3.4.4 - So gegen das "normale" Volksempfinden ?

Fragen zur ISkO

Moderator: Taronga

3.4.4 - So gegen das "normale" Volksempfinden ?

Beitragvon Eric » 19. Okt 2018 21:44

Hallo zusammen,

komischer Weise hatte ich in den letzten Monaten gleich zwei Entscheidungen bzgl. des 3.4.4 und jedes Mal - auch mit eher erfahrenen Turnierspielern - aber auch Hobbyspielern, angeregte Diskussionen darüber.

Irgendwie war ich überrascht wie viele Skatspieler doch den Standpunkt vertreten, eine ungültige Spielansage, z.B. "Hand" nach Skataufnahme, müsse den sofortigen Spielverlust für den Alleinspieler nach sich ziehen. :naja:

Kurios war es vor ein paar Wochen. Ein Spieler hat schon satt auf der Hand und findet so gut, dass er nach Drückung voller Freude "Grand Schneider" ansagt, ohne aber die Karten aufzulegen. Die Gegenpartei ( ein eigentlich erfahrerer Turnierspieler als Wortführer ) sagt, das ginge so nicht, und schreibt ihm den Grand mit 3 sofort als verloren. Der arme überrumpelte Hobbyspieler holt keinen Schiedsrichter. Ein Spieler am Nebentisch bekommt die Situation am Rande mit, rennt durch die halbe Halle um mich als Schiedsrichter darauf hinzuweisen, dass an seinem Nachbartisch wohl gerade der Tisch eine nicht regelkonforme Entscheidung getroffen hat.

Irgendwie treiben mich seit dem zwei Fragen um :

1. Ist es wirklich bei den Spielern so verbreitet, dass man "eigentlich" der Auffassung ist, dass eine ungültige Spielansage mit sofortigem Spielverlust bestraft werden muss ?

2. Wie sollte die "Rangfolge" im Zweifel sein. Steht die - regelkonforme - Einigung am Tisch über dem "anderen" Teilnehmer ? ( Beispiel : Nach einem - beliebigen - Regelverstoß lässt die unschuldige Partei bewusst! weiterspielen. Ein anderer Teilnehmer bemerkt den Regelverstoß ebenfalls - oder eben : erfährt von dem Regelverstoß erst durch die "Diskussion zur Einigung" und legt dann seinerseits Einspruch ein ). Gäbe es da für euch irgendwo einen Punkt, wo ihr den Hinweis eines "anderen Teilnehmers" ignorieren würdet ?
So ist das Skatspiel eben - manche Spiele verliert man, und manche gewinnen die anderen

Ein Weiser schätzt kein Spiel, wo nur der Zufall regieret.
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Re: 3.4.4 - So gegen das "normale" Volksempfinden ?

Beitragvon marvin » 24. Okt 2018 20:18

Frage 1: Ich erlebe es auch immer wieder das von dir beschriebene "Volksempfinden". Da hilft auch keine Belehrung, ein paar Wochen später kommen dieselben Leute in vergleichbarer Situation wieder auf genau dieselbe Forderung...

Frage 2: Jeder Teilnehmer kann jederzeit einen Regelverstoß reklamieren. Allerdings haben die Spieler am Tisch, die zu der Partei gehören, die den Regelverstoß nicht begangen hat, das Recht, Weiterspiel zu fordern. Und dann hat der andere Teilnehmer rein theoretisch die Klappe zu halten.

Damit ist natürlich nicht jeder Blödsinn abgedeckt, auf den sich so mancher Tisch "einigt". Wie z.B. neu geben, nur weil ein Spieler aus Versehen den Skat umgedreht hat. Denn das hat nichts mit der - berechtigten - Forderung nach Weiterspiel zu tun.

Es darf auch nicht dazu führen, dass gemauschelt wird. Wenn der Spieler vom Nachbartisch das Gefühl hat, dass Weiterspiel nur deswegen gefordert wird, damit der AS nicht verliert, dann sollte er das meines Erachtens reklamieren. Dafür wäre dann aber meines Erachtens die Turnierleitung und nicht der Schiedsrichter zuständig.
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Re: 3.4.4 - So gegen das "normale" Volksempfinden ?

Beitragvon Pgallert » 31. Okt 2018 11:36

Eric hat geschrieben:1. Ist es wirklich bei den Spielern so verbreitet, dass man "eigentlich" der Auffassung ist, dass eine ungültige Spielansage mit sofortigem Spielverlust bestraft werden muss ?

2. Wie sollte die "Rangfolge" im Zweifel sein. Steht die - regelkonforme - Einigung am Tisch über dem "anderen" Teilnehmer ? ( Beispiel : Nach einem - beliebigen - Regelverstoß lässt die unschuldige Partei bewusst! weiterspielen. Ein anderer Teilnehmer bemerkt den Regelverstoß ebenfalls - oder eben : erfährt von dem Regelverstoß erst durch die "Diskussion zur Einigung" und legt dann seinerseits Einspruch ein ). Gäbe es da für euch irgendwo einen Punkt, wo ihr den Hinweis eines "anderen Teilnehmers" ignorieren würdet ?


1. Das ist in der Tat weit verbreitet. Ich wuerde es darauf schieben, dass die Regeln an anderer Stelle ziemlich pingelig sind, wenn man Turnierskat und Kneipenskat vergleicht. Wer als Turnierneuling die Karten auf den Tisch geschmissen bekommt, weil er "Jetzt sind wir schon mal aus dem Schneider" gesagt hat, muss doch annehmen, dass ein angesagter GH nach Skataufnahme verloren ist.

2. Diese Grenze ist schwer zu ziehen, aber es gibt einige Stellen in der ISKO, die der unschuldigen Partei das Recht auf Weiterspielen gibt. Auf die Schnelle hab ich 4.1.6 und 4.2.3 gefunden. Wo das nicht steht, muss der SchiRi die Reklamation wohl bearbeiten. "Heinz, drueck' mal noch eine, bevor du ausspielt" wuerde ich (ohne Widerspruch am Tisch) wohl noch gelten lassen. In Stich 2 oder 3 nicht mehr, weil ja gar kein ordnungsgemaesses Spiel mehr herauskommen kann.
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Re: 3.4.4 - So gegen das "normale" Volksempfinden ?

Beitragvon ThomAss » 31. Okt 2018 12:51

Vielleicht liegt der Ursprung einfach beim häufigsten der mir bekannten Fälle einer ungültigen Spielansage.
Die ist meiner Meinung nach eine "Null" Ansage bei 24.
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