@ spock
Nein, ich bin kein Pädagoge und habe mich auch weder professionell noch hobbymäßig mit Lehrmethoden beschäftigt. Dennoch habe ich eine Meinung dazu und habe mich im Laufe der vielen Jahre meines "Skatlebens" schon bei vielen Leuten darum bemüht, ihr Skatspiel besser zu machen. Praktisch, aber auch theoretisch mit der Skatschule auf Skat1x1, die aus meiner Feder ist.
Wenn ich schreibe, dass ich wenig von dem Punktesystem halte, heißt das jedoch keineswegs, dass ich Walter's Bemühungen um die Nachwuchsarbeit in irgendeiner Weise schmälern möchte. Seine Erfolge dabei sind unbestritten und ich werde mich hüten, so zu tun, als habe er keine Ahnung und ich die Weisheit mit Löffeln gefressen. Das möchte ich zunächst mal klarstellen.
Dennoch werden wir nie klären können, ob "seine" Ex-Jugendlichen mit anderen Lehrmethoden nicht genauso oder sogar noch erfolgreicher geworden wären. Da du Pädagoge bist, weißt du besser als ich, dass in deiner Profession - so wie fast überall - keinesfalls alle die gleiche Meinung vertreten, welcher Weg am zielführendsten ist. Die höchst unterschiedlichen Schulsysteme allein in Europa legen davon ein beredtes Zeugnis ab.
Trotz meines anderen Ansatzes wird auch von mir wird nicht bestritten, dass ein solches Punktesystem dem Anfänger zunächst dazu verhilft, seinen Punkteschnitt zu verbessern. Die Frage ist nur, ob es nicht dazu verführt, beim Reizen nach Schema F zu verfahren. Dann wäre es m.E. nämlich kontraproduktiv. Denn schematisches Denken führt beim Skat zwar zu einer Verbesserung, nicht aber an die Spitze. Um ganz nach vorne zu kommen, braucht es neben Talent Ideenreichtum und Kreativität. Ich hatte schon mehrfach das Vergnügen, bei der ISPA-Mannschafts-DM mit Walter die Klingen zu kreuzen und kann jedem, der noch nicht mit ihm gespielt hat, versichern, dass er von beidem eine Menge mitbringt.
Deshalb verfolge ich eher den Ansatz, zu versuchen, lernenden Spielern den notwendigen Werkzeugkasten an die Hand zu geben und sie dann machen zu lassen. Das Schöne beim Skat ist, dass hier kein echtes, sondern nur ein Kartenhaus zusammenfallen kann, wenn der Lernende den Umgang mit den Werkzeugen noch nicht richtig beherrscht. Und wenn das passiert ist, kann man ihm erklären, wie das Haus hätte stabil bleiben können bzw. wie er Hammer und Säge zukünftig besser einsetzt. Zumindest für mich kann ich ganz klar sagen, dass durch eigene Fehler verlorene Spiele (sei es im Alleinspiel oder im Gegenspiel) die beste Motivation waren, die Dinge zukünftig besser machen zu wollen.
Zugegeben, manch Skatfreund verliert bei anhaltender Erfolglosigkeit auch schnell die Lust an diesem Spiel. Das trifft insbesondere auf Kinder und Jugendliche zu, die das Umgehen mit Verlieren erst noch lernen müssen. Insofern ist dieser Ansatz vermutlich für diese Altersgruppe nicht sehr geeignet. Da ich kinderlos bin, sehr wenige Erfahrungen mit jugendlichen Skatspielern habe und eben nicht über eine pädagogische Ausbildung verfüge, halte ich mich dazu auch zurück. Aber wenn junge oder auch ältere Erwachsene, die sich noch in der frühen Lernphase befinden, sich von Niederlagen abschrecken lassen statt sie als Motivation anzusehen, besser werden zu wollen, dürften dem Skatsport nach meiner Einschätzung keine potenziellen zukünftigen Spitzenspieler verloren gehen.
@ Kite
Du hast sicher recht, dass vielen Spielern, die den Skatsport eher als Hobby ohne große Ansprüche betreiben, das Punktesystem hilft, etwas besser zu werden. Insofern will ich das auch gar nicht per se kritisieren. Aber wer in einem Skatforum schreibt oder liest, in dem es naturgemäß viel um Theorie geht, hat in der Regel schon einen etwas größeren Ehrgeiz und ein tiefergehendes Interesse. Ausnahmen bestätigen die Regel.
@ Stonebiter
Ich finde keinesfalls, dass Pokern gar nix mit Skat zu tun hat. Spieltechnisch natürlich nicht, aber gerade in psychologischer Hinsicht gibt es da doch einige Parallelen. So etwas wie Tischdominanz z.B. spielt auch im Skat eine große Rolle. Vorallem aber zeigt deine Begeisterung fürs Pokern schon mal eine Affinität für Geschicklichkeitsspiele mit Karten. Wenn du dazu noch ein guter Schafkopfspieler bist, sind die Voraussetzungen ziemlich gut, auch beim Skat erfolgreich zu werden. An Talent sollte es nicht mangeln.
Schade ist natürlich, dass du keine Skatspieler kennst. Das macht es deutlich schwieriger. Ich spiele kein Online-Skat, aber im Forum wird, glaube ich zumindest, auch noch gespielt. Vielleicht hilft es dir, hier ein paar Runden mitzumachen. Die netten Fori's, die hier aktiv sind, schreiben dir bestimmt, wie das funktioniert und wann sie spielen.
Zum theoretischen Wissen. Natürlich brauchst du eine gesunde theoretische Basis, um dein Spiel zu verbessern. Es ist gewiss nicht verkehrt, dafür auch Hilfsmittel wie Skatbücher oder Tools zu Rate zu ziehen. Einige Spieler, die hier aktiv sind, haben ja auch schon Bücher geschrieben. Namentlich weiß ich das vom Skatfuchs und von zaccone. Auf meine kostenlose "Skatschule" auf der Seite Skat1x1 habe ich ja schon oben im Text in aller Unbescheidenheit hingewiesen.

In der kannst du z.B. nachlesen, warum es sehr oft verkehrt ist, als ersten Trumpfzug den Kreuz Buben zu spielen, wie du es in deinem neuen geposteten Spiel in "Leichtere Kost" getan hast.
