens mit der WM 2006 in unserem Land rehabilitiert wurde. Das zeigt, dass wir hierzulande wieder zu einer wohltuenden Normalität zurückgekehrt sind. Dennoch streiten Bocker und viele andere am rechten Rand diese Offensichtlichkeit nach wie vor ab, obwohl deutsche Fahnen und Deutschland-Trikots längst zum ganz normalen Straßenbild gehören. Warum bloß, mag sich der eine oder andere fragen. Die Antwort liegt auf der Hand. Diese Herrschaften wollen aus dem mittlerweile wieder überwiegend positiv besetzten Begriff politisches Kapital schlagen. Als Beispiel sei hier der Auftritt des Herrn Höcke bei Günther Jauch angeführt http://www.ardmediathek.de/tv/G%C3%BCnt ... d=31170854

Und damit bin ich schon bei dem Wort "national". Auch dieses hat natürlich im Prinzip nichts Böses an sich. Es wird auch in Begriffen wie Vereinte Nationen, Nationalmannschaft, Nationenwertung usw. rein beschreibend und somit vollkommen wertneutral verwendet. Wird es jedoch im Zusammenhang mit einer politischen Richtung oder Partei gebraucht, hat es eindeutige Implikationen. Jetzt steht es für Ausländerfeindlichkeit, Rassenpolitik, Ablehnung von Homosexualität (obwohl die Quote von Homosexuellen bei Anhängern dieser politischen Richtung höher als bei sogenannten Normalbürgern sein dürfte), Anti-Frauenemanzipation, Antisemitismus und neuerdings auch Anti-Islam.

Dabei ist es doch auffallend, dass Anhänger vom sogenannten IS genau die gleichen Werte propagieren, nur dass sie Anti-Islam durch Anti-Christentum ersetzen. Auch in der Forderung nach unerbittlicher Härte gegen Andersdenkende ähneln sie sich frappierend. Nur in der Wahl ihrer Mittel unterscheiden sie sich (noch). Während Mord und Terror bei den Kalifat-Anhängern als vollkommen legitim zur Durchsetzung ihrer Ziele angesehen werden, sind es bei den Rechtsaußen (noch) nur Einzeltäter, die diese letzte Schranke durchbrechen. Ob das allerdings so bleiben wird, wenn die Bewegung weiter an Aufschwung gewinnt und massentauglich wird, darf man mit Fug und Recht bezweifeln. Warum also tun sich diese Herrschaften nicht zusammen? Sie sind doch Brüder im Geiste und die paar wenigen Differenzen bezüglich der Religion sollten doch überwindbar sein.

Bleibt als letztes noch das Thema Demokratie. Betrachtet man das Wortkonstrukt "nationale Gesinnung" in dem von mir beschriebenen Kontext, in dem es nunmal gemeinhin verwendet wird, ist sie selbstverständlich demokratiefeindlich. Demokratie lebt vom friedlichen Wettstreit der Meinungen, die Anhänger der nationalen Gesinnung propagieren die Intoleranz und die Verfolgung Andersdenkender. Damit ist im Grunde schon alles Wesentliche gesagt. Warum willst du diesen (endlich mal) einfachen Zusammenhang durch eine Diskussion über die ursprüngliche oder wissenschaftlich-theoretische Bedeutung des Wortes "national" verkomplizieren?

Sprache verändert sich durch ihren Gebrauch. Das Wort Alternative bedeutet ursprünglich "die eine andere Möglichkeit". Mittlerweile spricht fast jeder von drei oder vier oder fünf Alternativen. Das muss man nicht mögen (ich mag es auch nicht), aber dadurch verändert man es nicht. Und ich halte das Thema für viel zu wichtig, um sich in einen Streit über ursprüngliche Wortbedeutungen zu verwickeln.

Grüßle vom Monsieur
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