Typische Fehler (27): Reizwert halten

Hier dürfen Anfänger ihre Fragen und Spiele zur Diskussion stellen

Typische Fehler (27): Reizwert halten

Beitragvon todo » 27. Nov 2005 16:11

Alleinspiel

27. Das Halten des geplanten Reizwertes

Fortgeschrittene Skatspieler halten häufig den Reizwert des geplanten Spieles. Wollen Sie Kreuz einfach spielen, so bejahen sie die "24?".

Das ist zwar ehrlich, aber unvernünftig.
Den eigenen Reizwert sollte man als Hörender nur halten, wenn man ein starkes Trumpfspiel auf der Hand hält.

Denn wenn der andere dasselbe Spiel plant, wird dieser passen müssen und man hat mit 5 oder 6 Gegentrümpfen zu kämpfen. :cry:

Und wenn der andere ein anderes Spiel reizt, wird er eh' weiter bieten und man erhält das Spiel sowieso nicht!

Es ist also besser, wenn man auf den eigenen Reizwert paßt. Man vermeidet eine Niederlage und hat die Chance, dem Gegenspieler eine Niederlage zu bereiten.
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Beispiel
(VH) pibu kabu kras krko kr07
he10 he07 pias piko pi07

Vorhand hörte von HH die Frage nach der 24. Vorhand bestätigte (??) und hatte das Spiel. Er fand natürlich keine Verstärkung und rannte gegen 6 (!) Trümpfe. Im Skat lagen
ka10 kada und das Blatt des Kontrahenten sah so aus:

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krbu hebu kr10 krda kr09
kr08 heas heda he09 ka07
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Anschließend wird natürlich über das große Pech gejammert. Hier war es jedoch mangelndes Können. Die erlittene Niederlage hätte man Hinterhand beibringen können: http://www.doskv.de/lastgame.php?n=ffdf33e8-5d22-11da-a6c0-8df7c9751e02&dx=odoem
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Beitragvon Olleicke » 27. Nov 2005 17:20

Sorry, aber dieses Statement stimmt so nicht ganz!

Ich möchte dies anhand von 3 Spielen der gestrigen Bundesliga erklären. An meinem Tisch machte ich einen Spieler aus, der dies genau wie empfohlen praktizierte.

Im 16. Spiel hielt ich in MH einen knappen Pik mit 2. Ich reizte 30, die dieser Spieler in VH hielt. Dann passte ich, denn es hatte ja keinen Sinn, 33 zu reizen. Wenn ich es bei 33 bekäme, wollte der Gegner ja auch Pik spielen. Es kam, wie es musste, der andere spielte Pik und verlor genauso, wie ich mein Spiel auch verloren hätte.

Wenig später reizte ich einen Herz ohne 3 gegen ihn. Ich reizte 40 und passte dann. Der Gegner hatte die Wahl zwischen Herz und Pik und entschied sich - in Erinnerung an Spiel 16 - für Herz in der Annhame ich hätte Pik. Wieder verloren. Wenig später hatte der Dritte einen einfachen Herz. Er hielt 20 und bekam das Spiel. Er spielte und gewann dieses Spiel. Der bewusste Gegner hatte ein einfaches Pik, das er aber nicht bis 22 reizte, weil er erwartete, es dann nur zu bekommen, wenn sein Gegner auch Pik hätte. Der hat also durch Halten des Reizwertes ein Spiel bekommen, was ihm eigentlich nicht zustand.

Fazit:
Es ist - wie so oft im Skat - nicht richtig, starre Regeln zu befolgen. Wenn man also einen Herz hat, ist es genauso oft richtig bei 20 zu passen wie 20 zu halten. Es höngt von der psychologischen Situation und der Komptenz des Gegners ab. Aber wussten wir das nicht schon vorher?

Die einzige Ausnahme sind solche Spiele, bei denen "fremde" Denominationen dazwischen liegen, zb. 24 (weil da der Null eine Rolle spielt) oder ganz besonders 36 (weil da der Null Hand, Kreuz mit 2 oder Karo mit 3 möglich ist).

Bedenken muss man auch, dass der Reizwert seinem Partner eine entscheidende Hilfe für das Gegenspiel - insbesondere das Ausspiel - geben kann. Ist der Partner am Ausspiel, ist Verwirrspiel oft nicht angesagt, da man sich dadurch seine Chancen für das Gegenspiel verschlechtert. Aber dafür bedarf es natürlich eines kooperativen Partners.

Schönen Gruß,
Olleicke
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Beitragvon Rolando » 28. Nov 2005 00:45

Hallo!

Diese Taktik habe ich mir auch zu Eigen gemacht.
Nur, und so habe ich auch todo verstanden, muß man unterscheiden, ob man Hörender oder Bietender ist.
Als Bietender nenne ich den Wert meines geplanten Spiels.
Als Hörender steige ich, mit Ausnahme der Nullspiele, im Allgemeinen eine Stufe früher aus. Wobei dies natürlich kein Dogma ist.

MfG - Rolando
"Ein jeder hat seine eigene Art, glücklich zu sein und niemand darf verlangen, dass man es in der seinigen sein soll".

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Beitragvon todo » 28. Nov 2005 11:25

Ja, es ging ums "Hören" beim sog. taktischen Reizen.

Also als Vorhand, wenn MH zwanzig erfragt und ich eine 20 spielen will. Dann passe ich. Sagt mir die Hinterhand eine 22 und ich plane "Pik einfach", so werde ich als VH aussteigen und einen Spielverlust vermeiden.

Schwieriger wird es, wenn der Bietende auch eine Stufe unter seinem eigentlichen Reizwert bietet. Das hast Du ja anschaulich beschrieben und hier bleiben als Anhaltspunkte nur die eigenen Handkarten und Erfahrung.
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Einen Schritt weiter denken!

Beitragvon Olleicke » 28. Nov 2005 11:41

Das habe ich durchaus verstanden! Man kann aber als Bietender wunderbar taktisch agieren, wenn der Hörende sich schematisch nach dieser Regel verhält. Das war das, was ich damit sagen wollte.

Wenn der Bietende sich taktisch schlau verhalten kann, ist der Hörende der dadurch geschädigt. Nein, ausrechenbar zu sein, ist ein erheblicher Nachteil im High Level Skat!

Wenn ich weiß, dass der Hörende stets bei seinem Bietwert passt, kann ich als Bietender auch 1 unter meinem Wert passen. Dann kann aber der Hörende doch seinen Wert halten, und kriegt plötzlich ein Spiel, das ihm nicht zusteht.

Jetzt verstanden?

Gruß,
Olleicke
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Beitragvon Mysticus » 30. Nov 2005 02:16

Klar ist das verstanden, aber wir sind hier auch bei "Skat für Anfänger", nicht bei "Skat für Bundesligaspieler". :wink:

Im Grunde ist es sinnvoll auf seinen Reizwert zu passen, insbesondere wenn das Blatt nicht so stark ist.

Als Bietender steige ich sicher nicht unter meinem Reizwert aus; wenn ich dann nur zwei Gegentrümpfe habe (bei einem Trumpf hat mein Mitspieler vielleicht immerhin 3 oder 4), geht das Spiel fast immer im Gegenspiel verloren, der AS ist dann zu stark.

Mit diesem Blatt halte ich beispielsweise nie und nimmer 24, sondern passe auf 24. Eine Null will ich mir aber auch nicht ansehen, als Bieter muss ich ja geradezu 24 sagen.

krbu hebu kr10 krko krda heko pias piko ka10 ka09

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Anfänger

Beitragvon Ralley » 30. Dez 2005 14:00

Es soll doch eine Hilfe für Anfänger sein. Als erfahrener Spieler halte ich an einem Tisch mit unerfahrenen Spielern immer meinen höchsten Reizwert.

Ich will schliesslich helfen und nicht anfangen Anfänger zu verwirren. Sie sollen gleich wissen was meine starke Farbe ist ohne selber überlegen zu müssen, dass überfordert viele einfach.

Was sie selber machen ist mir ziemlich schnuppe. Ich hab relativ schnell raus was sie machen, ob Reizwert oder einen unter.
Um ihnen aber einen sicheren Skat zu ermöglich ist es schon richtig als Anfänger erstmal so ranzugehen immer einen unter dem höchsten Reizwert zu passen ... sobald man sich sicherer fühlt und mehr Gefühl für die Karte bekommt kann man das später gerne ändern.
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weiteres Beispiel

Beitragvon todo » 22. Mär 2006 00:44

Alleinspiel

Auf den eigenen Reizwert passen - Beispiel 2

Warum man erfolgreicher ist, wenn man den Reizwert für das geplante Spiel nicht hält, soll ein weiteres Beispiel verdeutlichen. Mittelhand führt:

pibu kabu he10 heko he09
kras kr10 krda piko pi08 (MH; 18 gesagt)

Auf die 18 von MH wird sofort gepaßt, aber Hinterhand hat noch "20!" Natürlich muß die Mittelhand hier sofort verneinen und HH spielen lassen.

Will Hinterhand auch Herz spielen, läuft man ins offene Messer.
Will Hinterhand ein höheres Spiel machen, bekommt man das Spiel eh' nicht. (Wer ein gutes Pikspiel plant, reizt auch 22. Wer ein ausbaufähiges Null hat, bietet auch 23!)

Außerdem ist die Handkarte stark vom Skat abhängig; MH braucht hier noch mindestens eine gute Karte im Skat.

Hinterhand reizte mit einer Gurke auf den Skat und flog auf die Nase -- denn er lief mit seinem Herzspiel gegen die volle Batterie:

Herzspiel bei gereizten 20
krbu hebu heas heda he07
kr07 kaas kako ka09 ka07 (HH)

Nach dem Spiel beschwerte sich Hinterhand bitterböse über die taktische Reizung: "Was ist mit reizen????" "Wie hoch ist denn Deine Mauer?????" Hinterhand verlangte also, daß andere höher reizen sollen, damit sie dann verlieren. Das taktische Mittel, "einen unter" zu passen, hatte Hinterhand überhaupt nicht verstanden.

--todo.
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