Muss VH?

[Miri23]

Was mich jetzt heute beim WT jemand gefragt hat, ich aber nicht entscheiden musste und sie zum Glück am Tisch eben selbsttätig und friedlich entschieden haben:

MH passt, HH sagt: "Ich hab nix".
Daraufhin sagt VH:"Ich hab auch nix, schau aber rein."
Schaut nochmal in seine Karten und sagt dann: "Nö, ich schau doch nicht rein."

Muss VH das Spiel jetzt machen?

[Skatfuchs]

Hallo,
VH hat ja bereits gepasst und muss damit kein Spiel machen.

[Miri23]

Naja, aber er sagt doch noch Einiges mehr.

[ThomAss]

Ich war schon immer dafür, dass auch VH bei passe passe 18 sagen muss, wenn sie spielen will.
Ich finde, dass VH hier weder eindeutig gepasst noch eindeutig 18 gesagt hat, daher kann sie selbst nach ihrer 2. Aussage immer noch spielen oder passen.

[Skatfuchs]

Hallo,

die Aussage von VH lautete: "Daraufhin sagt VH:"Ich hab auch nix, schau aber rein.""
Das ist für mich ein gepasstes Spiel, wobei VH gern wissen möchte, was im Skat lag.
Und ein Passe ist nun einmal unwiderruflich, da kann er hinterher brabbeln was er will.

[ThomAss]

Nix zu haben, bedeutet ja nicht unbedingt zu passen, das heißt nur, dass er anscheinend auch kein gutes Blatt hat, er aber trotzdem reinschaut, in der Hoffnung einen guten Skat zu finden.
Das kann man halt in beide Richtungen interpretieren.

So etwas passiert ja tausend-fach in der Praxis, Skatfuchs, würdest du zu einem anderen Ergebnis kommen, wenn VH sagt, "ich habe auch nix, sage aber 18."?

[Miri23]

VH meinte es nach eigener Aussage so, wie ThomAss beschrieben hat. Er wollte das Spiel also erst nehmen ("...schau aber rein") und fand sein Blatt beim genauen Hinschauen dann doch zu schlecht ("...ich schau doch nicht rein").
Die anderen am Tisch fanden, er müsste das Spiel nun machen.

[John]

Man wird - auch wenn der Fall natürlich eigentlich unabhängig von Wettkampfstatus und Struktur (Meisterschaft oder Clubabend) entschieden werden sollte, nicht umhin kommen, sich folgende Frage zu stellen:

Ist der Spieler lediglich unentschlossen und somit seine Aussage in beide Richtungen interpretierbar, wie ThomasAss schreibt? Dann wird der Schiri sie eben in eine Richtung interpretieren müssen - genau das ist seine Aufgabe - und kann damit kaum falsch liegen, auch wenn das ISKG nachträglich die andere Interpretationsmöglichkeit wählt in seiner gültigen Letztentscheidung.

Oder aber sieht der Schiri - vielleicht in der Person von VH? - einen Grund, anzunehmen, dass sich VH mit dem unverbindlichen und interpretierbaren Gebrabbel den Vorteil verschaffen will, den Skat anzuschauen und dann selbst seine Aussage je nach Qualität zu interpretieren? Dann muss der Schiri in diesem Fall wohl die Persönlichkeit berücksichtigen und VH vielleicht sogar verwarnen.

[Miri23]

Verwarnung von VH sehe ich nun nicht als Option, er hat den Skat schließlich nicht einmal berührt.

[Eric]

Ich war schon immer dafür, dass auch VH bei passe passe 18 sagen muss, wenn sie spielen will.
Ich finde, dass VH hier weder eindeutig gepasst noch eindeutig 18 gesagt hat, daher kann sie selbst nach ihrer 2. Aussage immer noch spielen oder passen.

Es ändert sich ja immer noch einiges, und von den vielen geplanten Änderungen ist nicht mehr viel übrig, aber ich meine, dass es dieser Vorschlag wohl zum Skatkongress im November geschafft hat. Ich bin hier auch klar deiner Meinung. Wenn ich von MH und HH "erwarten" kann, dass sie entweder reizen oder passen, kann ich das von VH wohl auch erwarten.

[John]

@miri: Du hast Recht, Verwarnung ist keine Option. Und zwar in diesem Falle wegen des letzten Satzes, der im Fall zitiert ist:

Schaut nochmal in seine Karten und sagt dann: "Nö, ich schau doch nicht rein."

Ohne diesen Satz wäre die Verwarnung aber sehr wohl eine Option; denn dann, wenn die Spieler angenommen keine Schiri-Entscheidung suchen würden, hätte sich der Spieler mit seinem Verhalten den Vorteil verschafft, je nach Qualität nun gemäß seiner eindeutig zweideutigen Aussage (!!)

Ich hab auch nix, schau aber rein.

nach Betrachten des Skats die Spielentscheidung treffen zu können. Natürlich gäbe es da keine Verwarnung, denn wo kein Kläger ist, ist kein Richter.
Aber: Die Entscheidung, durch eine Verwarnung solchen Absichten einen Regel vorzuschieben, halte ich für die wichtigere als die, ob der Spieler nun letztlich per Entscheidung zu einem - sicher nicht tollen - Spiel gezwungen wird oder ihm dieses per Entscheidung vom Schiri verwehrt wird.

[Miri23]

Man hätte von Haus aus vielleicht dazusagen können, dass VH ein älterer, äußerst angenehmer, fairer Spieler und ehemaliger Schiedsrichter ist.
Er verwendet besagten Spruch ("Ich hab auch nichts, schau aber rein") bekanntermaßen gerne mal und zwar dann, wenn er das Spiel nehmen will. Dann nimmt er auch den Skat auf und allen war das bisher klar, soll heißen, in der VG wurde dies mindestens in den letzten 20 Jahren so akzeptiert. Und er hat dann niemals den Skat weggeschmissen und eingepasst haben wollen.

Dieses Mal hat er sich nach näherer Betrachtung seines Blattes dann doch entschlossen, nicht zu spielen und das war seiner Meinung nach dann mit: "Nein, ich schau doch nicht rein" klar.

Jetzt war eben die Frage, ob er spielen MUSS, weil ja seine erste Aussage entsprechend der jahrelangen Gepflogenheiten eigentlich eine "VH- 18" war.

Hatte ich mich ursprünglich unklar ausgedrückt?
Dann sorry für die verschwendeten Verwarnungsgedanken, denn die greifen hier doch einfach nicht. Böse Absicht hatte VH niemals.

[John]

Hallo Miri,
deine ganzen Ausführungen gehen doch genau in die Richtung der Individualisierung von Entscheidungen, die von vielen hier so verpönt wird.

Für Entscheidungen am Grünen Tisch ist das ISKG da, für Entscheidung am Skattisch der Schiri in seiner situativen Verantwortung. Und genau der Fall. den er entscheiden muss, ist sicher weder bei dieser Turnierform, noch bei den gleichen Spielern entschieden worden, also hat und braucht er verantwortungsvolle Entscheidungskompetenz und nicht das Gefühl, entweder ein toller Schiri zu sein, der eine richtige Entscheidung trifft oder eine Fehlbesetzung wegen Treffens einer falschen.