von Karlzberg » 15. Jan 2008 20:41
puh, ganz schön viele fragen auf einmal, die nicht gerade einfach zu beantworten sind. die meisten antworten ergeben sich erst mit steigender erfahrung, einige kniffe sollten aber durchaus schon jetzt anwendbar sein:
1.) die beurteilung der gegner ist nicht immer leicht. mit steigender erfahrung wird es zunehmend leichter, ein gewisses talent kann hierbei aber auch nciht schaden. sehr hilfreich ist es hierbei, sich noch einmal die karten der beiden mitspieler anzusehen und daraus rückschlüsse zu ziehen. aber auch hierbei bedarf es ein wenig an erfahrung, um besser einschätzen zu können, ob die reizung (oder nichtreizung) eher defensiv, oder eher offensiv war. anders ausgedrückt: um das richtig beurteilen zu können, muss man seine eigenen blätter selbst auch gut einschätzen können.
für den anfang kann man aber natürlich auf farblängen usw. schließen und den bauernstand einigermaßen sicher erschließen. zu beginn reicht es, davon auszugehen, dass ein spieler ein spiel mit 6 trümpfen anreizt. hat man ein oder zwei buben auf der hand, kann man also davon ausgehen, dass der gegenreizer selbst zwei buben hat und dazu viermal die entsprechende farbe. natürlich kann es auch anders stehen, für den anfang ist dies aber ein guter richtwert für die spielplanung.
bei zwei gegenreizungen kann man schon relativ genaue rückschlüsse über den kartenstand anstellen. man muß sich hierzu die frage stellen, mit was jeweils gereizt werden konnte und erhält so einen überblock darüber, wie die vollen stehen, und wie die farben verteilt sein könnten.
meistens ist es so, dass ein spieler in der gereizten farbe nicht das ass hat, folglich kann man dann davon ausgehen, dass das ass auf der anderen seite steht.
das ganze ist aber ncihtmal die spitze des eisberges.
2.) natürlich kann bei passe-passe einer der spieler noch zwei buben führen. vor allem dann, wenn du selbst die beiden alten hast. wenn allerdings noch beide alten draussen sind, ist es durchaus recht wahrscheinlich, dass diese verteilt stehen. ist dies nicht der fall, sind die farben zumeist symmetrisch verteilt. beides ist kein muss, KANN aber bei der spielplanung berücksichtigt werden.
3.) ob ein spieler nun auf seinen reizwert passt, oder diesen hält, sollte man relativ schnell erkennen können. einfach auf die farblängen im spiel achten und schon hat man es raus. die einschätzung der spielstärke hat auch wieder sehr viel mit erfahrung zu tun.
je mehr eigene techniken man beherrscht, desto besser kann man auch die spielweise der mitspieler einschätzen.
gerade als anfänger kann man oftmals einige spielzüge nicht verstehen und erachtet sie im nachhinein evtl. als schlecht. beherrscht man aber selbst diesen spielzug, sieht man, dass es evtl. die einzige chance auf einen spielgewinn war.
grundsätzlich sollte man aber -gerade im gegenspiel- davon ausgehen, dass der partner mit seinem spiel einen plan verfolgt. ein sehr guter ansatz hierbei ist, dass derjenige der gegenspieler den gewinnplan vorgibt, der als erstes von beiden aufspielt.
fatal hingegen ist, wenn beide spieler einen eigenen spielplan entwickeln. das geht fast immer in die hose...
4.) die beurteilung der karten läuft ebenfalls wieder über die erfahrung. hilfreich hierbei ist es, nicht zwanghaft auf den schnitt zu achten, sondern auch mal ein wenig herumzuexperimentieren. je offensiver man reizt, desto eher bekommt man einen einblick darüber, welche konstellationen welche aussichten auf erfolg haben.
allerdings setzt dies wiederum eine gewisse eigene spielkunst voraus. gerade in der anfangsphase nutzt einem das experimentieren sehr wenig, da man zu viele spiele durch eigene fehler selbst verliert.
daher gilt: zunächst einmal mit den grundprinzipien vertraut machen und eigenspielerfahrung sammeln. dabei hilft die stegen-reize ungemein, da sie größtenteils nur gewinnbare spiele zulässt. daran kann man sich wunderbar üben und einige spielabläufe entwickeln.
weiterhin ist das nachkarten sehr wichtig. hat man einmal ein spiel verloren, nicht einfach als pech abschreiben, sondern in ruhe noch einmal durchgehen und wege suchen, wie man es vllt. doch noch gewinnen kann. noch besser ist es, wenn man hierbei erfahrene spieler an der hand hat, die einem bei der analyse helfen.
ich konnte deine fragen natürlich nicht komplett beantworten. in den frage steckt einfach viel zuviel theorie, als dass man sie lückenlos beantworten könnte.
ich habe mir aber fest vorgenommen, meine begonnenen serien spätestens nächsten monat fortzusetzen, wo dann auch einige deiner fragen eine antwort finden. auch zu den scheinbar abgehakten themen kannst du gerne noch etwas schreiben und nachhaken, wenn dir etwas nicht klar ist.
zum schluß noch ein kleiner tipp, der mir ganz gut geholfen hat und auch heute noch hilft:
nicht zuviel auf einmal wollen. such dir eine bestimmte spieltechnik heraus, auf die du dich konzentrieren möchtest. versuche dann, diese technik so oft es geht anzuwenden, auch wenn sie mal fehl am platze ist. durch fehler lernt man am besten.
als beispiel: kannix18 hat einmal etwas zum thema "kürzeste volle blankstellen und bei nächster gelegenheit schmieren" geschrieben. wie ich finde, eine sehr schwierige technik, die sehr viel spielübersicht erfordert, bei richtiger beherrschung aber äusserst effektiv sein kann. diese technik versuche ich momentan zu erlernen. darunter mussten meine mitspieler in den letzten serien schwer leiden, weil ich es meisten falsch gemacht habe. aber aus diesen fehlern lerne ich gut, wann die technik eben nicht angebracht ist und kann daraus dann entwickeln, wann sie doch sinnvoll ist. wenn sich meine mitspieler darüber rägern, kann ich mich dafür immernoch entschuldigen und erklären, was ich da mache, dann ist das auch meistens in ordnung. first macht sich momentan sogar einen spaß aus der ganzen sache, aber das nehme ich einfach mit humor, was dann sogar noch etwas mehr spaß in die serie reinbringt.
allerdings lasse ich beim erlernen dieser technik einige andre schwachstellen außen vor, um eben mehr geistige kapazitäten frei zu haben, um mich voll und ganz auf diese technik konzentrieren zu können.
dafür ist später die freude umso größer, wenn ich sie dann endlich erfolgreich anwenden kann.
gez.: Das einzig wahre Bier