Regelfrage

[chrisdanny]

hi,

Folgender Sachverhalt:

ich sitze in VH und MH reizt 35, die ich halte. Danach steigt sie aus. HH erhöht auf 36. Ich "verklicke" mich (real übersetzt "verspreche" mich) und passe (versehentlich), obwohl ich ja eigentlich weiter reizen wollte.

Es kommt wie es kommen muss. HH spielt Kreuz. Ich habe 6 dagegen.

Nun packt mich das schlechte Gewissen und ich schreibe in den Chat: "Ich habe mich verklickt, wollte weiter reizen, ich möchte dir das Spiel schenken, du kannst es nicht gewinnen."

1. Ist so etwas erlaubt? (Konsequenzen?)
2. Mein Partner ist aufgebracht und sagt, dass das nicht geht, da absichtliches Falschspielen unsportlich wäre und ich dafür bestraft werden könne und schließlich entgingen ihm so evtl. 40 Punkte.
3. Nun spiele ich "normal". Aufgrund des Kartensitzes verliert der AS mit Pauken und Trompeten.
4. Dieser sagt nun: Das war kartenverrat! Er beansprucht den Spielgewinn.

Wie ist die rechtliche Bewertung der Gesamtsituation?

gruß
chrisdanny

[Olleicke]

Vorab: Ich bin kein Spezialist, kenne die Regeln kaum, entscheide nur nach Bauchgefühl!

Zu 1. Ganz bestimmt nicht erlaubt! Konsequenz dürfte sofortiger Spielgewinn für den AS sein.

Zu 2. Da gebe ich deinem Partner völlig Recht. Ich als Schiri würde dir ein Verwarnung erteilen.

Zu 3. Das hättest du gleich tun sollen!

Zu 4. Ich finde, der AS hat seine Chance vertan. Ja, es war Kartenverrat. Aber dadurch, dass der AS dies nicht sofort gerügt hat, hat er seine diesbezüglichen Rechte aufgegeben. Man kann nicht erst einmal ausprobieren, ob man das Spiel am Tisch gewinnt, und dann auf Regelverstoß pochen. Das hätte sofort passieren müssen.

Soweit meine - wirklich unmaßgebliche - Meinung. Ich hoffe, die Experten werden mich korrigieren oder durch entsprechende Regelpunkte (Paragraphen sind es nicht, wie man mir erklärt hat) untermauern.

Gruß,
Olleicke

[todo]

Punkt 4.2.9 regelt den sog. Kartenverrat:
"Alle Mitspieler haben sich jeglicher Äußerungen zu enthalten, die geignet sind, die Karten zu verraten oder den Spielverlauf zu beeinträchtigen."

Die Beweisschwelle für "Kartenverrat" ist also gering angesetzt. Eine Partei muß demzufolge nicht beweisen, daß der Kartenstand verraten worden sei. Wenn es wahrscheinlich ist, genügt dies normalerweise (natürlich unter Einbeziehung der verbalen Äußerungen -- Einzelfallentscheidung).

Die Worte "ich wollte weiter reizen, du kannst nicht gewinnen" könnten geeignet sein, den Partner vorzuwarnen bzw. dazu zu veranlassen, seine Vollen zu schonen und für Trumpfstiche aufzuheben.

Aus anderen Punkten geht hervor, daß Regelverstöße unverzüglich reklamiert werden müssen. Eine Ausnahme macht hier nur falsches Bedienen. Dies kann manchmal erst in den letzten/ im letzten Stich erkannt werden.

[Ast]

Olleicke sprach wahr!

[Skatfuchs]

Hallo chrisdanny,

das du die 36 von MH nicht gehalten hast, ist legitim und ergibt sich aus taktischen Gründen!
Da brauchst du auch keine Schuldgefühle zu haben, wenn jemand sein Blatt ausreizt und du eben nicht!
In jedem Falle ist es nicht unfair und du brauchst niemanden etwas zu schenken, was es ohnehin nicht gibt!
Höchstens ist eine Spielaufgabe denkbar, doch dann haust du deinem MS so richtig in die Pfanne, was auch unfair ist!
Anonsten hat olleicke wohl alles gesagt, was ich vollinhaltlich unterstütze!