Fairness oder Regelgerechtigkeit

Fragen zur ISkO

Moderator: Taronga

Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon John » 6. Mär 2022 18:20

Ein regeltechnisch absolut klarer Fall.
Ich spiele einen schwachen Null; VH spielt Bube aus, MH sticht mit Dame, ich gebe die 10 zu. Dann spielt MH die 8, ich bleibe mit der 7 drunter. HH hat schon die 9 in der Hand; für alle ist klar, dass sein Partner die Farbe, also die Reizfarbe, nicht mehr führt.

Nun zeigt der Partner seine Karten vor. Offensichtlich hat er sich bei den Luschen verguckt und angenommen, ich hätte bereits den Stich gemacht. Hättet ihr auf Spielgewinn bestanden?

Vielleicht mag der Rahmen die Entscheidung beeinflussen. VG-EM, Serie 1, eines der ersten 10 Spiele. MH ist Vereinskamerad, 93 Jahre alt, angenehme Runde.

Gibt es hier so etwas wie ein "Fairness-Gebot"?
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon Skatfuchs » 7. Mär 2022 00:30

Hallo,

für mich ist das ein klarer Fall.
Da es hier um die VG-Einzelmeisterschaft geht, so ist die ISKO strikt anzuwenden, denn wo denn sonst?
Da ändert es auch nichts daran, dass dies einen "angenehme Runde" war oder MH ein älterer Herr aus deinem Verein ist.

Es gibt ja dafür dann auch Seniorenwertungen, die im Gegensatz zur ISPA ja auch nur unter Senioren ausgespielt wird mit einer kürzeren Serie.
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon John » 7. Mär 2022 09:58

Das sehe ich doch ein bisschen anders. Natürlich muss ein gerufener Schiedsrichter hier in diesem klaren Regelfall eine Entscheidung treffen, die eindeutig ist. Das habe ich auch schon am Anfang zum Ausdruck gebracht. Meine Entscheidung war es, in diesem Falle keinen Spielgewinn zu beanspruchen. Und ich habe diese Entscheidung nebenbei keineswegs bereut!

Es gibt doch - jeder kennt solche Situationen - Szenen, in denen von fairem oder unfairem Spiel die Rede ist. Und viele Skatspieler sind der felsenfesten Überzeugung, dass nur mit absoluter Regeltreue das erreicht werden kann, was ich als faires Skatspiel bezeichnen möchte.

Vielleicht muss man aber absolute Ausnahmen doch anders sehen.

Noch ein eindeutiges Beispiel von einem anderen Turnier. Nach einem überraschenden Stich meiner GP haben sie 61 erreicht und mir entfleuchte ein "Mist, jetzt habe ich doch noch verloren." Unverständlicherweise - vielleicht weil ich geschrieben habe und daher meine Karten noch in der Hand hielt - haben die Gegner nun gezählt. Alle 3! Und jeder erreichte beim Zählen 57. "Tja, dann hast du doch noch gewonnen" und sie reichen mir ihre Karten. Ich mische, gebe aus - eine Karte fehlt. Zweiter Versuch - gleiches Ergebnis. Schräg gegenüber schaut ein Spieler auf den Boden und siehe da, ein König liegt unten. Dann "Aha, der hat uns beim Zählen gefehlt." Klarer Fall! Sowohl für Schiedsrichter - den ich nicht gerufen habe. Als auch für mich. Faires Spiel? Ich meine ja.
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon mr.kite » 7. Mär 2022 11:15

Es ist doch in Ordnung, ein zustehendes Recht nicht einzufordern. In diesem Fall würde ich es vielleicht auch nicht tun, wahrscheinlich aber doch. Das ist kein locker-flockiges Beisammensein um 2 Bier. Im beschriebenen Wettbewerb geht es darum, wer der beste Skatspieler Deutschlands ist.

Davon unbeschadet sind taktische Überlegungen nach dem Motto "Ich tu Dir nicht weh wenn Du mir nicht weh tust" - da läuft das Fairnessargument dann allerdings ins Leere.
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon marvin » 8. Mär 2022 21:32

Warum stellst du diese Frage hier im Regelforum, wenn du selbst weiß, was die regeltechnisch korrekte Antwort ist? Ob du dein Recht einforderst oder nicht ist ganz allein deine freie Entscheidung. Das können und wollen wir hier nicht beurteilen (ich zumindest nicht).
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon John » 9. Mär 2022 11:23

Marvin, ich habe nicht die Frage nach der regeltechnischen Lösung gestellt, sondern wörtlich gefragt
Hättet ihr auf Spielgewinn bestanden?


Mir jedenfalls ging und geht es seit Jahrzehnten um "Hintergründe" einer Regelanwendung. Ich weiß, dass ich damit gegen Mauern anrenne. Mauern, die aus Bausteinen bestehen, die am besten mit "buchstabengetreuer Regeldurchsetzung" zu beschreiben sind.

Leider befürchte ich, dass diese Mauern einfach nicht (schlimmer als "nicht einfach) zu durchbrechen sind. Schlimmer wird es aber sein, wenn die nicht ganz so linientreuen Spieler einfach verschwinden. So wie viele aus ganz anderen, natürlichen Gründen.

Fazit: In solchen, wie den beiden genannten Fällen, als AS den gemäß eines fairen Skats, wie ich ihn mir vorstelle, den Spielverlust anzuerkennen, nenne ich fair. Denjenigen, der natürlich gedeckt durch das Regelwerk, ihn nicht anerkennt, nenne ich nicht fair.
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon mr.kite » 9. Mär 2022 12:22

Dann schreib es doch einfach in die Signatur. "Ich, John, bin ein wunderbar fairer Skatspieler und Ihr seid alle doof". Inhaltlich ist das nicht viel anderes als ohnehin dasteht.
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon John » 9. Mär 2022 12:51

Was soll denn dieser Angriff?

Überall beklagt man sich, dass die Zahlen runtergehen. Anstatt mal konsequent über mögliche Ursachen nachzudenken, kommt so eine billige Polemik.
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon Ekel Alfred » 9. Mär 2022 14:06

Der andere Mitspieler hatte also noch den König und du das As?
Ansonsten bist du in der Farbe ja nicht mehr drin.
Da finde ich , dass du nicht nur regeltechnisch, sondern auch moralisch der Gewinner dieses Spiels bist. Der andere Mitspieler hätte ja mit dem König übernehmen können und die Neun nachspielen. In dem Wissen das die andere Spielweise leicht zur Verwirrung führt, insbesondere bei Spielern die Mühe haben dem Spiel zu folgen
Jetzt bist du ja benachteiligt weil der Mitspieler die Karten des anderen Mitspielers kennt.Und dass du das As nicht gedrückt hast ist so klar nicht.
Also hast du gewonnen und zwar ohne besonderes Strapazieren der Regeln
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Re: Fairness oder Regelgerechtigkeit

Beitragvon AndreasHL » 19. Mär 2022 17:53

Hallo,

wo ist Anfang, wo ist das Ende? Du bist einmal nett zu dem alten Herren. Und wenn er sich demnächst wieder vertut? Vielleicht bei einem Grand Hand mit Vieren? Ist es dann immer noch der nette alte Herr oder .... na ja, will ich hier nicht schreiben.

Und wenn es statt des netten alten Herren ein arroganter junger S......kerl ist, der dir schon lange auf den Geist geht?

Gleichbehandlung hat ihren Sinn, und sie schützt ja auch grade vor so einem Dilemma wie hier geschildert.

Und wenn jemand wegen dieser strikten Regelauslegung nicht mehr Skat spielen mag, dann ist das wohl auch besser so. Hört sich hart an, ist hart, aber nach meiner Meinung richtig.

Viele Grüße

Andreas
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