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Der kürzeste ..............

BeitragVerfasst: 21. Apr 2019 09:52
von John
Schafkopf meines Lebens.

Vielleicht nur zur Unterhaltung gedacht an diesem schönen Ostersonntag - Frohe Ostern allgemein!
Vielleicht aber doch zum Nachdenken für alle, die eine exakte Regelanwendung als Allheilmittel sehen.

Bekanntlich unterscheidet sich der (kurze) Schafkopf vom Skat u.a. dadurch, dass er wegen der größeren Zahl an Standardsituationen schneller gespielt wird. Wer mit Schafkopf gar nichts am Hut hat, denkt sich einfach einen AS in Vh, der nach seiner Ansage nun ausspielt.

Es war vor etwa 40 Jahren. Schafkopf im Zentrum Bayerns in, im Allgemeinen locker gespielt, wobei eine Gruppe es durchsetzen wollte, die lockeren Sitten im Sinne der Treue für ein gedankliches Regelwerk aufzuweichen. Tarif 2 DM /1 DM mit Doppeln, also für damalige Geldbeutel nicht unbedingt billig. Nebenbei: 24. Dezember, Nachmittag.

Also: 1. Spiel. Ausspieler: "Herz Solo", spielt aus, ich habe einen blanken Ober, werfe den ein, der nächste gibt Herz 9. Ausspieler verlangt 6 DM pro Mann. Schneider/Schwarz, Begründung:
Spieler 3 habe vorgeworfen, seine Karte sei vor meinem Ober auf dem Tisch gelandet.

Ich weiß nur noch: sofortiges Ende des Spiels; ob ich bezahlt habe oder nicht, keine Ahnung mehr. Jedenfalls habe ich mit dem nie wieder gespielt. Dem Schafkopfspiel bin ich treu geblieben.

Für mich habe ich damals den Ausdruck "Regelfuzzi" geprägt. Vielleicht kann der eine oder andere Leser hier verstehen, warum dieses Erlebnis mein Denken über Regelanwendung und - umsetzung im Skat beeinflusst hat und ich manche Situationen anders sehe als geprüfte Schiris es tun sollten. Auch als solcher konnte und wollte ich sie nicht anders sehen.

Wers nicht verstehen kann und vor allem den Vergleich der Kartenspiele nicht sehen will oder kann, auch ok. Noch einmal :juggle: :juggle: allen frohe Ostern.

Re: Der kürzeste ..............

BeitragVerfasst: 21. Apr 2019 11:03
von mr.kite
Und wie hat der Schiedsrichter entschieden?

Re: Der kürzeste ..............

BeitragVerfasst: 21. Apr 2019 11:09
von John
War diese Frage jetzt ernst gemeint, Michael?

Welcher Schiedsrichter bitte? Es war ein Privatschafkopf. Und im Hinblick auf Turniere gab es keine Schafkopfschiedsrichter mit Prüfungen; gibt es nebenbei heute immer noch nicht!

Die Tatsache, dass es beim Skat ein schriftlich fixiertes einheitliches Regelwerk sowie Schirilehrgänge und ein Skatgericht gab, hat mich übrigens vom Schafkopf weitgehend weg- und zum Skatspiel hingebracht. Ich werde auch nicht wieder zurückgehen, denn einerseits hat mich der sportliche Aspekt des Skatspiels absolut in seinen Bann gezogen.

Und diejenigen, die hinsichtlich des Ermessensspielraums eines Schiris einen anderen Standpunkt als ich haben, ändern meine Meinung sicherlich auch nicht.

Re: Der kürzeste ..............

BeitragVerfasst: 23. Apr 2019 14:57
von mr.kite
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht worauf Du hinauswillst. Bei einem Schafkopf mit privat vereinbarten Regeln findest Du es schlecht, dass ein Spieler diese Regeln ausnutzt. Darum wechselst Du das Spiel, weil es in einem anderen Spiel klarere Regeln gibt. Und daraus folgt, dass die bestehenden Regeln nicht angewendet werden sollen. Für mich ergibt das keinerlei Sinn.

Re: Der kürzeste ..............

BeitragVerfasst: 23. Apr 2019 15:08
von John
Genau darin, dass du mich nicht verstehst, liegt ja das Problem.

Du sprichst von vereinbarten Regeln. Ok, was genau sind oder waren denn diese? Doch wohl nicht so: Wenn ein Spieler den Eindruck hat, dass die Reihenfolge, in der die Karten gespielt werden, nicht eingehalten wurde - und sei es auch nur um einen Sekundenbruchteil - dann hat er das Recht, für sich das Spiel zu reklamieren und sich zum Sieger zu erklären.

Sondern es ging einfach darum, einen gewissen Wildwuchs beim Schafkopf, der im Laufe der Zeit gewachsen ist, einzudämmen. Niemals war dabei der Gedanke gekommen, dass jemand dies "ausnützen" könnte.

Etwa gleichzeitig habe ich nun den Turnierskat kennengelernt und dann dabei auch das in Variationen natürlich immer noch geltende Regelwerk. Und ich habe die Chance gesehen, einen sinnvollen Regelgedanken in das umsetzen, was ich nun einmal den Geist des Spieles nenne.

Dass dieser Regelgedanke nun - einschränkend muss ich "fast" einfügen - auch im Skat genau so unvernünftig und entgegen seinem Sinn gesehen wird, wie beim Schafkopf, hat mich schockiert und mir zwar nicht die Freude am Spiel nehmen können, wohl aber die Freude daran, selbst aktiv solche Regelhintergründe formalistisch und undifferenziert anzuwenden.

Bestehende Regeln sollen wie bestehende Gesetze angewendet werden, aber nicht ohne das zu gebrauchen, über das wir Menschen glücklicherweise verfügen, zumindest verfügen sollten.