Kartenverrat?

Fragen zur ISkO

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Kartenverrat?

Beitragvon ohne 11 » 3. Nov 2006 15:22

Hallo Profis,

folgendes Beispiel stellt mich vor die Frage, ob ein Grandouvert gespielt werden muß oder sozusagen anerkannt wird.

Nachdem VH sofort passte, kam HH nach gebotenen 24 ans Spiel und legte diese Karten zum Grandouvert auf den Tisch.

krbu pibu kras kr10 pias pi10 heas he10 kaas ka10

MH, die einen Null anreizte sieht in folgende Karte.

hebu kabu piko pida pi08 pi09 he08 he07 ka08 ka07

Legte MH nun die Karten auf den Tisch, oder machte irgendwelche Andeutungen zum Verlust für den AS, hätte dieser doch sofort gewonnen.
Ich erlebe immer wieder, daß Spiele hier von den GS abgekürzt werden.

Man stelle sich VH Karten vor

krko krda kr09 heko heda he09 kako kada ka09 pi07


Hier ist es noch eindeutig in welchem Dilemma sich VH befindet, aber ich meine bei jedem dieser gearteten Grandouverts muß doch wenigstens der 1. Stich gespielt werden. Meistens zeigt ein GS aber die Karte und damit ist der Grandouvert m.E. immer gewonnen.

Habe ich die Regeln fehlinterpretiert?

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Beitragvon Skatkommentator » 4. Nov 2006 01:53

Grundsätzlich muss jedes Spiel (zu Ende) gespielt werden (4.3.1 S. 1 ISkO). Ausnahmen sind Spielaufgaben (inklusive offenem Hinwerfen der Karten) und Regelverstöße. Gibt ein Gegenspieler das Spiel auf, hat der Alleinspieler sein Spiel wegen der gemeinsamen Haftung der Mitglieder der Gegenpartei (3.5.2, 4.3.3 ISkO) gewonnen. Dies ist natürlich auch dann der Fall, wenn ein Mitglied der Gegenpartei, insbesondere ein Gegenspieler, vor Spielentscheidung einen Regelverstoß begeht. Beides gilt selbstverständlich auch für den "Grand Ouvert".

Beim "Grand Ouvert" haben die Gegenspieler demnach folgende "Möglichkeiten", um dem Alleinspieler zum Sieg zu verhelfen:

1. Sie geben das Spiel (verbal artikuliert) auf.

2. Einer von ihnen wirft seine Karten offen hin.

3. Einer von ihnen begeht einen Regelverstoß, insbesondere durch Kartenverrat.

Wenn Mittelhand im vorliegenden Fall ihre Karten vorzeigt oder in sonstiger Weise verrät (z. B. "Ich kann in Kreuz einstechen!"), hat der Alleinspieler sein Spiel gemäß 4.2.9, 4.1.4 ISkO gewonnen. Mittelhand kann sich beim Vorzeigen der Karten auch nicht auf eine Spielabkürzung berufen, da Vorhand erst durch die Karteneinsicht sicher weiß, wie das Spiel umzubiegen ist.

Vorhand muss also ohne fremde Hilfe erraten, ob der Alleinspieler nun in Kreuz, Herz oder Karo zwei Karten gedrückt hat. Spielt sie eine Kreuz-Karte aus, die Mittelhand sticht, dann hat der Alleinspieler seinen "Grand Ouvert" verloren.

Ich missgönne ja niemandem so einen tollen "Grand Ouvert", aber wenn Vorhand nicht wenigstens versucht, dieses Spiel umzubiegen, gehört sie in die Skat-Grundschule strafversetzt.
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