Eine Meldung aus Hamburg schockt die Fußball-Nation. Der einst ruhmreiche HSV soll das Aufstiegsrennen in der 2. Bundesliga verschoben haben. Wie aus gelegentlich gut informierten Kreisen verlautete, wurden das Trainerteam und die Spieler vom Marketink-Vorstand angewiesen, erneut nur auf den vierten Platz zu spielen. Der Hintergrund waren diesmal nicht hohe Wetteinsätze, sondern eine neue, moderne Marketink-Strategie, mit der man mittelfristig den Bayern die Marktführerschaft streitig machen wollte. Der Verein ließ offenbar schon vor der Saison Merchandising-Artikel in großen Stückzahlen fertigen, auf denen Blau auf Weiß "Unaufsteigbar" zu lesen ist. Den Erfolg dieser neuen Marke sahen die Macher nun durch überraschend gute Auftritte der Profi-Fußballer ernsthaft gefährdet. Das machte in ihren Augen ein Eingreifen unvermeidbar. "Wer konnte damit rechnen? So haben wir uns das nicht vorgestellt", sagte ein ranghoher Vereinsfunktionär, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Erste Reaktionen waren verheerend. Aus Kiel und Fürth war zu hören, dass man nun auch absichtlich verlieren wolle. "Das ist eine Riesensauerei, damit dürfen wir sie nicht durchkommen lassen", ließ sich der Kieler Vereinssprecher zitieren. Auch der Stadtrivale St. Pauli sparte nicht an Kritik am einstigen Bundesliga-Dino. "Wer sich das ausgedacht hat" schimpfte Vereinsboss Oke Göttlich "müsste gezwungen werden, sich jedes HSV-Spiel über die vollen 90 Minuten anzusehen." Die Kiezkicker boten gleichzeitig an, den freien Platz im Oberhaus im Sinne des Fußballs notfalls zu übernehmen. "Es muss ja trotz allem weitergehen", meinte Göttlich dazu. Ausgerechnet vom einst ruhmreichen Rivalen Werder Bremen war bei aller Kritik auch ein wenig Mitleid zu spüren. "Man sollte sie jetzt nicht bis in alle Ewigkeit verdammen, schließlich haben sie vorher ja auch nix zustandegebracht. Insofern würde ich da keine böse Absicht unterstellen" war von Manager Frank Baumann zu vernehmen.
Der einst ruhmreiche DFB zeigte sich noch zurückhaltend. "Wir warten erst mal die weitere Entwicklung ab, vielleicht findet sich doch noch ein ordentlicher Aufsteiger" kommentierte Präsident Fritz Keller in einer ersten Stellungnahme. Allerdings habe man vorsorglich eine Task Force "Sauberer Aufstieg" ins Leben gerufen. Das Problem dabei sei jedoch, so Keller, dass Experten zu diesem komplexen Thema in Deutschland schwer zu finden seien. Ausländer hingegen wolle man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hinzuziehen. "Wir müssen zunächst mal unsere internen Kräfte bündeln, um den Schaden in möglichst überschaubaren Grenzen zu halten" warb er um Verständnis.
Bundestrainer Jogi Löw wurde von der Meldung an seinem Schreibtisch bei einem Espresso überrascht. "Dasch ischt nicht gut für den deutschen Fuschball scho kursch vor der Europameischterschaft" sinnierte er nach einem Schluck aus seiner Lieblingstasse. "Dasch schtört die mentale Vorbereitung und wer weisch, ob unter dieschen Umschtänden überhaupt noch Fänsch insch Schtadion kommen" schob der sichtlich genervte Bundestrainer nach. Aber man dürfe sich jetzt nicht vom wesentlichen ablenken lassen, schließlich sei sonst sein erfolgreicher Abschied gefährdet, fügte der einst ruhmreiche Fußballlehrer noch mahnend hinzu.
Noch sind die Dimensionen dieses erneuten Debakels für den deutschen Fußball nicht endgültig absehbar. Aber schon jetzt wittert die Konkurrenz Morgenluft. So meinte beispielsweise Bob Hanning vom Deutschen Handball Bund: "Bei uns ist alles sauber. Wer sich unsere Jungs anschaut, merkt sofort, dass sie sich bemühen, den Ball ins Tor zu werfen. Sie können es halt nur nicht." Auch Basketball-Bundestrainer Hendrik Rödl wies jeden Verdacht gegen seine Sportart zurück. "Wer einen Basketballkorb mit einem Fußballtor vergleicht, erkennt den Unterschied auf den ersten Blick. Ein Basketballkorb ist viel kleiner. Da ist es fast schon ein Wunder, dass der Ball trotzdem manchmal hineinfällt." Man wisse zwar um die Nachteile der Sportart bei Zuschauern mit einer Sehschwäche, hoffe aber wenigstens bei den jungen Leuten auf einen erkennbaren Zuwachs, gab der 52-Jährige abschließend zu Protokoll. Ob andere Ballsportarten jedoch wirklich in der Lage sein werden, dem Fußball seinen Rang abzulaufen, bleibt vorerst noch abzuwarten. (DPA, AP, AFP, Reuters, sid, EPD)