In meinen Augen läuft es im Moment falsch

Fragen zur ISkO

Moderator: Taronga

In meinen Augen läuft es im Moment falsch

Beitragvon Ast » 19. Dez 2007 13:50

Moin!

Ich bin zwar Schiri, aber doch von der aktuellen Situation genervt.

Die ganzen Gerichtsentscheidungen bringen die Schiritätigkeit in meinen Augen in die falsche Richtung. Irgendwann laufen alle Schiris mit der Sammlung von Entscheidungen auf die Skatveranstaltungen, damit sie ja nicht anders entscheiden, als das Skatgericht!
Ist dieses sinnvoll?
Ich hatte mal gelernt, dass es als Schiri nur wichtig sei, seine Entscheidung nach der ISKO begründen zu können. Daher könnten bei gleichen Fällen unterschiedliche Entscheidungen getroffen werden. Auf einer Skatveranstaltung gibt es dann immer noch die Möglichkeit das Schiedsgericht anzurufen.

Wäre dieses Vorgehen nicht sinnvoller?

Gruß
Andreas
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Beitragvon Skatkommentator » 20. Dez 2007 01:04

Meine Meinung zu diesem Thema kennst du sicher, Andreas. Ich bin dafür, dass gleiche Fälle gleich entschieden werden, um für Rechtssicherheit und Chancengleichheit zu sorgen. Du willst doch sicher auch nicht, dass zahlreiche Schiedsrichterentscheidungen bis zum ISkG hochgetrieben werden, weil ein betroffener Spieler weiß, dass der gleiche Fall auf einem anderen Turnier anders entschieden wurde, oder? In letzter Konsequenz entstünde dadurch nur mehr Arbeit für das ISkG, das wiederum besagte Fälle im Sinne der Einheitlichkeit anders entscheiden müsste. Allerdings glaube ich nicht, dass sich hierüber viele Schiedsrichter Gedanken machen, wenn man bedenkt, wie wenig Schiedsrichter sich aktiv in den Regelforen beteiligen.

Was den Wissenstand der Schiedsrichter angeht, so müssen diese, soweit ich weiß, ohnehin schon im Eigeninteresse jede veröffentliche Entscheidung des ISkG beherrschen, um die Schiedsrichterprüfungen bestehen zu können. Es dürfte also eher selten vorkommen, dass ein Schiedsrichter einen Fall, der vom ISkG entschieden wurde, in Unkenntnis dieses Umstandes anders entscheidet. Und noch seltener dürfte es passieren, dass ein bislang noch nicht vom ISkG entschiedener Fall von zwei Schiedsrichtern unterschiedlich beurteilt wird, und zwar allein aus dem Grund, dass es nicht viele Fälle dieser Art gibt und diese oft absurde Konstellationen betreffen.

Viel schlimmer finde ich diesen unveröffentlichten Insiderkram, dessen Unkenntnis Leute wie mich immer wie vermeintliche Amateure und Ahnungslose aussehen lässt.
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Beitragvon Chevalier » 20. Dez 2007 06:30

Ja Ast, das ist ein Problem.

Die Entscheidungen des ISkG genießen in etwa den gleichen Stellenwert wie die Bestimmungen der Skatordnung.

Wenn der Schiri eine Entscheidung des ISkG kennt, die auf seinen aktuellen Fall zutrifft, dann muss er sie bei seiner Entscheidung berücksichtigen, d.h. anwenden.

Kennt er sie nicht (man kann nicht alles wissen), dann muss er nach der Skatordnung und seinem gesunden Verstand entscheiden...
In der dienstlichen Beurteilung eines Polizeibeamten (soll aus den 60er Jahren stammen) soll einmal zu lesen gewesen sein "Seine Rechtsunkenntnis kam ihm bei der praktischen Erledigung seiner Arbeit sehr zugute". 8)

Allein daraus folgt, dass der Wunsch des Kommentators (gleiche Fälle werden stets gleich entschieden) ein Wunsch bleiben wird. Dazu bräuchten wir nämlich gleiche Schiedsrichter. Die (Aus-)Bildung der Schiris und die Aufforderung an dieselben, sich bei der Entscheidungen des ISkG ständig auf dem Laufenden zu halten, soll dazu beitragen, dass man diesem Ideal möglichst nahe kommt.

Die Vielzahl von Entscheidungen macht dieses Unterfangen zunehmend schwieriger.

In einem anderen Forum habe ich geschrieben, dass es vielleicht an der Zeit wäre, die Skatordnung strukturell neu aufzubauen, und dabei die Entscheidungen des ISkG zu berücksichtigen. Durch Straffung, Logik im Aufbau und Präzision in der Formulierung könnte vieles vereinfacht werden = Leichter zu verstehen für alle Skatfreunde, und leichter anzuwenden für die Schiris.
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Beitragvon Ast » 21. Dez 2007 11:23

Bei mir bewirkt diese Vielzahl von Entscheidungen des Skatgerichtes nämlich, dass ich schon keine Lust mehr habe, weiterhin Schiedsrichter zu sein, da ich in meinen Möglichkeiten immer mehr beschränkt werde.

Vielleicht sollte eine Institution die Regeln entwerfen, es Schiedsrichter und Schiedsgerichte geben und Einsprüche gegen diese Entscheidung von einer unabhängigen Stelle entschieden werden, welche ähnlich wie das Verbandsgericht angerufen wird.

Dieses hätte zur Folge, dass es keine Grundsatzentscheidungen mehr gibt und das Gericht nur noch entscheidet, ob die vorher gefällte Entscheidung in Einklang mit den Regeln steht. Dann könnte ein und der selbe Fall auch mit unterschiedlichem Schiedsrichterspruch(fadenscheiniges Recht-unerlaubte Spielabkürzung) jeweils vom Gericht bestätigt werden.

Die Schiedsrichterobleute haben dann mit Aus- und Fortbildungen dafür zu sorgen, dass die Schiedsrichter ihre Entscheidungen nach der ISKO vernünftig treffen. Dafür wäre wirklich ein Protokoll der ergangenen Entscheidungen eins Schiedsrichters für den Schiriobmann hilfreich.

Gruß
Andreas
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Regeln und Prinzip

Beitragvon John » 21. Dez 2007 14:39

Hallo Ast, ich möchte dir voll zustimmen.
Ein ganz entscheidender Gesichtspunkt ist dabei eben der für mich, dass
Regeln - und ihre Ausdeutung - auch nach den Grundgedanken des ISKG, jedenfalls nach meiner Vermutung, eben nicht eine verselbständigte Bedeutung haben, sondern der Sache, sprich einem vernünftigen, fairen Skatspiel dienen sollen. Und sture Einhaltung missverständlicher und ungenauer Paragraphen, bzw. die Dogmatisierung dieser nach Auslegung des ISKG auch in konstruierten Fallbeispielen, bedeutet nichts anderes als dass wir Schiris uns zu Sklaven einer subjektiven Ausdeutung von Urteilen machen, die selbst nichts anderes sind, als eben Entscheidungen im Sinne von dem, was du meinst. Hier gewinnt eben auch die Überlegung nach dem Vorteil/Nachteil-Prinzip durchaus wieder ihre Berechtigung. Muss wirklich ein AS ein ansonsten ungewinnbares Spiel regelkonform zugesprochen bekommen, nur weil ein GS eine Karte ohne jede Beeinflussung evtl. etwas zu früh vorgezeigt hat? Ein Regelbuchstabenfetischist muss dies bejahen, ein
selbständig, aber durchaus im Sinne des Geistes der ISKG denkender Schiri auch?

Schönes Wochenende!

John
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Beitragvon Karlzberg » 21. Dez 2007 14:56

Chevalier hat geschrieben:In einem anderen Forum habe ich geschrieben, dass es vielleicht an der Zeit wäre, die Skatordnung strukturell neu aufzubauen, und dabei die Entscheidungen des ISkG zu berücksichtigen. Durch Straffung, Logik im Aufbau und Präzision in der Formulierung könnte vieles vereinfacht werden = Leichter zu verstehen für alle Skatfreunde, und leichter anzuwenden für die Schiris.



dies halte ich persönlich für den besten ansatz.
ist aber ein generelles problem in deutschland, dass irgendwelche gesetze nicht gestrafft, sondern ständig nur ergänzt werden. das geht solange (falls man nicht schon am enstprechenden punkt angekommen ist), dass irgendwann kein mensch mehr wirklich alle regeln kennen kann, solange er nicht gewinner der gedächtnisweltmeisterschaft ist.

überhaupt bedenklich finde ich es schon, dass prinzipiell viele turniere erst endgültig nach einigen wochen am grünen tisch entschieden werden können, da ein streitfall noch vor gericht muss.
skat will doch immer wieder gerne als richtige sportart angesehen werden und am liebsten gar mit in die liste der olympischen spiele aufgenomen werden.
wie soll das denn vonstatten gehen, wenn selbst ein dorfturnier schon vors skatgericht gehen kann?

nimmt man andre sportarten zum vergleich (z.b. fußball), so sieht man, dass auch dort nicht alle schirientscheidungen absolut korrekt sind (sein können). dennoch werden die entscheidungen dort sofort getroffen und bleiben dann auch bestehen.
warum nicht also auch im skat?
gez.: Das einzig wahre Bier
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