Zu wenig Karten

Fragen zur ISkO

Moderator: Taronga

Zu wenig Karten

Beitragvon AndreasHL » 29. Feb 2024 20:22

Hallo,

ich steh im Moment auf dem Schlauch, sollte die Antwort eigentlich wissen. Folgendes hat sich beim Preisskat zugetragen:

Spieler C ist Alleinspieler. Nach dem 9. Stich stellt Spieler B plötzlich fest, dass er keine Karte mehr hat. Die anderen Spieler haben korrekt 10 Karten.

Punktestand nach dem 9. Stich: C (AS) 50 Augen, Gegenspiel 55 Augen, auf dem Boden lag eine 10, die C nicht hätte stechen können.

Der Skatfreund B ist schon recht betagt, eine Suche ergab, dass die fehlende Karte neben seinem Stuhl lag.

Nun, die Situation stellt sich so dar: hätte B die fehlende Karte ausgespielt bzw. ausspielen können, hätte C verloren. Nun verlangt C Spielgewinn.

Nach meiner Meinung hätte B seine Karten zählen müssen. Hat er nicht, also müsste ihm das Spiel als verloren angeschrieben werden. So wäre meine Entscheidung gewesen. Denn jeder ist verpflichtet, die Kartenanzahl zu prüfen. Richtig?

Die Krokodilstränen meiner lieben Mitspieler waren für mich nur Theaterdonner. Der Eine will gewinnen, der andere keine Minuspunkte angeschrieben bekommen.

War sowieso keine schöne Runde, es wurde ganz schön fies gemauert. Es hat mich geärgert, wie sehr da mit "ich armer alter Mensch" und "das sehen wird nicht so eng" (ich mache bei diesem Preisskat noch nicht lange mit) argumentiert wird, aber wenn es um die Punkte geht, dann sind die lieben Mitspieler auf einmal ziemlich hart und egoistisch. Dieses Mauern habe ich zum Glück bei einem anderen Preisskat schon lange nicht mehr erlebt.

Viele Grüße

Andreas
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Re: Zu wenig Karten

Beitragvon Primrose » 1. Mär 2024 01:28

Puh. Er könnte ja auch fix behaupten, sie sei ihm gerade erst runtergefallen. Dann dürfte er sie wohl ausspielen. Da tu ich mich gerade noch schwer!
Deutschlands bester Vorhandgeber. :)
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Re: Zu wenig Karten

Beitragvon mr.kite » 1. Mär 2024 10:23

Die Sache ist recht einfach. Nach 9 Stichen ist die korrekte Resthandkartenanzahl 1. Der Alleinspieler hat genau eine Karte, ein Gegenspieler nicht. Also hat der Alleinspieler als einzig fehlerfreie Partei gewonnen. Dabei ist vollkommen egal, wie es zu der unkorrekten Kartenzahl gekommen ist.

Schwieriger wäre die Situation, wenn die Gegenpartei schon vor dem 9. Stich 60 Augen oder mehr eingefahren hätte. Meistens wird man auch hier dem Alleinspieler das Spiel gutschreiben, weil die Gegenpartei in der Nachweispflicht gesehen wird, dass der (unbestreitbare) Regelverstoß erst nach Spielentscheidung geschehen ist.
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Re: Zu wenig Karten

Beitragvon Hulsch » 1. Mär 2024 13:13

Mr. Kite hat es korrekt erklärt.

Ich sehe es aber auch wenn schon 60 erreicht wurde als klar an, das der AS das Spiel gewonnen angeschrieben bekommt.

Ein verlorenes Spiel (für die Gegenpartei) kann nicht mehr gewonnen werden.

meine 2 ct

Hulsch
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Re: Zu wenig Karten

Beitragvon Schelldaus » 1. Mär 2024 13:27

Geht man systematisch die Skatordnung durch, ist die Entscheidung recht eindeutig.

3.2.11 - Jeder muss nach beendetem Geben seine Karten zählen und ein unrichtige Verteilung vor Beendigung des Reizens melden.

Dies ist in dem Fall nicht erfolgt, damit muss ein SR davon ausgehen, dass die Karten ordnungsgemäß verteilt wurden. Da man sich im Spiel befindet, als die unrichtige Kartenanzahl festgestellt wird, kommt gemäß ISKO der Punkt 4 - die Spieldurchführung zum Tragen. Und genau hier ist das Vorgehen für den beschriebenen Fall festgesetzt.

4.2.6 - Besitzt ein Spieler trotz ordnungsgemäßer Kartenverteilung im Laufe des Spiels zu wenig oder zu viel Karten, weil er fehlerhaft gedrückt, doppelt bzw. nicht zugegeben oder es in irgendeiner anderen Form verschuldet hat, ist das Spiel zugunsten der Partei mit der richtigen Anzahl von Karten entsprechend den Bestimmungen 4.1.3 bis 4.1.6 beendet.

Die ISKO macht es hier dem SR glücklicherweise sehr leicht. "... oder es in irgendeiner anderen Form verschuldet hat", damit ist selbst das Herunterfallen einer Karte auf dem Boden eingeschlossen. Denn selbst wenn alle gesehen haben, dass eine Karte aus Versehen auf den Boden herabgefallen ist. Wer genau bestätigt, dass diese nicht mit der Bildseite nach oben lag oder dass der Mitspieler im Fallen nicht erkennen konnte, um welche Karte es sich handelt? Wenn hier am Tisch keine Einigkeit besteht, dann gibt Punkt 4.2.6 eine ganz klare Entscheidungsvorlage.
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Re: Zu wenig Karten

Beitragvon mannikr » 4. Mär 2024 10:53

Ich sehe es auch so, Partei mit der richtigen Anzahl der Punkte hat gewonnen, ohne wenn (...die GP schon 60 hat) und aber (...es wurde immer richtig bedient).

Fakt ist, wie es Schelldaus schon sagte, beide § sind eindeutig.
Somit immer klarer Spielgewinn für die Partei mit der richtigen Anzahl an Karten.
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