Tag Nosu!

Zwischen "Rassismus" und "Vorurteil" gibt es einen ganz wesentlichen Unterschied: "Rassismus" wird normalerweise als eindeutig negative Einstellung oder Handlung verstanden, bei einem "Vorurteil" ist das zumindest nicht eindeutig. Mir ist klar, dass es viele Leute negativ sehen, wenn jemand zugibt, sich von Vorurteilen leiten zu lassen, aber ich sehe das anders.
Wenn ich auf einer Speisekarte "Ente" sehe, dann habe ich das Vorurteil, dass das gut schmecken wird, noch bevor ich die Ente überhaupt persönlich kennengelernt habe. Vorurteile sind seit jeher überlebensnotwendig: Wenn der steinzeitliche Jäger und Sammler nicht Vorurteile gegenüber gewissen Pflanzen gehabt hätte. dann hätte er sich vergiftet.
Ins Negative werden Vorurteile meistens gezogen, wenn es um Menschen geht, das wird dann von manchen Leuten gerne als schwache Form des Rassismus' gesehen. Das ist es aber nach meiner Auffassung nicht, weil dabei eben die Abwertung der Person fehlt.
Natürlich gibt es für negative Vorurteile jede Menge Beispiele, aber es ist nicht eindeutig, weil es -im Gegensatz zum Rassismus- auch andersrum geht: Wenn ich unterstelle, dass ein x-beliebiger Japaner, den ich irgendwo sehe, intelligenter ist als die meisten Deutschen und irgendeine lustige Kampfsportart beherrscht, dann ist das nicht abwertend, sondern ein positives Vorurteil über seine Fähigkeiten. Wenn ich im Fernsehen einen Menschen mit extrem starker Pigmentierung im Urwald sehe, und bei ihm vermute, dass er über weniger messbare Intelligenz verfügt als ein durchschnittlicher Deutscher, dann ist das ein negatives Vorurteil, das aber nur gegenüber einer bei ihm vermuteten Eigenschaft abwertend ist, nicht abwertend gegenüber seiner Persönlichkeit, weil ich den Wert einer Persönlichkeit nicht nach ihrer Intelligenz beurteile, sondern, wenn überhaupt, nach ihrem Sozialverhalten. Ich glaube nicht, dass man das als Rassismus bezeichnen kann.
(P.S. das habe ich nachträglich eingefügt, um zu verdeutlichen, was ich meine, weil es vielleicht Leute gibt, die Intelligenz für einen Maßstab für den Wert einer Persönlichkeit halten: Wenn ich im Fernsehen einen Menschen mit extrem starker Pigmentierung und einem Speer im Urwald sehe, dann vermute ich, dass er nicht so gut autofahren kann wie ich. Ich vermute dann aber auch, dass er mit einem Speer besser umgehen kann als ich. Ich glaube nicht, dass man das als Rassismus bezeichnen kann.)
"Der SPD-Sportpolitiker Michael Schmidt fordert eine Abkehr..." dann denke ich ungefähr: "Das passt aber garnicht zu seiner Parteizugehörigkeit"
"Der SPD-Sportpolitiker Shlomo Rosenkrantz fordert eine Abkehr..." -> "Ich dachte, bei den Juden gäbe es seit dem 3. Reich keine deutschen Patrioten mehr, haben sie dem nichts über den Holocaust beigebracht?"
Auch in dem Fall mit dem Herrn, dem ich unterstelle, jüdischen Glaubens zu sein, ist das keine Abwertung seiner Person, sondern eine wertfreie Meinung zu typischen Eigenschaften, in dem Fall Denkweisen, von Juden. Generell zu leugnen dass für bestimmte Personengruppen manche Verhaltens- und Denkweisen typisch sind, also besonders oft auftreten, halte ich für eine ideologische Verirrung. Obwohl es ein Vorurteil ist, bin ich der festen Überzeugung, dass sich Frauen öfter schminken als Männer.
Tschüß!
grunzquiek
"Es gibt so Tage, da wehen einen die Urfragen der Menschheit an.
Was ist der Mensch? Wo kommt er her? Und warum ist er nicht dort geblieben?"
(Matthias Beltz, Skat- und Bierforscher, Autor, Jurist, Kabarettist)