Zu diesem interessanten Thema möchte ich auch gerne meine Erfahrungen schildern, zumal es nur wenige Skatspieler in meinem Alter (23) geben dürfte, die bereits auf eine langjährige Vereinserfahrung zurückblicken können (höchstens vielleicht Thomas Kinback, als er noch jung war
).
Bislang war ich in zwei Skatvereinen, anfangs bei "Mit Vieren" in Cuxhaven, zuletzt beim "Bürgerbräu" in Osnabrück. Als ich bei "Mit Vieren" anfing, war ich noch ziemlich jung (15, 16 oder 17, ich weiß es schon gar nicht mehr genau). Ich kannte die Grundzüge des Spiels, hatte mich über Skatliteratur weitergebildet und lernte im Verein schnell dazu. Dabei landete ich in der Jahresrangliste auch durchgehend im ersten Drittel. Dennoch brachte man für mich als jungen Anfänger (mit Abstand der Jüngste im Verein) wenig Verständnis auf. Der Verein war für mein damaliges Verständnis relativ groß (meistens um die 20 Mitglieder am Spielabend) und verfügte über viele gute und ambitionierte, aber leider auch "launische" Spieler. Es flogen öfter die Fetzen, auch weil ich mir nicht alles gefallen ließ, aber viele der Schreihälse regten sich immer auf und nicht speziell wegen mir, was viele andere Spieler wiederum nicht gutheißen konnten. Nun muss man eins berücksichtigen: Cuxhaven ist eine relativ trostlose Stadt mit hoher Arbeitslosenquote und vielen Alkoholikern und Todkranken. Wenn der gestresste Taxifahrer sich abends beim Skat entspannen will, aber nur schlechte Karten bekommt und unter seinen eigenen Fehlern und besonders den Fehlern seiner Mitspieler leidet, die ebenfalls gestresst sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er und auch manch anderer sich aufregt. Ein anständiges Ergebnis beim Vereinsabend stellte in diesem Fall also so etwas wie Lebensfreude dar. Natürlich bestand vor diesem Hintergrund wenig Interesse, einen Anfänger zu einem ernsthaften Konkurrenten aufzubauen. Da hilft nur ein dickes Fell und permanentes Hocharbeiten ("[to] climb the ladder", wie die Amerikaner sagen). Obwohl die dort gesammelten Erfahrungen spielerisch wie menschlich von unschätzbarem Wert für mich waren, zögerte ich angesichts meines damals anstehenden Abiturs keine Sekunde mit dem Austritt, und bis heute weine ich dem Verein keine Träne nach.
Ganz anders verlief meine Zeit im "Bürgerbräu": Der Verein war kleiner und hatte keine überdurchschnittlich guten Spieler, dafür herrschte aber von Anfang an eine angenehme Atmosphäre. Ich wurde sofort gut aufgenommen und wie ein Gleichberechtigter behandelt, obwohl ich wiederum der mit Abstand jüngste Mitspieler war. Da ich spieltechnisch gesehen immer mal wieder neue Ideen einbrachte, führten wir viele fruchtbare Diskussionen, und trotzdem stand immer der Spaß am Spiel im Vordergrund. Das Klima war so gut, dass ich nicht ein einziges Mal tatsächlich als Regelexperte gefragt war (was natürlich aus einer anderen Perspektive betrachtet eine ganz schöne Verschwendung darstellte
). Trotzdem gab es einen Spieler, mit dem ich sowohl spielerisch als auch menschlich nicht zurechtkam. So etwas kommt immer vor und lässt sich nicht vermeiden. Aber man kann etwas dagegen tun, wenn sich die Gelegenheit bietet. Gegen Ende war unser Verhältnis nämlich akzeptabel, nachdem ich ihn bei einem "Grand" mit vier Spitzen, den er spielen wollte, am unberechtigten Ausspielen gehindert hatte. Wie dem auch sei, mein Examen steht bald an, weswegen (u. a., s. u.) ich dann nach über zwei Jahren doch ausgetreten bin (diesmal aber im Guten). Außerdem will ich ja noch irgendwann Zeit haben für meinen ersten Roman, dessen Konzept schon fast fertig ist. Aber ich will nicht abschweifen.
Anhand dieser zwei völlig unterschiedlichen Erfahrungen sollte sich ein Anfänger, der mit einer Vereinsmitgliedschaft liebäugelt, folgende Fragen stellen:
1. Wie wichtig ist mir Skat? Mir z. B. sind die Skatregeln inzwischen wichtiger als das Spiel an sich, da ich mich mit den Regeln besser auskenne. Zudem habe ich andere Hobbys, die gegenüber Skat Priorität genießen. Wer das auch für sich behaupten kann, sollte lieber in einer privaten Runde spielen.
2. Wie ambitioniert bin ich? Möchte ich mich stetig verbessern? Oder reicht es mir, auf einem gewissen Niveau gemütliche Runden zu spielen? Wer als Gastspieler mehrfach an Spielabenden eines bestimmten Vereins teilnimmt, sollte darauf achten, dass er sich einen zu ihm passenden "Wettkampf-" oder "gemütlichen Verein" gesucht hat. Zumindest sollte, wenn eins von beidem (Wettkampf oder Gemütlichkeit) überwiegt, sichergestellt sein, dass für die Minderheit eine ausreichende Nische vorhanden ist. Es gibt sicher viele Vereine, die drei oder vier gute Spieler haben und zahlreiche Spieler dahinter, die das Spiel nicht ganz so ernst nehmen. Wer aber wirklich etwas lernen will, muss in einem höherklassigen Verein mit einem möglichst angenehmen Klima spielen ("Mit Vieren" in Cuxhaven z. B. spielt bzw. spielte Regionalliga - kein Wunder also, dass ich später im Verbandsliga-Verein "Bürgerbräu" in Osnabrück keine spielerischen Probleme hatte). Wie schon geschrieben wurde, kann es helfen, auf sein noch steigerungsfähiges Niveau hinzuweisen und sich spielerisch Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Übrigens, ich habe weder das Bedürfnis noch die Fähigkeit, mich spielerisch großartig weiterzuentwickeln, was ein weiterer Grund für mich war, mit dem Vereinsskat aufzuhören. Ein solcher Beweggrund dürfte aber den meisten hier, die nicht zur sprunghaften Jugend gehören, fremd sein (damit keine Missverständnisse aufkommen: Die meisten User in diesem Forum dürften mir dank ihrem Talent und ihrer Übung spielerisch weit überlegen sein. Aber ein Oliver Pocher ist doch auch froh, wenn es für grottenschlechte, aber ausgestrahlte Comedy oder für wohltätige Fußballspiele reicht, obwohl bzw. gerade weil er weiß, dass er aufgrund seiner natürlichen Grenzen niemals ein Bundesligaspieler oder ein mittelmäßiger Comedian werden kann).
3. Wie gut komme ich mit den anderen zurecht? Ganz ehrlich: Wenn man die Schwächen seiner Mitmenschen akzeptiert und ein gutes Gemüt besitzt, sollte man in jedem Skatverein der Welt keine allzu großen Probleme mit seinen Mitspielern haben. Nichtsdestotrotz kann man das Pech haben, auf eine große Zahl von Spielern zu treffen, die man nicht leiden kann. Oder unglückliche Umstände erschweren die Integration, z. B. wenn man gleich am Anfang durch ein dummes Missverständnis ein einflussreiches und beliebtes Mitglied verärgert. In jedem Fall sollte man ehrlich zu sich selbst sein. Wer sich in einem Verein nicht wohlfühlt, kann nicht verlangen, dass er dort eine spielerisch und menschlich fruchtbare Skatkarriere hinlegt.
4. Wie komme ich mit dem "Vereinsambiente" allgemein zurecht? Gemeint sind Nikotin, Alkohol und "Trinkzwang". Mit diesem Punkt habe ich meine größten Probleme. Ich trinke keine alkoholischen Getränke, was das geringste Problem ist, weil mich dazu keiner zwingen kann. In einer Gaststätte wird allerdings erwartet, dass man irgendetwas trinkt. Warum aber sollte ich als Student zigfach Cola für 2 € pro 0,3-l-Glas in mich reinschütten? Zum Glück ließ der Gastwirt es mir "durchgehen", dass ich als "armer Student" jeden Abend nur eine oder zwei Alibi-Colas bestellt habe. Man hat mir aber deutlich gemacht, dass dieses Verhalten nicht toleriert worden wäre, wenn ich nicht Student und nicht der einzige "Ausreißer" gewesen wäre. Der Kostenfaktor ist also nicht zu unterschätzen. Je nach Zahlungs- und Spielmodus kann man locker einen zweistelligen Betrag pro Woche bezahlen. Gesundheitlich bezahlen musste ich früher oft für das Gerauche der anderen, was ich überhaupt nicht abkann. Zum Glück sorgen Gesetze und die Einsichtigkeit von manchen Skatspielern inzwischen dafür, dass man viele Runden rauchfrei (wenn auch mit Raucherpausen) ertragen kann. Dennoch sollte man sich immer erkundigen, wie der jeweilige Verein das "Raucher-Problem" handhabt (nennt es aber nicht so, sonst sind wir gleich wieder bei 3.). All diese Faktoren sorgen dafür, dass ich immer mal wieder Vereinspausen brauche. Man sollte demnach wissen, ob und wie man mit diesen Gegebenheiten umgehen kann.
So, das waren meine viel zu langen Gedanken zu diesem Thema. Wenn ihr es schon vermutet habt, liegt ihr übrigens richtig: Ich habe momentan Schlafprobleme.