@ Homer
Da hast Du mich missverstanden. Wie ich im letzten Absatz geschrieben habe, finde ich Karo Ass genausowenig schlecht wie Herz- oder Pik Lusche. Mir geht es also nicht darum, eine dieser Karten als falsch zu deklarieren. Das Spiel ist m.E. ein Rathaus, bei dem es für alle drei Karten plausible Gründe gibt.
Deshalb würde ich auch niemand kritisieren, der sich für eine dieser Karten entscheidet, wenn sie sich hinterher als falsch herausstellt. Schließlich wächst niemandem Gras aus den Schuhen.
Ich spiele nur deshalb Karo Ass nicht, weil es manchmal dem AS eine Totalruine gewinnt. Und das möchte ich - wenn es geht - vermeiden. Dabei ist meine Formulierung, es koste mich Sebstvertrauen, so ein Spiel zu verrubbeln, vielleicht etwas unglücklich gewählt. Ich meine damit, dass es einem hin und wieder passiert, beinahe jede Karte falsch zu spielen. Die Skatspieler nennen das bekanntlich "keinen Schliff haben". Man macht keine offensichtlichen Fehler, trifft aber ständig falsche Entscheidungen. Und sowas kann schon an einem nagen und dazu führen, dass man verunsichert wird. Die Folge ist meist, dass danach die wirklichen Fehler kommen. Kennst Du bestimmt auch.
Und umgekehrt kennst Du es sicher auch, dass Deine Mitspieler "wachsen", wenn sie sehen, dass Du mehrfach falsche Karten spielst. Wobei die meisten gar nicht registrieren, dass Du einfach nur Pech mit Deinen Entscheidungen hattest. Sie sehen nur, dass Dein Aufspiel den durchaus möglichen Sieg gekostet hat. Das hat aber oft weitreichende Konsequenzen. Die können so aussehen, dass die Leute mehr reizen und Du an Deine Spiele nicht mehr rankommst. Typisch ist auch, dass sie bei Deinen Spielen weniger Fehler machen, weil sie das Gefühl haben, Dir skatspielerisch überlegen zu sein. Oder sie glauben, mit Dir als Partner die Gegenspiele allein gewinnen zu müssen, weil Du ja doch nur Mist spielst. Alles Dinge, die ich nicht haben will, weil sie Punkte kosten. Psychologie spielt nach meiner Erfahrung beim Skat eine riesengroße Rolle.
Vor gar nicht so langer Zeit hatte ich beim Skat eine richtig schlimme Phase. Ich hab überall Haue gekriegt und das über viele Monate. Dann habe ich einen Freund und Vereinskameraden im gemeinsamen Urlaub gefragt, was ich eigentlich falsch mache. Er sagte, technisch im Grunde nicht viel, aber meine Ausstrahlung am Tisch sei miserabel. Man würde mir regelrecht im Gesicht ansehen, wenn ich eine Laus habe und man wisse bei bestimmten Karten schon vorher, dass man mir das Spiel jetzt biegen werde. Und so käme es dann auch regelmäßig.
Ich selbst hatte das überhaupt nicht bemerkt, vermutlich, weil ich mich weidlich in meinem Selbstmitleid gesuhlt habe. Durch den Tipp meines Freundes habe ich nach dem Urlaub meine Einstellung geändert. Mich am Tisch gerade hingesetzt, Schultern hoch und Brust raus, mit fester Stimme gereizt und bei schlechten Spielen schnell gedrückt und meinen Mitspielern mit lässig-arroganter Miene direkt in die Augen geschaut. Die Wirkung war frappierend und trat unmittelbar ein. Die Punkte kamen wieder und auch andere Dinge zeigten, dass mein Status in kürzester Zeit wieder gewachsen war. So wurde ich wieder vermehrt gefragt, wie ich denn diese Spiele vorgetragen hätte oder wie weit ich gereizt hätte, was in meiner Loser-Phase kaum noch jemand wissen wollte (ich übertreibe jetzt ein wenig, aber ein Unterschied war schon spür- und sichtbar).