Schiri - wir hatten folgendes Problem

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Schiri - wir hatten folgendes Problem

Beitragvon John » 27. Apr 2016 01:04

Weil zur Zeit gar nichts los ist, möchte ich mal eine Sache bringen, die mir heute geschehen ist und die den wichtigen grundsätzlichen Aspekt berührt, wie sich Spieler eigentlich verhalten sollten und wie nicht in "strittigen" Situationen.

Clubabend, kein Schiri mit verlängertem Schein im Club, zwei ehemalige Schiris.

Ich höre am Nebentisch einen Spieler sagen: "Du kannst doch nicht unter dem Spiel sagen, dass deine Karte blank ist. Nun habe ich mein Spiel gewonnen." Das "Gespräch" ging dann etwa so weiter: GS "Das war doch eh klar, wenn er beim nächsten Mal nichts in der Farbe zu gibt und außerdem hast du eh zu." AS: "Nein, ich habe nur 56." - "Und gestochen hättest du eh nicht mehr." Das Ganze habe ich so etwa mit halbem Ohr verfolgt, da bei uns am Tisch gerade ein schwieriges Spiel war.

Dann, während die Karten bereits zum nächsten Spiel ausgegeben wurden, am Nebentisch, fing der AS wieder an, dass die Bemerkung nicht zulässig sei und bat mich als Schiri dann an den Tisch.

Was soll ich tun? Für mich ist die Sache klar, die Bemerkung ist Kartenverrat. Aber: Ist das auch der Fall, wenn sich das klar aus dem weiteren Spielverlauf ergibt? Welche Aspekt müsste ich sonst noch berücksichtigen? Vor allem: Kann ich das, wenn die Karten bereits zusammengeworfen wurden - es konnte auch nicht restlos geklärt werden, von wem? Reicht der zweifellos rechtzeitige erfolgende ursprüngliche Protest des AS, den ich - zufällig - selbst mitbekommen habe?

Meine Entscheidung in Kurzform: grundsätzlich liegt ein Regelverstoss gegen 4.2.9 vor, aber wegen verspäteter offizieller Reklamation, die eine Nachprüfbarkeit möglicherweise relevanter Details unmöglich machte, Wertung nach tatsächlichem Ausgang, also Spielverlust AS. Einverstanden?
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Re: Schiri - wir hatten folgendes Problem

Beitragvon Eric » 27. Apr 2016 20:35

Tja, das ist immer so ne Sache. ( Hatte vor kurzem einen Fall, dass, nachdem bereits zum nächsten Spiel ausgeteilt wurde, ein GS plötzlich Spielgewinn forderte, weil die GP angeblich 60 hatte ). Das geht manchmal echt schnell. Beide Parteien sind sich des Ergebnisses sicher, es wird zusammengeworfen und dann sagt der AS plötzlich "einfach Kreuz gewonnen" und das Problem wird geboren......

Bezeichnender Weise gibt der 5.5.1 auch keine Hilfestellung in From von "die Karten sollten nicht zusammengeworfen werden, solange der AS sein Spiel nicht angesagt hat" oder ähnlich....

Man kann die goldene Regel eben nicht oft genug wiederholen. "Im Zweifel" , also wenn einem irgendetwas nicht passt, sofort das Spielen einstellen ( ja , kostet vlt, etwas Überwindung ) und auf jeden Fall die eigenen Karten ( Handkarten und/oder Stiche ) "sichern" - zur Not sitze ich drauf....

Was die Entscheidung angeht, würde ich auch so sehen. Leider zu spät die Reklamation. Die Tatsache, dass Du von dem Vorgang zufällig in der Eigenschaft als Tischnachbar gehört hast, würde ich auch außer Acht lassen.
So ist das Skatspiel eben - manche Spiele verliert man, und manche gewinnen die anderen

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Re: Schiri - wir hatten folgendes Problem

Beitragvon marvin » 27. Apr 2016 21:25

Ist doch eigentlich sonnenklar: Wenn der AS wirklich wegen der Bemerkung Spielgewinn einfordert, darf er nicht weiterspielen. Da nützt es hinterher auch nichts, sich darauf zu berufen, dass man ja rechtzeitig reklamiert habe. Warum wartet er nicht ab, bis die Frage geklärt ist, sondern spielt weiter???

Ich erlebe es im Club auch immer wieder, dass ich als SR an einen Tisch gerufen werde. Die Karten liegen alle 32 fein säuberlich auf einem Stapel und man fängt an, mir zu erklären, was im 5. Stich gewesen sein soll. Da muss man die Leute echt erziehen: Erst die Streitfrage klären, dann weiterspielen!

Und zu Erics Frage gibt es auch eine klare Ansage des Skatgerichts: Wenn die GP Spielgewinn einfordert, muss sie den im Zweifel nachweisen können. Wenn man also im Glauben, der AS habe auch richtig gezählt, die Karten zusammenwirft und dann der AS behauptet, gewonnen zu haben - dann war man eben schlampig. Am besten ist es, wenn vor dem Zusammenwerfen der Karten die Partei, die glaubt gewonnen zu haben, das auch kundtut. So mühsam kann das doch nicht sein.
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Re: Schiri - wir hatten folgendes Problem

Beitragvon mr.kite » 28. Mai 2016 21:04

Da es sonst keiner tut möchte ich ganz ausdrücklich Marvins hervorragenden Beitrag loben!
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