2 lustige Fälle vom Vereinsabend

Fragen zur ISkO

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2 lustige Fälle vom Vereinsabend

Beitragvon Protegé des Zufalls » 20. Feb 2019 14:18

Hallo Pinnies, habe ich euch mal 2 Streitfälle vom Vereinsabend am Montag mitgebracht:

1. Ich sitze am Katzentisch (weil erstes Mal dieses Jahr da) und spiele einen Grand ohne 1 mit den beiden Mittelbuben. Habe mein Spiel schon gewonnen und schiele auf Schneider
Im 8. Stich schiebe ich eine pik Lusche raus und die Gegner haben nach diesem Stich 13/14 augen liegen. Sitze jetzt in Mh und habe klpibu klka08 und Vh hat klhe10 klka10 und HH klkrbu klheas. Bevor VH zum 9. ausspielen kann, deckt Hh seine beiden Karten auf und kürzt ab. Hätte VH aber herz 10 angespielt, steche ich und bekomme beide Herzvollen und die Gegner wären Schneider geblieben. Ich habe den Schneider für mich proklamiert, weil mir die Chance, ihn zu erspielen durch das falsche Abkürzen genommen wurde. Ist das legitim ?

2. Anderer Tisch (habe ich nur am Rande mitbekommen)
Eine Spielerin (spricht leise und im Raum war es laut) sagt Karo an und die beiden Gegner (beide ältere Herren) verstehen Grand. Der Irrtum fällt erst im fünften Stich auf, als die Spielerin falsches Bedienen der Gegner bei ihrem Karospiel moniert. Schiedsrichter wurde gerufen. Beide Gegner wollen ihr einen Grand abschreiben, sie beteuert sie habe wirklich Karo gesagt. Wie würdet ihr entscheiden. Den zweiten Fall finde ich echt knifflig.
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Re: 2 lustige Fälle vom Vereinsabend

Beitragvon mr.kite » 20. Feb 2019 15:33

Das sind 2 interessante Fälle. Bitte mach doch für jeden einen extra-Thread auf, sonst gehts arg durcheinander.
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Re: 2 lustige Fälle vom Vereinsabend

Beitragvon mannikr » 20. Feb 2019 17:49

zu deinem 2.Fall hatte ich mal eine Anfrage gestellt, weil es bei uns auch passiert war.
Sehe auch das ich dazu gar kein Urteil gepostet habe.
Dann jetzt nachträglich im dortigen Fall

http://www.32karten.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=11570&p=106937#p106937
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Re: 2 lustige Fälle vom Vereinsabend

Beitragvon Eric » 23. Feb 2019 21:32

Also der zweite Fall ist nur deshalb doof, weil er sich nicht eindeutig durch die ISkO lösen lässt.

Weder die Mehrheitsregel ( meine letzte Info ist, dass im Zweifel die Mehrheit reicht, und nicht zwingend die "ganze GP" ) noch die Entscheidung "Kraft Logik" lassen sich zwingend aus der ISkO ableiten.

Da Entscheidungen mit einfachen Mehrheiten, ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen, eher die Möglichkeit schaffen, sich in betrügerischer Weise abzusprechen, wäre ich immer für die Logik.

Und dann geht es nur noch darum, was "man" ( hier halt die höchste Instanz ISkG ) im Zweifel will.

Sehen wir doch mal , welche Aspekte so beachtet werden müssen :

1. Der AS könnte sich bewusst sein, dass er sich tatsächlich bei der Spielansage versprochen hat und erhält dann, wen es keinen sachlichen Grund für einen Grand ( den er ja vielleicht wirklich versehentlich ansagte ) gibt das Recht, sein Karo weiter durchzuführen. Es stellt sich aber abseits des tatsächlichen Falls die Frage, welchen immensen Vorteil hat der AS ( bzw. Nachteil die GP ), wenn es erlaubt wäre, dass der AS seine Spielansage sofort korrigiert ?
2. Die GP hat ihr bisheriges Gegenspiel auf falsche Voraussetzungen gestützt, d.h. eigentlich müssten die Stiche rückabgewickelt werden. Was, wenn dabei dann ein Kartenverrat stattfindet ? Ist es zumutbar, das der zu Lasten des AS geht ?
3. Weiter Aspekte fallen sicher anderen auch noch ein.

Leztendlich muss "man" ( also das ISkG ) abwägen, was schwerer wiegt und, und das ist ja die lästige Aufgabe einer "letzten Instanz", dann eine Entscheidung fällen und dann eben die ISkO so ändern, dass es bei den Schiedsrichtern "kein Vertun" mehr geben kann.

Was den ersten Fall angeht, ist wohl klar, dass das Verhalten des Spieler einen Regelverstoß nach 4.4.5 ISkO darstellt, da der AS eben nicht "unabhängig von der Spielführung" keinen Stich mehr erhalten kann.
Daher gelten die Bestimmungen 4.1.3 - 4.1.6. Und das bedeutet für den Schneider gem. 4.1.4 "erfordert den Nachweis, dass sie bei regelgerechtem Spiel sicher erreicht worden wäre." Sicher ist der Schneider in dem Fall nicht, also gibt es ihn auch nicht.

Natürlich, und das gilt ja auch für andere Regelverstöße ( z.B. GS bedient gleich im 1. oder 2. Stich falsch und wirft zeitgleich mit dem Geständnis seine Karten offen auf den Tisch ), beeinträchtigen die Vorgänge im Zusammenhang mit Regelverstößen immer mehr oder weniger auch die Punktechancen des AS. Die Frage ist, ob man den Status quo ( im Zweifel gegen den AS ) ändern will und kann, ohne dem AS vielleicht auch einen zu großen Vorteil zu gewähren. Eines ist denke ich klar, wenn ich den Verdacht habe, dass ein GS regelmäßig und bewusst Regelverstöße begeht, um dem AS Schneiderchancen zu vermasseln, geht es ja nicht mehr um den Schneider in dem einen oder anderen Spiel, sondern dann geht es darum, ob dieser Spieler überhaupt weiterspielen darf.
So ist das Skatspiel eben - manche Spiele verliert man, und manche gewinnen die anderen

Ein Weiser schätzt kein Spiel, wo nur der Zufall regieret.
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Re: 2 lustige Fälle vom Vereinsabend

Beitragvon mr.kite » 25. Feb 2019 18:41

Ich mache den thread mal zu, damit Protege des Zufalls die Gelegenheit hat, ihn zu teilen. Es gibt ja zu beiden Fällen eine Menge zu schreiben, aber das hat so keinen Sinn wenn es durcheinander geht.
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