Spielabkürzung oder falsch bedient?

Fragen zur ISkO

Moderator: Taronga

Spielabkürzung oder falsch bedient?

Beitragvon todo » 20. Mai 2006 13:05

Folgenden Streitfall gab es beim letzten Klubabend an meinem Tisch. Es sind 8 Stiche gespielt, Trumpf ist Kreuz. Es spielt Mittelhand, der mehr als 60 Augen erreichen wird, wenn er die Stiche 9 + 10 einfährt:

ka07 ka08 (Vorhand [GS])

kr08 kaas Alleinspieler (Kreuz)

ka09 ka10 (Hinterhand [GS])

Der GS in Vorhand spielt Karo-7 aus, MH läßt die Kreuz-8 darauf fallen und legt 1 Sekunde danach auch das Karo-As daneben und meint: "Ich kriege ja den Rest". In dem Moment, als er die höchste Karokarte daneben legt, hat Hinterhand die Karolusche bereits bedient.

Der Kartengeber rügt den Vorgang und sagt zu MH, so ginge es aber nicht. MH erwidert, die Zugabe der Kreuz-8 sei unerheblich.

Er kriege ja eh' den gesamten Rest.

Er habe das Spiel abkürzen wollen. Der Kartengeber ruft einen Schiedsrichter. Was meint ihr, wie ist zu entscheiden? Legitime Spielabkürzung?? Oder falsch bedient??
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Beitragvon MacGp » 20. Mai 2006 15:37

Kartengeber lebenslang aus dem Klub ausschließen.
Mehr ist dazu nicht zu sagen
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Beitragvon chrisdanny » 20. Mai 2006 15:40

hi todo,

"leider" ist das Spiel für den Alleinspieler verloren.

"4.2.3 Hat jemand eine ausgespielte Farbe oder geforderten Trumpf nicht bedient, obwohl es möglich war, gilt das als falsches Bedienen. In diesem Fall ist das Spiel sofort beendet und nach den Bestimmungen 4.1.3 bis 4.1.6 zu entscheiden. Wird Weiterspielen verlangt, ist der Fehler zu berichtigen."

"4.1.4 Hat jemand vor der Spielentscheidung unberechtigt ausgespielt oder einen anderen Regelverstoß begangen, ist das Spiel für die schuldige Partei in der Stufe einfach (nicht Schneider oder Schwarz) verloren."

Der AS hatte nun mal leider zum zeitpunkt des Regelversoßes noch keine 61 Augen. Er hat also vor der Spielentscheidung den Regelverstoß begangen. Es ist hierbei unerheblich, ob - ohne begehung eines Verstoßes - das Spiel für den Alleinspieler theoretisch sowieso nicht mehr zu verlieren gewesen wäre. Ebenfalls ändert sein Argumentation, er wolle das Spiel abkürzen, hieran nichts. Hierzu hätte er nämlich beide Karten auf den Tisch legen müssen, da dies das Indiz dafür ist, dass er alle Stiche machen will und nicht sein bloßes Wort (im Nachhinein). Ob es - sofern der 3. Spieler seine Karte noch nicht zugegeben hätte - erheblich ist, ob man beide karten gleichzeitig oder auch nacheinander hinlegen darf, vermag ich allerdings nicht zu sagen, würde mich sehr interessieren.

(übrigens, todo, deine beiträge sind immer sehr interessant!)
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Beitragvon ThomAss » 3. Okt 2006 18:02

In Anlehnung an diesen Beitrag nochmal eine Frage.

Nachdem achten Stich sitzt der AS in HH und hält noch in der Hand pias piko. Er braucht beide Stiche um sein Spiel zu gewinnen, die Trümpfe sind raus Kreuz wird gespielt der Sitz der Pik Zehn ist unklar. VH kann nur noch mit Pik kommen. Also Pik kommt auf den Tisch MH bedient. Unglücklicherweise fällt dem AS sein Pik Ass aus der Hand. Gilt dies als Bedienen oder darf er die Karte zurücknehmen, um Pik König zu legen??? Die GS plädieren auf Spielverlust.

Der gerufene Schiedsrichter entscheidet auf Sieg des AS, da er beliebig viele Karten zeigen darf.

Da die Situation ähnlich ist wie in Todos Beitrag hänge ich ihn hier mal an. Ich müsste nun ja davon ausgehen, dass das Spiel auch in diesem Fall für den AS verloren ist.

Ist die Entscheidung des SChiedsrichter so richtig gewesen???



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Beitragvon Skatkommentator » 3. Okt 2006 18:44

Entscheidend ist, ob ein Fall von 4.1.9 S. 2, S. 3 ISkO vorliegt: "Der Alleinspieler ist berechtigt, versehentlich herausgefallene Karten ohne spielrechtliche Folgen wieder aufzunehmen. Er darf auch vorgezogene und sichtbar gewordene Karten zurücknehmen (Vorteil für die Gegenspieler)."

Im Hinblick auf diesen Aspekt ist nicht nur die neue Variante von dir, ThomAss, zu uberprüfen, sondern auch der Ausgangsfall von todo. Ist dem Alleinspieler kr08 bzw. pias versehentlich herausgefallen, kann er diese Karte wieder aufnehmen und stattdessen eine andere spielen oder auch eine Spielabkürzung vornehmen. Es geht allerdings nicht, dass der Alleinspieler erst eine Karte legt (und damit falsch bedient) und dann auf einmal seine restlichen Karten vorzeigt und sagt "Egal, ich kriege ohnehin den Rest". In dem Fall hat der Alleinspieler, sofern vor Spielentscheidung falsch bedient, sein Spiel gemäß 4.2.3 S. 1, S. 2, 4.1.4 ISkO verloren.

In beiden Fällen muss der Alleinspieler sofort klarstellen, dass ihm seine Karte versehentlich herausgefallen ist. In todos Beispiel ist das nicht der Fall (bzw. glaubt dem Alleinspieler das kein Mensch), da eine versehentlich herausgefallene Karte in der Regel nicht auf dem Stich landet. Anders hingegen bei deinem Beispiel, ThomAss, wo die Karte anscheinend wirklich nur versehentlich herausgefallen (und damit nicht auf dem Stich gelandet) ist. Der Alleinspieler darf sie - nach der Klarstellung, dass sie versehentlich herausgefallen ist - wieder aufnehmen und anschließend eine Spielabkürzung durchführen, mit der er alle Reststiche macht und sein Spiel gewinnt.
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