Abgelenkter Schiedsrichter

Fragen zur ISkO

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Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon mr.kite » 8. Mär 2024 11:15

Hier ein Fall, der sich (fast) so ereignet hat. MH und VH reizen, während HH in seine Karten - oder Gedanken - vertieft ist. MH passt bei 22, und VH nimmt den Skat auf.
HH fragt: wie weit sind wir?
MH: Bei 22
HH: Danke. 23!
VH: (leicht irritiert): hab ich
HH: Passe
Der KG ist nicht einverstanden und ruft den Schiedsrichter (der in HH sitzt, aber das ist eine andere Geschichte).
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon Carpe noctem » 8. Mär 2024 12:26

Ist das nicht sehr einfach?
So als Laie würde ich klar sagen
Der erste Regelbruch kam von VH er hat den Skat aufgenommen ohne dass das Reizen beendet war.
Nun müsste man VH doch eigentlich vom Reizen ausschließen und das ganze Reizen wiederholen. Zumindest für mich wäre das hier eindeutig (als nicht Schiedsrichter)
Bin mal gespannt welche Tücken mir hier entgehen, eventuell das der KG den Schiedsrichter ruft? Macht das irgendwie einen Unterschied?
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon Skatfuchs » 8. Mär 2024 14:49

Hallo,

der Fall ist im Punkt 3.3.9 der ISKO eindeutig geregelt:
Hat ein Spieler vor Beendigung des Reizens den Skat eingesehen oder aufgenommen oder die Karten eines Mitspielers unberechtigt eingesehen, ist er
vom weiteren Reizen auszuschließen. Außerdem sind die beiden anderen Spieler nicht mehr an ihr Reizgebot gebunden. Sie können einpassen oder
neu reizen.
Das gilt auch, wenn der Kartengeber oder ein anderer Mitspieler den Skat vor Beendigung des Reizens eingesehen hat. Spieler, die vor
Abgabe eines Reizgebotes gepasst haben, dürfen nicht am neuen Reizvorgang teilnehmen.

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob HH abgelenkt war.
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon mr.kite » 11. Mär 2024 10:53

Niemand mit einer anderen Ansicht?
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon mr.kite » 12. Mär 2024 14:48

Ok, dann mach ich es eben selber 8)

Die einschlägige Norm ist nicht, wie angedeutet, 3.3.9 - sondern 3.3.10:
Hat nach beendetem Reizen nur die Gegenpartei [...]. Hat nur der Alleinspieler die unrichtige Kartenanzahl, hat er ein Spiel verloren.

Das Reizen ist beendet, da MH und HH gepasst haben. Es gibt nach beendetem Reizen keine Rückkehr mehr in den Reizvorgang. VH hat ein Spiel verloren. Vergleichsfall wäre unter anderem Anfrage 4 zu 3.3.10 aus der aktuellen Skatordnung:

Anfrage 4:
Mittelhand passt, Hinterhand sagt Vorhand 18 und Vorhand passt auch. Hinterhand will den Skat aufnehmen und bemerkt, dass sie ihn schon aufgenommen hat. Ein Ziehen von zwei Karten bringt nichts, da Mittelhand und Vorhand gepasst haben. Hinterhand ist vom Reizen ausgeschlossen, deshalb haben wir entschieden, dass der Nächste gibt. Ist das in Ordnung ?

Antwort:
Die Entscheidung, das Spiel als eingepasst zu werten und die Karten vom nächsten Kartengeber neu verteilen zu lassen, war falsch. Ein Schiedsrichter (oder die Turnierleitung) hat zu entscheiden, welches Spiel unter Berücksichtigung des letzten Reizwertes und der Anzahl der vorhandenen oder fehlenden Spitzen dem Alleinspieler als verloren abgeschrieben wird. Die Bestimmung ISkO 3.3.10 wurde auf dem XXX. Deutschen Skatkongress am 20.11.2010 in Hannover dahingehend geändert, dass nach beendetem Reizen die Partei mit der falschen Anzahl von Handkarten ein Spiel verloren hat. In dem oben genannten Fall haben die beiden Gegenspieler die richtige (zehn) Anzahl von Handkarten und der Alleinspieler (Hinterhand) eine falsche (zwölf) Anzahl. Aus diesem Grund muss ein Schiedsrichter entscheiden, welches Spiel aus vernünftigen Gründen unter Zugrundelegung des letzten Reizwertes und der Anzahl der vorhandenen oder fehlenden Spitzen dem Alleinspieler als verloren abgeschrieben wird.
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon mr.kite » 12. Mär 2024 14:58

P.S.: Im Original war der Schiedsrichter in HH natürlich nicht abgelenkt und hat nicht gepasst, sondern vorher für eine Korrektur der Verhältnisse gesorgt. Und nach dem Neureizen das Spiel auch bekommen und gewonnen 8)
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon Skatfuchs » 12. Mär 2024 15:14

Hallo,

du schreibst aber:
MH passt bei 22, und VH nimmt den Skat auf.
Also war das Reizen noch nicht beendet. Oder meinst du, dass er den Skat nur aufnehmen wollte, aber nicht eingesehen hat?
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon mr.kite » 12. Mär 2024 15:26

"MH passt bei 22, und VH nimmt den Skat auf."
In dem Moment wäre es 3.3.9. Dafür muss aber ein Mitspieler rechtzeitig reklamieren.
Sobald aber HH auch passt, ist das vorbei. Dann sind wir im Bereich des 3.3.10 und es geht nurnoch darum, was mit VH passiert (gewonnen oder verloren).
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon Skatfuchs » 12. Mär 2024 21:18

Hallo,

praktisch sind ja bei dem Fall zwischen der Skateinsicht und dem Passen nur wenige Sekunden vergangen. Es würde dann 3.3.11 greifen:

Wird nach beendetem Reizen festgestellt, dass der Skat vor Beendigung des Reizens aufgedeckt
worden ist, muss der Alleinspieler entscheiden, ob er spielen oder einpassen will.
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Re: Abgelenkter Schiedsrichter

Beitragvon mr.kite » 13. Mär 2024 08:51

Aufgedeckt bedeutet, dass der Skat für alle sichtbar ist. Typischweise der Fall, wo eine Karte aus dem Skat offen am Boden liegt, dies aber erst nach dem Reizen auffällt. Hier hat nun der AS einen Nachteil, da die GP eine seiner Karten kennt. Daher hat er das Recht, vom Reizen zurückzutreten und einzupassen. Gewonnen hat er nicht, weil die GP keinen Regelverstoß begangen hat.
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